„Ich genieße jeden Augenblick“

Saarbrücken · Florian Jung ist Saarländer – und Windsurfprofi. Zurzeit tritt der 31-Jährige beim Worldcup gegen die besten Surfer der Welt an. Wie es ist, mit Brett und Segel an die schönsten Orte der Erde zu reisen, hat Florian unserem Redaktionsmitglied Sarah Konrad im Interview verraten.

 Der Stockweiher in Frankreich ist für Florian Jung sein Wohnzimmer. Dort hat der Surfer ein kleines Grundstück. Foto: Andy Wakeford

Der Stockweiher in Frankreich ist für Florian Jung sein Wohnzimmer. Dort hat der Surfer ein kleines Grundstück. Foto: Andy Wakeford

Foto: Andy Wakeford
 Wer bezwingt die höchste Welle, wer macht die gewagtesten Sprünge? In Duellen treten Surfer gegeneinander an. Foto: p.bouras gunsails

Wer bezwingt die höchste Welle, wer macht die gewagtesten Sprünge? In Duellen treten Surfer gegeneinander an. Foto: p.bouras gunsails

Foto: p.bouras gunsails



Florian, vergangene Woche hat der Windsurf-Worldcup in der Bretagne Station gemacht. Wie war's?

Florian Jung: Wir konnten in der Bretagne leider nicht aufs Wasser gehen. Es gab keinen Wind und keine Wellen. Aber am 28. Oktober startet der letzte Teil des Contests auf Hawaii. Dafür sehen die Vorhersagen momentan richtig gut aus.

Wie läuft ein Windsurf-Contest ab?

Jung: Es gibt verschiedene Disziplinen, meine ist das Wave-Surfen. Ich muss innerhalb von zehn Minuten, in sogenannten Heats, eine Kür vorführen. Die Punktrichter bewerten die Schwierigkeit der Wellenritte und der Sprünge, die ich zeige. Ich fahre gegen einen Gegner, der auch bewertet wird und der Bessere kommt dann immer eine Runde weiter.

Wie läuft das Turnier bisher für dich?

Jung: Zurzeit stehe ich noch auf Platz zwölf von 33. Mein Ziel ist es aber, dieses Jahr unter die Top Ten zu kommen.

Was waren bisher deine größten sportlichen Erfolge?

Jung: Ich bin vorletztes Jahr deutscher Vize-Meister im Windsurfen geworden. Im Worldcup war bisher Platz elf mein bestes Ergebnis.

Bist du vor Wettkämpfen noch aufgeregt?

Jung: Eine gewisse Nervosität ist da, weil man sich ja auch lange drauf vorbereitet hat. Aber man gewöhnt sich mit der Zeit so ein bisschen an den Druck und das ganze Wettkampfgeschehen.

Wie groß war die höchste Welle, die du abgeritten hast?

Jung: Das war 2011 in Jaws auf Hawaii. Das ist die größte Welle der Welt, die war um die 15 Meter hoch.

Was war das für ein Gefühl?

Jung: Du gehst da schon mit einem gewissen Maß an Respekt an die Sache, weil dich jeder Fehler in ziemlich große Probleme bringen kann. Aber wenn man dann wirklich auf der Welle ist, ist das eines der schönsten Gefühle, die es für einen Windsurfer gibt. Wenn das Adrenalin durch deinen Körper rauscht und man diese Naturgewalten bezwingt.

Wie hat deine Surfkarriere begonnen?

Jung: Ich habe das Surfen mit 14 Jahren am Stockweiher und am Bostalsee gelernt. Mein Onkel hat es mir beigebracht. Natürlich ging's dann irgendwann ans Meer. Und mit 17 Jahren auf ein Surfinternat nach Hawaii, wo ich viel lernen konnte.

Inzwischen hast du dein Hobby zum Beruf gemacht. Kannst Du davon leben?

Jung: Ja. Ich bin jetzt seit zehn Jahren Profi. Das läuft so, dass man Sponsoren hat. Die zahlen einem ein gewisses Budget und davon kann man, wenn man gut ist, auch ganz gut leben.

Gab es einen Moment, in dem du es bereut hast, Profi geworden zu sein?

