„Ich fühle mich sauwohl“

Mit über 90 Millionen verkauften Tonträgern gehört Roland Kaiser zu den erfolgreichsten Schlager-Sängern. Am 5. Mai kommt der 1952 geborene Berliner auf seiner „Seelenbahnen“-Tour nach Saarbrücken. Marko Völke sprach vorab mit ihm.

 Von seinen Klassikern ist Roland Kaiser bisher nicht genervt. Einige singt er am 5. Mai in Saarbrücken. Foto: Paul Schirnhofer

Von seinen Klassikern ist Roland Kaiser bisher nicht genervt. Einige singt er am 5. Mai in Saarbrücken. Foto: Paul Schirnhofer

Foto: Paul Schirnhofer

Früher waren Sie häufig in Saarbrücken und haben hier auch 1981 Ihre erste "Goldene Stimmgabel" und 1982 die "Goldene Europa" verliehen bekommen. Wo bewahren Sie diese "Stückchen Saarland" auf?

Kaiser: Wir haben einen Schrank, in dem solche Sachen aufbewahrt werden (lacht). Ich finde es peinlich, wenn die mitten im Wohnzimmer stünden. Das wäre mir zu viel Selbstverliebtheit. Aber ich habe in Saarbrücken unglaublich viele Fernseh-Shows gemacht und oft den Sender besucht. Die Stadt war mir immer in positiver Erinnerung.

2005 äußerten Sie vor einem Auftritt in der Saarlandhalle im SZ-Gespräch Zweifel an Ihrer Berufswahl . Haben sie die inzwischen überwunden?

Kaiser: Ja, lange schon. Das war eine Zeit, in der ich so ein bisschen in der Findung war. Mittlerweile, schon seit vielen, vielen Jahren, bin ich wieder mit vollem Herzen mit meiner Musik unterwegs und ich fühle mich sauwohl.

Spätestens seit Helene Fischer ist der deutsche Schlager wieder voll im Trend. Hätten Sie das jemals gedacht?

Kaiser: Eins kann man allgemein feststellen: Es gibt bei den jungen Leuten wieder eine Hinwendung zur eigenen Sprache. Wir haben heute eine unverkrampftere Einstellung dazu - und dann entsprechend auch zur eigenen Musik. Das geht jetzt in der ganzen Breite über bis zur jungen Musik hin - von Tim Bendzko und Silbermond bis Maffay und Lindenberg, was immer sie wollen. Bis eben hin zum so genannten Schlager . Die Konturen sind mittlerweile aufgeweicht, die Abgrenzungen lassen nach. Insofern fangen wir an, eine unverkrampftere Einstellung zu gewinnen. Das gefällt mir gut.

Inzwischen sind auch viele Tourneen von Schlager-Stars mit internationalen Produktionen vergleichbar. . .

Kaiser: Es gibt eine schöne Geschichte, die einem Freund von mir passiert ist. Er ist Drehbuchautor und war mit seinem Sohn bei einem Konzert der Ärzte in der Halle Münsterland. In der Pause hat er für ein Bierchen angestanden. Ein Ehepaar vor ihm unterhielt sich. Und dann sagte die Frau zum Mann: "Letzte Woche bei der Andrea Berg war das besser gelöst."

Ich will damit sagen, dass die Leute heute querbeet in Konzerte gehen. Die, die zu mir kommen, können auch nächste Woche zu Katy Perry oder Lindenberg gehen und umgekehrt. Das heißt: Wenn wir die gleichen Bühnen bespielen, müssen wir natürlich auch versuchen, ähnliche Qualität zu erreichen. Sie können natürlich kaum mit einer Welttournee mithalten, aber ihre persönlichen Akzente setzen. Wir können heute nicht mehr mit Spar-Produktionen ankommen - in keinem Bereich.

Ihr aktuelles Album "Seelenbahnen" haben Sie zeitgemäß mit Rock- und Pop-Arrangements und bekannten Songschreibern produziert. Wann hat bei Ihnen dieser Wandel begonnen?

Kaiser: Wir haben über die Jahre im CD-Bereich schon immer versucht, ein Stück weiter zu sein, als unbedingt nur den klassischen Schlager zu bedienen. Ich finde sowieso, dass das Wort Schlager unterschiedlich definiert wird. Für mich ist Schlager nichts weiter als ein erfolgreiches Lied. Das kann mal "Atemlos" heißen oder auch "Hinterm Horizont geht's weiter". Das ist völlig wurscht. Die Leute entscheiden in der Mehrheit, was ihnen gefällt - egal, wer das Lied gesungen hat und ob Schlager oder nicht. Die Leute machen es dann zu einem Schlager . Für mich ist das ein Lied, das die Mehrzahl der Menschen kennt.

Auf Ihrer Tour soll es aber auch die Kaiser-Klassiker zu hören geben. Gibt es nicht Hits, die Sie heute nerven?

Kaiser: Nein, nein. Wenn ich jetzt alle spielte, wäre das Konzert zu lang. Aber ich suche mir immer einen Teil davon aus. Und zwar gerne - allerdings jedes Mal in einer zeitgemäßen Form. Das ist doch klar. Dazu werden wir einen großen Teil des neuen Albums spielen plus Musik von anderen Kollegen, die ich genauso gerne spiele wie die eigene.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort