Hungersnot frisst Hilfsmittel auf

Saarbrücken · Das Afrikaprojekt hat die größte Herausforderung, seit Dr. Hans Schales 2001 nach Simbabwe ging. Eine seit 2015 anhaltende Dürre bringt es an finanzielle Grenzen. Das Hilfsprojekt versorgt auf einer Fläche so groß wie das Saarland täglich 5000 Kinder mit Essen, damit sie nicht verhungern. Der finanzielle Mehraufwand ist für das Projekt riesig. Halten Dürre und daraus resultierende Hungersnot an, brauchen die Helfer Hilfe.

 Damit Kinder wie dieses nicht verhungern, geht das Afrikaprojekt Dr. Schales an seine Belastungsgrenze. Foto: Oliver Schales

Damit Kinder wie dieses nicht verhungern, geht das Afrikaprojekt Dr. Schales an seine Belastungsgrenze. Foto: Oliver Schales

Foto: Oliver Schales

Es beginnt wieder mit den Wildfrüchten. Dr. Hans Schales sieht, wie Kinder am staubigen Straßenrand wieder die einzig noch gedeihenden Früchte essen, durch die sie Vergiftungen erleiden. Doch die Kinder haben Hunger - und keine andere Wahl. Denn die Bauern haben ihr Vieh nach Südafrika verkauft. Auf den Feldern wächst nichts mehr. Weder für Menschen, noch für Tiere. Wasser fehlt. Der Ex-Chefarzt des Dudweiler St.-Josef-Krankenhauses erkennt die Lage: In Simbabwe, wo Schales seit 2001 das Afrikaprojekt aufbaut, gibt es aufgrund der Dürre eine Hungersnot.

Durch das Wetterphänomen "El Nino" hat es seit mehr als einem Jahr nicht geregnet. Dr. Schales berichtet von der Dürre und der daraus resultierenden Hungersnot durch die ausbleibende Ernte in seine saarländische Heimat. Der Vorstand des Fördervereins Afrikaprojekt Dr. Schales reagiert sofort. Er beschließt ein Schulspeisungs-Programm. 5000 Kinder in zwölf Partnerschulen rund um das von Dr. Schales betreute und vom Förderverein am Leben gehaltene St.-Luke's-Hospital - Anlaufstelle für Arme und Kranke landesweit - erhalten eine Mahlzeit am Tag. Sie kostet 25 Cent.

Das war im November 2015. Bis heute hat es in dem Gebiet nicht geregnet. Einem Gebiet so groß wie das Saarland. Einem Gebiet, in dem das Afrikaprojekt Dr. Schales unter dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" und "Selbstständigkeit statt Selbstverständlichkeit" Projekte wie das Patenkinder-, das Aids-Therapie-, das Infusions- und das Hebammen-Projekt aufgebaut hat. Und in Sachwerte, Klinik-Ausstattung, Schulen und Personen investiert. Schwerpunkte sind Gesundheit und Bildung.

Ärzte und Schwestern sowie Lehrer werden gefördert, damit sie das Land nicht verlassen. Flüchtlingsursachen werden vor Ort bekämpft. Doch die Dürre bringt das gesamte Afrikaprojekt von Dr. Schales erstmals in seiner seit fast 16 Jahren andauernden Erfolgsgeschichte an seine Grenzen.

"Die Hungersnot frisst unsere Rücklagen auf", sagt Oliver Schales: "Wegen der anhaltenden Dürre sind wir am Kämpfen. Wir sind wegen des hohen Budgets für alle Projekte am Limit." Der Sohn von Dr. Schales ist Vorsitzender des Fördervereins. Er hofft inständig: "Im März 2017 kann vielleicht wieder eine Ernte eingefahren werden." Dafür müsste es im Dezember regnen. Je länger die Dürre anhält, umso mehr wächst "die Sorge, die Finanzierung aller Projekte nicht aufrechterhalten zu können, um das hohe Gut Kinder vor dem Verhungern retten zu können". Bisher leide noch kein anderes Projekt darunter. Aber er sagt mit Blick auf die finanziellen Mittel des Fördervereins: "Wir leben von der Hand in den Mund. Die Reserven des Afrikaprojektes sind aufgebraucht. Erstmals ist es uns nicht möglich, das Krankenhaus ein halbes Jahr vorzufinanzieren."