Jung: Bisher noch nicht. Es ist eine wundervolle Zeit. Man ist viel unterwegs. Und wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, kann man auch viel nebenher lernen.

Aber die Zeit als Profisurfer ist begrenzt.

Jung: Natürlich kann ich das nicht mein ganzes Leben lang machen, aber ich genieße jeden einzelnen Augenblick. Ich habe auch ein bisschen für die Zukunft vorgesorgt und ein Studium abgeschlossen.

Was fasziniert dich am Surfen?

Jung: Ich glaube, es ist das Spiel mit den Naturgewalten. Surfen ist jeden Tag anders, man ist von den Bedingungen abhängig. Die Natur gibt dir die Geschenke, die einfach besonders sind. Also zum Beispiel gestern Abend, da hatten wir einen Tag mit perfekten Wellen. Ich war mit meinen Surfkollegen, also mit guten Freunden, auf dem Wasser. Dann denkst du dir, dass man eigentlich riesiges Glück hat, diese Momente zu erleben. Und dann auch noch davon zu leben, ist schon was Besonderes.

Du interessierst dich nicht nur fürs Surfen, dieses Jahr hast du eine Expedition für den Umweltschutz gestartet. Was habt Ihr da gemacht?

Jung: Wir haben eine Atlantiküberquerung gemacht. Bei der Reise ging es mit einem Boot von der karibischen Insel Guadeloupe nach Frankreich. Mit dabei waren auch andere Windsurfprofis und Wassersportler, Umweltschützer und Meeresbiologen . Gemeinsam haben wir mit verschiedenen Aktionen auf die Verschmutzung der Meere aufmerksam gemacht. Zu der Expedition gibt es demnächst auch einen Film.

Wie bist du auf die Idee gekommen?

Jung: Ich habe letztes Jahr eine Reise nach Indonesien unternommen. Da gab es einen Surfspot, der war extrem verschmutzt. Als ich das gesehen habe, habe ich für mich entschieden, jetzt reicht's. Ich will da eine Sache initiieren, um dieses Problem aufzuzeigen. Wir machen die Welt kaputt. Viele Leute wissen gar nicht, was mit Plastik passiert, wenn es ins Meer geleitet wird.

Kaufst du noch Plastik-Artikel?

Jung: Ich glaube, dass es ganz schwer ist, um dieses Plastik-Thema herumzukommen. Wenn ich unterwegs bin, etwa am Flughafen, da gibt es zum Beispiel keine Glasflaschen. Aber ich versuche schon, so wenig wie möglich Plastik zu verwenden.

Du hast während der Expedition und deiner Profikarriere einiges von der Welt gesehen. Welcher Ort gefällt dir am besten?

Jung: Mir gefällt Hawaii gut. Chile ist einer meiner Traumplätze. Da gibt es eine Welle, auf der habe ich meine besten Sessions gehabt. Es gibt viele schöne Plätze auf der Welt, man muss nur zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein.

Wo wohnst du zurzeit?

Jung: Meine Freundin und ich haben letztes Jahr in Marseille gewohnt. Im Moment wohne ich in Saarbrücken, für den Winter ziehen wir entweder nach Berlin oder Hamburg. Ich bin ziemlich viel unterwegs, von daher ist es mir nicht so wichtig, wo meine Basis ist.

Du bist aber schon gerne im Saarland, oder?

Jung: Ehrlich gesagt, bin ich super gerne in Frankreich am Stockweiher. Das ist auch sozusagen meine Basis, wo ich mich nach langen Reisen wieder so ein bisschen auflade. Ich habe da ein kleines Grundstück. Das ist einer der Orte, wo ich mich sehr, sehr wohl fühle. Ich bin auch noch oft in Saarbrücken.

Was magst du besonders gerne an Saarbrücken?

Jung: Die Mentalität der Menschen. Dieses Deutsche mit dem französischen Flair. Es ist immer wieder schön, in die Heimat zurückzukommen. Dann alte Freunde zu sehen und am Markt einen trinken zu gehen. Da wir so viel reisen, ist es einfach schön, hin und wieder die Familie zu sehen. Und deshalb werde ich auch immer wieder ins Saarland zurückkommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort