„Ich möchte Chancen eröffnen“

Schwalbach · Seit einem Jahr arbeitet Hans-Jürgen Woll als Behindertenbeauftragter in Schwalbach. Dabei hat er es sich zum Ziel gesetzt, Hilfe zu leisten, und zwar auf schnellem und unbürokratischem Weg.

"Ich möchte Chancen eröffnen", sagte Hans-Jürgen Woll vor fast genau einem Jahr, als er seinen Dienst im Amt des Behindertenbeauftragten der Gemeinde Schwalbach aufnahm. Heute, ein Jahr danach, ist es genau das, was ihm die größte Freude macht, auf möglichst unbürokratischem Weg schnelle Hilfe zu leisten. "Wir hatten einen Mann bei uns, der aufgrund seiner Erkrankung an Multipler Sklerose kaum mehr laufen kann, aber dank seines Quads mobil ist. Er liebt so sehr den Wald, und da haben wir vom Ordnungsamt gerne eine Ausnahmegenehmigung erteilt, er kann jetzt in den Wald fahren", erzählt Woll.

"Ich bin von zu Hause so erzogen worden, sehe die Not der Menschen und will gerne helfen", erklärt er seine Motivation. Die Erblindung seiner Frau hat ihn noch stärker sensibilisiert. Für Jürgen Woll gehören Ampeln mit akustischem Signal und abgesenkte Bürgersteige zum Straßenbild einfach dazu. "In unserer Gemeinde ist das an allen Stellen berücksichtigt". Im Doppelhaushalt sei auch die barrierefreie Umgestaltung der Grundschule und des Bürgerbüros in Elm eingestellt, die Arbeiten werden in diesem Jahr durchgeführt, wie Woll betont.

Ein Ärgernis, das er schon vor seinem Amtsantritt verfolgt hat, ist das rücksichtslose Parken auf Gehwegen. "Ich spreche die Leute an, die gerade vor der Bank auf dem Gehweg so parken, dass ein Rollstuhlfahrer nicht vorbei kommt", erzählt Woll. Als Leiter des Ordnungsamtes betont er, dass Parken auf dem Gehweg grundsätzlich verboten ist. Als Behindertenbeauftragter will er nicht mit Strafzetteln reagieren, sondern an die Rücksichtnahme appellieren. "Ich hoffe immer noch darauf, dass die Autofahrer umdenken", sagt er. An diesem Beispiel, weiß Woll, zeichnet sich auch der Zwiespalt, in dem er manchmal steckt, ab. "Meine Tätigkeit macht mir viel Freude, ich renne beim Bürgermeister offene Türen ein, konnte schon einiges erreichen. Doch manchmal denke ich, es wäre besser, ein Ehrenamtlicher außerhalb des Rathauses würde das Amt übernehmen", sagt Woll.

Praktische Hilfe geben, so resümiert er, das bedeutet seit einem Jahr vor allem Hilfe bei der Antragstellung und Aufklärung zu geben, eine Anlaufstelle zu sein. Viel Wert legt der Amtsleiter dabei auf Erfahrungsaustausch, freut sich immer auf die Treffen der Behindertenbeauftragten aus dem ganzen Saarland. "Die Entwicklung im Saarland geht ganz klar zur Inklusion, nur bezweifle ich, ob uns das in allen Bereichen gelingen wird", sagt er. Offiziell endet seine Amtszeit mit den Neuwahlen des Gemeinderats, "doch ich bin gerne bereit, das Amt wieder anzunehmen", sagt Hans-Jürgen Woll.

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