Seit Beginn der Hungersnot im November 2015 hat der Förderverein Mehrkosten von bisher 110 000 Euro gestemmt, um 5000 Kindern täglich Essen zu geben. "Der finanzielle Mehraufwand ist für das Afrikaprojekt riesig", erklärt Oliver Schales. Die Ausgaben für das Schulspeisungsprogramm entstehen zusätzlich zu den laufenden Ausgaben für alle anderen Hilfsprojekte . Ein Ende der Mehrausgaben ist nicht in Sicht, solange es in Simbabwe nicht regnet. Oliver Schales ergänzt mit Blick auf das Jubiläum des 2002 gegründeten Fördervereins: "Wenn es nicht regnet, bekommen wir ein Problem in unserem 15. Jahr."

Dabei hat das Afrikaprojekt gerade erst einen Parallel-Verein in Simbabwe gegründet: den "Ubuntu Schales Trust". Ubuntu bedeutet Solidarität. Der Verein, dessen Vorsitz Hans Schales als Arzt und Oliver Schales als Lehrer innehaben, soll dem Afrikaprojekt vor Ort mehr Rechtssicherheit geben. In dem Land, in dem die Dürre einen Rattenschwanz an weiteren Problemen nach sich zieht. Nicht nur die Regenzeit im Frühjahr und die nachfolgende Ernte sind ausgeblieben, "ebenso die Unterstützung durch die Regierung. Das hat zu einer Verschlechterung im kaputten Gesundheitssystem geführt. Zudem sind die Transportwege zum Krankenhaus teurer geworden. Und Medikamente sind oft nicht mehr bezahlbar", sagt Dr. Schales zu den Zuständen in dem afrikanischen Land, das seit 1980 unter der Diktatur von Robert Mugabe zu Grunde geht.

Die einstige Kornkammer Afrikas ist schon kollabiert. 80 Prozent Arbeitslosigkeit. 25 Prozent Aids-Rate. Lebenserwartung: unter 40 Jahre. Jetzt noch die Hungersnot. "Der Tiefpunkt ist noch nicht erreicht", sagt Dr. Schales. Die politische und wirtschaftliche Ohnmacht wird dadurch dokumentiert, dass wegen Dollar-Knappheit Schuldscheine eingeführt werden. Trotz all der Probleme sagt Dr. Schales: "Ich habe in Simbabwe viel gelernt. Die Menschen leiden geduldig und geben nicht auf. Sie trösten sich und mich mit den Worten: Soon it will be better!" Bald wird es besser sein! Das hoffen sie auch beim Afrikaprojekt. Andernfalls benötigen die Helfer mehr Hilfe.

Das Afrikaprojekt lädt für 10. Dezember von 10 bis 18 Uhr zum Adventsmarkt "Baobab" auf dem Gelände von Repa Druck in Ensheim ein. Es gibt Essen, Musik und Kunst aus Simbabwe. Zudem werden Tannenbäume und der Kalender 2017 verkauft, der unter dem Motto "Sonnige Seiten Simbabwes" steht. Er kostet zehn Euro und ist auch an den bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Der Erlös fließt in die Hilfsprojekte .

afrikaprojekt-schales.de

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 Hans Schales. Foto: Dietze

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 Das Afrikaprojekt versorgt in Simbabwe 5000 Kinder in zwölf Schulen. Eine Mahlzeit kostet im Schnitt 25 Cent. Foto: Oliver Schales

Das Afrikaprojekt versorgt in Simbabwe 5000 Kinder in zwölf Schulen. Eine Mahlzeit kostet im Schnitt 25 Cent. Foto: Oliver Schales

Foto: Oliver Schales

auf einen blick Der Förderverein Afrikaprojekt Dr. Hans Schales unterstützt die Arbeit des Ex-Chefarztes des Dudweiler St.-Josef-Krankenhauses in Simbabwe. Vorsitzender ist sein Sohn Oliver Schales. Infos gibt es per E-Mail an info@afrikaprojekt-schales.de oder unter Telefon (0 68 93) 8 01 03 39. Spenden können auf dieses Konto eingezahlt werden: Vereinigte Volksbank, IBAN: DE 8159 0920 0029 5555 0202, BIC: GEN ODE5 1SB2, Vermerk: Spende. mak

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