„Ich freue mich immer auf Lilli“

Die Wuppertaler Autorin Tanya Stewner feiert große Erfolge mit ihrer Buch-Reihe um Liliane Susewind. Sogar in Japan ist das Mädchen, das mit Tieren sprechen kann, ein Hit. SZ-Redakteurin Susanne Brenner hat Stewner im Vorfeld der Messe zu ihren Büchern und ihrem Leben als Autorin befragt.

 Liliane Susewind spricht mit Tieren und entzückt damit nicht nur Kinder in Deutschland, sondern sogar in Japan. Foto: Fischer-Verlag

Liliane Susewind spricht mit Tieren und entzückt damit nicht nur Kinder in Deutschland, sondern sogar in Japan. Foto: Fischer-Verlag

Foto: Fischer-Verlag

Über zwei Millionen Mal haben sich Ihre Liliane Susewind-Bücher verkauft. Wie fühlt man sich so als Bestseller-Autorin?

Tanya Stewner: Ich habe immer davon geträumt, vom Schreiben leben zu können, und dieser Traum hat sich tatsächlich erfüllt. Ich bin wahnsinnig dankbar dafür, kann es manchmal aber immer noch gar nicht richtig glauben.

Sie waren gerade auf Lesereise in Japan, wo Liliane Susewind in den Illustrationen große Manga-Augen hat und ein riesiger Erfolg ist. Was war das für ein Gefühl?

Tanya Stewner: Ich hatte in Japan von morgens bis abends Termine und habe Autogrammstunden gegeben, Lesungen und Vorträge gehalten, Interviews gegeben. Liliane ist dort sogar noch erfolgreicher als in Deutschland. Obwohl der Zeitplan so straff war, habe ich alles in vollen Zügen genossen. Ich bin mir bewusst, was für ein Glück ich habe und auch, wie viele andere Leute zum Erfolg von Liliane beigetragen haben. Deswegen habe ich in Japan auch ein Wort immer wieder gesagt: "Arigato" - Danke.

Liliane Susewind begleitet Sie nun schon gut zehn Jahre und hat in mittlerweile neun Bänden schon mit allerlei Tieren gesprochen. Werden Sie ihrer nicht überdrüssig?

Tanya Stewner: Ich habe mir selbst versprochen, dass ich mit Lilli aufhöre, sobald ich keinen Spaß mehr daran habe. Denn wenn ich nur noch schreiben würde, um einen Vertrag oder eine Erwartung zu erfüllen, würde sich das negativ auf die Geschichten auswirken, und das will ich weder den Lesern noch Lilli antun. Momentan ist es aber so, dass ich immer einen Lilli-Band schreibe, dann etwas anderes (bald auch eine neue Kinderbuchreihe), danach wieder ein Lilli-Buch. So kann ich mich auch auf anderen Gebieten austoben und freue mich immer wieder richtig auf das Lilli-Universum. Lilli-Schreiben ist wie nach Hause kommen.

Meine persönlichen Lieblinge sind der Hund Bonsai und die Katze Frau von Schmidt. Wie kamen Sie auf dieses ungleiche Paar?

Tanya Stewner: Ich habe mir anfangs überlegt, wenn Katzen und Hunde tatsächlich sprechen könnten, wären Katzen wahrscheinlich eher etwas geziert und eitel, Hunde hingegen locker-flockig und fröhlich. Dann habe ich mir einen kleinen weißen Mischling mit Zottelfell vorgestellt und mich gefragt, was er wohl sagen würde. Bonsais Stimme kam dann ganz von selbst, und ich fand sie einfach "supi". Frau von Schmidt hat sich schnell in meinem Kopf gemeldet und behauptet, sie gehöre zur "Créme de la créme der Schnurrherrschaften von Welt". So waren die beiden geboren.

Leben Sie und Ihre Familie selbst mit Tieren?

Tanya Stewner: Ja, wir haben zwei Katzen, Samson und Izzy.

Was ist für Sie das Schönste am Schreiben, und was ist das Schrecklichste?

Tanya Stewner: Schreiben ist für mich Freude, Therapie, Selbstverwirklichung. Wenn ich weiß, dass ein Schreib-Tag vor mir liegt, springe ich schon um halb sechs voller Vorfreude aus dem Bett und kann es kaum erwarten, mich in die jeweilige Geschichte zu versenken und einen Tag lang meine Phantasie das Ruder übernehmen zu lassen. Wenn ich schreibe, vergesse ich alles um mich herum, schwimme im Erzähl-Fluss und bekomme es oft nicht mit, wenn das Telefon klingelt oder jemand vor der Tür steht. "Schrecklich" ist für mich eigentlich gar nichts am Schreiben. Ich weiß, manche Autoren müssen sich für ihre Bücher quälen. Bei mir ist das zum Glück nicht so. Manchmal ist es lediglich schwer, Figuren loszulassen, wenn das Buch fertig ist und keine Reihe daraus wird. Aber das ist auch schon das Schlimmste am Schreiben.

In einem sehr lebendigen und sehr offenen Video-Interview auf Ihrer Homepage erzählen Sie viel von Ihrer frühen Lese-Rechtschreibschwäche, die Ihnen die ersten Schuljahre vergällt hat. Diese Schwäche ist ja durchaus verbreitet. Was würden Sie einem Kind heute raten, das wegen Leseschwäche in der Schule Probleme hat und um Bücher lieber einen großen Bogen macht?

Tanya Stewner: Meine Grundschul-Lehrerin sagte meiner Mutter damals, dass ich wahrscheinlich niemals richtig lesen und schreiben lernen würde, weil ich Legasthenikerin sei. Das war aber eine Falsch-Diagnose. Ich war nie Legasthenikerin, ich war in der Grundschule einfach nur sehr gehemmt und blockiert. Ich kann in Bezug auf Leseschwäche deswegen eigentlich keine Ratschläge geben. Ich kann nur sagen: Manchmal braucht man Hindernisse, um über sich selbst hinauswachsen zu können. Warum sollte nicht auch jemand mit Rechtschreibschwäche Schriftsteller werden?

Können Sie schon verraten, mit welchem Tier Liliane Susewind ihre nächsten Abenteuer bestehen wird?

Tanya Stewner: Mit einer Eule!

www.tanyastewner.de

www.buchmesse-

saarbruecken.eu

 Tanya Stewners Traum hat sich erfüllt: Sie kann vom Schreiben leben. Foto: Heike Steinweg

Tanya Stewners Traum hat sich erfüllt: Sie kann vom Schreiben leben. Foto: Heike Steinweg

Foto: Heike Steinweg

Zum Thema:

Auf einen BlickTanya Stewner liest zweimal bei der Europäischen Kinder- und Jugendbuchmesse. Am Samstag, 24. Mai, 15 Uhr, im VHS-Zentrum, Raum C, und am Sonntag, 25. Mai, 11 Uhr, im Schlosskeller. Sie bringt den neuesten Liliane-Susewind-Band mit, "Ein Pinguin will hoch hinaus". Das Buch ist im Fischer-Verlag erschienen und für Kinder ab acht Jahren geeignet. Die Buchmesse findet nächste Woche rund ums Saarbrücker Schloss statt.

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