„Ich bin ein Anhänger der Landeshauptstadt“ - Innenminister Bouillon und Oberbürgermeisterin Britz beim Saartalk

Der Saartalk ist eine Gesprächsreihe von SR und SZ. Diesmal stellen sich Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) und der neue Innenminister Klaus Bouillon (CDU) den Fragen von SR-Chefredakteur Norbert Klein und SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst. SZ-Redakteur Johannes Schleuning hat Auszüge aus dem Gespräch dokumentiert.

 Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) und Innenminister Klaus Bouillon (CDU) im Gespräch mit SR-Chefredakteur Norbert Klein (Zweiter von rechts) und SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst (rechts). Foto: Oliver Dietze

Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) und Innenminister Klaus Bouillon (CDU) im Gespräch mit SR-Chefredakteur Norbert Klein (Zweiter von rechts) und SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst (rechts). Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Klein: Herr Bouillon , hat sich Ihre Wahrnehmung geändert, seit Sie Innenminister sind, oder nehmen Sie Frau Britz immer noch als Kollegin wahr?

Bouillon : Ich habe Frau Britz schon vorher geschätzt. Und ich bin ein Anhänger der Landeshauptstadt, was viele Kollegen überraschen wird. (…)

Herbst: Frau Britz , wie stark drängt es Sie in die Landespolitik? Wollen Sie Spitzenkandidatin der SPD bei der Landtagswahl 2017 werden?

Britz : Das ist ja immer eine begehrte Frage. Darauf kann ich nur antworten: Wir haben viele gute Leute in der SPD . Ich hoffe, dass die Sache entscheidet, also wer kann's am besten, wer hat die meisten Chancen. Und das werden wir dann sehen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. (…) Aber jemanden, der zehn Jahre eine Landeshauptstadt geführt hat, den drängt es natürlich, dem kribbelt es in den Fingern. (…) Insofern ist das natürlich ein spannende Sache. (…)

Klein: Anke Rehlinger ist stellvertretende Ministerpräsidentin. Ist sie damit nicht die geborene SPD-Spitzenkandidatin?

Britz : Das ist mit Sicherheit auf den ersten Blick so. Auch, dass man sagt, Sie macht das gut. Und wenn die Partei das so entscheidet, ist das für mich kein Problem. Für mich wäre es aber wichtig, etwas gemeinsam zu tun. Und ich glaube, da können Anke Rehlinger und ich uns gut ergänzen. (…)

Klein: Herr Bouillon , vor ein paar Tagen sind Ihre ehemaligen Bürgermeister-Kollegen vor den Landtag gezogen und haben demonstriert. War das befremdlich für Sie oder wären Sie am liebsten mitmarschiert?

Bouillon : Sagen wir mal so: Ich habe dafür Verständnis. Ob ich mitmarschiert wäre, weiß ich nicht. Ich denke, Proteste kann man auch anders formulieren, als auf die Straße zu gehen. (…)

Herbst: Herr Bouillon , in St. Wendel ist in den letzten Jahren viel passiert. Haben Sie etwas besser gemacht als die Landeshauptstadt?

Bouillon : Wir haben andere Voraussetzungen: Wir haben eine ländliche Region, eine bessere Finanzaustattung, und ich hatte klare Mehrheiten. Man darf ja nicht unterschätzen, dass die Oberbürgermeisterin ständig um die Mehrheiten kämpfen muss. Sie muss mitunter Sachen umsetzen, die Sie gar nicht will. (…) Ich wage nicht zu behaupten, dass ich Dinge besser gemacht habe. Eine Kleinstadt hat es einfacher als eine Großstadt.

Klein: Muss man nicht darüber nachdenken, ob das Saarland so viele Gemeinden und Landkreise braucht. Kann man da nicht andere Zuschnitte finden?

Bouillon : Darüber muss man nachdenken. (…) Wir müssen erkennen, dass die Strukturen auf den Prüfstand müssen. Und wir sind ja dabei, die Ministerpräsidentin hat die Losung dazu ausgegeben. Ich führe derzeit erste Gespräche über freiwillige Kooperationen, die natürlich nur dann Sinn machen, wenn auch Personal abgebaut wird. (…)

Herbst: Frau Britz , kann es sein, dass beim Thema Gebietsreform die CDU schon ein bisschen weiter ist als die SPD ?

Britz : Wir haben auf jeden Fall schon entsprechende Papiere verabschiedet. (…) Und ich bin schon der Meinung, dass wir sparen müssen, auf allen Ebenen. Das tun wir ja auch. (…) Aber was für mich wichtig ist - und ich denke, da spreche ich auch für viele Kollegen im Saarland -, dass wir auch mit Ziel und Plan sparen. Man kann derzeit teilweise nicht erkennen, wo Schwerpunkte gesetzt sind. (…) Deshalb fände ich es wichtig, wenn das Land endlich einen Landesentwicklungsplan vorlegt und sagt, wo die Reise hingeht und welche Stärken die einzelnen Regionen im Saarland haben. (…)

Herbst: Herr Bouillon , ein Herzensanliegen für Sie ist es, die Tour der France wieder ins Saarland zu bringen. Wie realtistisch ist das und wann rechnen Sie damit, dass das klappt?

Bouillon : Also vor 2018 ist es nicht realistisch. (…) Und es wird realistisch sein, wenn sichergestellt ist, dass die ARD dann auch längere Zeit darüber berichtet. (…) Frau Britz , Ursache für die besonders hohen Schulden der Landeshauptstadt sind . . .

Britz : . . . die Entscheidungen auf Bundes- und Landesebene.

Herr Bouillon , meine erste Reaktion auf den Anruf der Ministerpräsidentin war . . .

Bouillon : . . . ich war baff.

Frau Britz , meine erste Reaktion auf die Berufung von Herrn Bouillon war . . .

Britz : . . . ich dachte, jetzt kommt endlich mal jemand, der klare Worte sagt und ein Macher ist.

Herr Bouillon , der größte Unterschied zwischen der Kommunal- und der Landespolitik ist . . .

Bouillon : . . . Kommunalpolitik ist praktischer, Landespolitik ist manchmal zu abstrakt.

Frau Britz : Ich stehe als Spitzenkandidatin der SPD für die Landtagswahl 2017 zur Verfügung, wenn . . .

Britz : . . . meine Partei dies entscheidet.

Herr Bouillon , ich mache so lange Politik . . .

Bouillon : . . . wie ich Lust dazu habe.

Frau Britz , an Klaus Bouillon schätze ich besonders . . .

Britz : . . . die klaren Worte und dass man auf Augenhöhe miteinander reden kann.

Herr Bouillon , an Charlotte Britz schätze ich besonders . . .

Bouillon : . . . dass Sie die Nerven hat, mit der Koalition in der Landeshauptstadt immer auszukommen und Mehrheiten zu finden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort