"Ich gehe grundsätzlich wählen"

Saarbrücken · Viele Saarbrücker verbanden am Sonntag das Angenehme mit dem Wichtigen - und spazierten durch die Sonne zur Wahl. Die SZ sprach mit Saarbrücker Wählern - auf den Saarwiesen und in mehreren Wahllokalen.

Saarbrücken. Sonntagnachmittag. Kaiserwetter. Den Landtag fest im Blick genießt Henry Keller das erste Sonnenbad des Jahres auf den Saarwiesen am Staatstheater. Zusammen mit hunderten Gleichgesinnten auf beiden Seiten der Saar. "Aber ich gehe noch wählen - ganz sicher", sagt Keller fest entschlossen. "Dann musst Du aber draufhalten, schließlich ist es schon halb fünf", empfiehlt sein Gegenüber Helmut Müller.Bei so viel Betrieb an der Saar sollte man meinen, dass in den Wahllokalen in der City gähnende Leere herrscht. Doch weit gefehlt, wie William Dimmig berichtet. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Wahlkreises 1111 und hat sich mit weiteren Helfern im Bistro des Ludwigsgymnasiums eingerichtet. "Ich glaube, die Wahlbeteiligung ist besser als sonst, wir haben einen kontinuierlichen Wählerstrom festgestellt", sagt Dimmig. Gemeinsam mit ihm kümmern sich seine Frau Heidi, Gabi Quinten und insgesamt fünf weitere Wahlhelfer abwechselnd um die, die zu den Urnen wollen. Sonst engagieren sich die drei für die Saarbrücker Narrengilde, deren Vorsitzender Dimmig ist. Doch auch wenn die Wahlkreisnummer zweimal die 11 beinhaltet - hier geht alles genau nach Vorschrift. Sogar mit der Zeit nimmt es der Wahlvorstand ganz genau. Um 18 Uhr schließt was Wahllokal. Kurz jedenfalls, damit das Ende der Stimmabgabe deutlich hervorgehoben wird. Dann geht die Tür wieder auf. "Denn auch die Auszählung ist öffentlich", erklärt Dimmig.

Marion Brosius gibt ihre Stimme ab. "Ich gehe grundsätzlich immer wählen", betont die 46-Jährige. Sie macht ihr Kreuzchen stets bei derselben Partei. "Ich bin eine Stammwählerin" sagt sie, verrät aber nicht, auf welche Partei sie setzt.

Der Grundsatz der geheimen Wahl ist auch im Rathausfestsaal äußerst wichtig. Dort lässt Wahlkreisvorsteher Peter Lang für seine Briefwahlbezirke schon lange vor 18 Uhr zählen. Allerdings nicht die Stimmen. Zuerst werden die roten Couverts gezählt, anschließend geöffnet, Wahlschein und blauer Umschlag mit Stimmzettel entnommen. Die Wahlscheine werden sauber abgeheftet, die blauen Umschläge kommen mit den Stimmzetteln wieder in die Urne - bis 18 Uhr. "Die Trennung ist wichtig, damit das Wahlgeheimnis gewahrt bleibt", erklärt Lang.

Am Staden macht sich Henry Keller inzwischen zerknirscht auf den Weg. "Schade, ich wäre gerne noch geblieben - aber die Sommerzeit hatte ich fast vergessen." Das Wahlrecht ist ihm heilig, doch er verspricht: "Das geht schnell, ich bin gleich zurück in der Sonne.

"Die Hauptstadt soll der Motor des Landes sein"

"Saarbrücken. Oberbürgermeisterin Charlotte Britz, SPD, hofft, dass es nun einfacher wird, die Stadt zu regieren. Kurz nachdem sich gestern gegen 18 Uhr die SPD für eine Große Koalition ausgesprochen hatte, versicherte Britz der SZ: "Es hat zuletzt in den Gesprächen große Veränderungen gegeben, die Gespräche waren sehr vertrauensvoll."

Daher hoffe sie auch, dass der Stadthaushalt 2012 deutlich früher genehmigt wird, als in den Vorjahren. Laut Britz haben ja auch beide Koalitionspartner bereits ein gemeinsames Ziel formuliert: "In beiden Parteiprogrammen steht, dass die Landeshauptstadt der Motor des Landes sein soll."

Der Fechinger Christdemokrat Peter Strobel wird Mitglied des neuen Landtages. Dass die CDU ihre Position so gefestigt hat, schreibt Strobel Annegret Kramp-Karrenbauer zu. Gegen 19 Uhr erklärte Strobel der SZ: "Annegret Kramp-Karrenbauers Mut und Konsequenz haben sich gelohnt." Die Jamaika-Koalition zu beenden, hätten außer ihr nicht viele gewagt. Strobel: "Es war richtig, die Situation des Landes in den Vordergrund zu stellen."

 Wahlhelferin Gabriele Quinten erklärt im Wahllokal 1111 im Ludwigsgymnasium einen Wahlzettel. Foto: Becker & Bredel

Wahlhelferin Gabriele Quinten erklärt im Wahllokal 1111 im Ludwigsgymnasium einen Wahlzettel. Foto: Becker & Bredel

 Am Sonntag stand er im Mittelpunkt des Interesses: der Landtag. SZ-Archiv-Foto: dpa

Am Sonntag stand er im Mittelpunkt des Interesses: der Landtag. SZ-Archiv-Foto: dpa

Zur Zitterpartie wurde der Wahlabend für Jürgen Renner von der SPD St. Johann. Gegen 19.30 Uhr sagte er der SZ: "Zur Zeit gehe ich davon aus, dass ich es nicht in den Landtag geschafft habe. Wir haben sehr guten Wahlkampf gemacht, doch im linken Spektrum war die Konkurrenz einfach zu groß." al

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