Hund mit Handicap - na und?Kranke Hunde - und was ihnen hilft
Saarbrücken. Quirlig, jung und kerngesund: So sieht für viele der Wunschhund aus. Doch nicht alle Vierbeiner können topfit vom Tierheim aus in ein neues Leben gehen. Dort leben viele Hunde mit Handicap. Gerade für diese Schützlinge machen sich Heimchefin Josephine Mathis und ihr Team stark. Etwa für den Terrier-Mischling Attila
Saarbrücken. Quirlig, jung und kerngesund: So sieht für viele der Wunschhund aus. Doch nicht alle Vierbeiner können topfit vom Tierheim aus in ein neues Leben gehen. Dort leben viele Hunde mit Handicap.Gerade für diese Schützlinge machen sich Heimchefin Josephine Mathis und ihr Team stark. Etwa für den Terrier-Mischling Attila. Der etwa drei Jahre alte kastrierte Rüde kam Ende Januar verwahrlost ins Heim und ließ keinen Kontakt zu. "Heute hat er sich um 180 Grad gedreht. Der kleine Kerl ist inzwischen aufgetaut und hat Vertrauen gefasst. Regelmäßige Spaziergänge verbesserten seinen Gang, da sie die Muskulatur in den Hinterläufen aufbauten." Als Attila Vertrauen gefasst hatte und seine Betreuer ihn anfassen konnten, ließen ihn die Helfer eingehend untersuchen. Er hatte eine beidseitige Fehlstellung der Hüfte und ist inzwischen operiert. Das soll dafür sorgen, dass die Kniescheiben ihre richtige Position einnehmen. Es dauert zwar noch ein wenig, bis Attilas Muskeln ganz aufgebaut sind. Aber er läuft offenbar ohne Schmerzen. Für Attila wären ein ebenerdiges Zuhause und eine ruhige Umgebung bei hundeerfahrenen Tierfreunden gut. Er verträgt sich mit Hündinnen und kommt mit vielen Rüden aus. Mathis: "Wir hoffen, dass unser kleiner Patient schnell ein neues Zuhause findet."
Keine Zeit zu verlieren hat die schon 14 Jahre alte Parson-Russell-Hündin Susi. Sie ist auf unserem Bild mit Olga Tjutikova zu sehen. Bei ihr bekam Susi eine Pflegestelle und verkraftete dort schnell, dass sie ihr Zuhause verloren hatte. Susis Herrchen musste nämlich in ein Heim. Auf der Pflegestelle kann Susi aber nicht bleiben, weil sich Olga Tjutikovas Arbeitszeiten geändert haben. Susi ist für ihr Alter noch recht agil. Kleine Tumore an den Milchleisten sollten nicht mehr operiert werden. Das quirlige Hundemädchen braucht die Geborgenheit eines Zuhauses und sollte auf die alten Tage nicht zurück ins Tierheim müssen.
Hündin Susi
Alter: 14 Jahre
Rasse: Parson-Russell-Terrier
Kastriert: nein
Gesundheit: kleine Tumore, die nicht operiert werden müssen.
Ein weiterer Hund mit einigen gesundheitlichen Problemen ist die von Michael Marx präsentierte zehn Jahre alte, blinde Yorkshire-Terrier-Hündin Kimba. Sie kam abgemagert, fast haarlos ins Heim, hatte einen inzwischen entfernten Gesäugetumor. Außerdem sind Kimbas zuvor nicht eben gute Zähnchen inzwischen in Ord- Hündin Kimba
Alter: zehn Jahre
Rasse: Yorkshire-Terrier
Kastriert: nein
Gesundheit: blind, kommt gut mit der Behinderung zurecht.
nung gebracht. Die gute Betreuung ließ Kimba zum lebensfrohen Geschöpf aufblühen, das sich mit allem und jedem verträgt. Sie geht gern Gassi und ist verschmust. Kommen wir zu Tyson, dem von Helge Keller präsentierten Rottweiler, der mit acht Monaten fünf Vorbesitzer hatte. Das freundliche Riesenbaby hat die OP an der
Rüde Tyson
Alter: acht Monate
Rasse: Rottweiler
Kastriert: nein
Gesundheit: verkürztes Bein. Operation ist überstanden.
verkürzten rechten Vorderpfote hinter sich. Dort ging zu früh die Wachstumsfuge zu. "Wir hoffen, dass Tyson nach der Genesung schmerzfrei läuft. Er mag Menschen sehr, verträgt sich mit Hunden und Katzen. Ideal wäre ein ländliches ebenerdiges Zuhause, wo Tyson ohne weiteres mit einem anderen Hund zusammenleben könnte." Saarbrücken. Viele zögern, einem Hund mit einem gesundheitlichen Makel ein Zuhause zu geben. Beim Rottweiler Tyson ist es ein verkürztes Bein, beim Terriermischling Susi sind es die Hüftdysplasien, beim Terriermädchen Kimba ist es die Blindheit, bei Susi schreckt das Alter ab. Klar: Der behinderte Hund braucht spezielle Pflege und bei Spaziergängen Rücksicht auf die Kondition. Auch das Einsteigen ins Auto und das Mitfahren wollen geübt sein. Aber warum sollten diese Tiere kein Recht auf Leben haben? Viele Tiere haben Hüftdysplasien. Dagegen hilft es, die Hinterhandmuskulatur zu kräftigen. Bei einer starken Fehlbildung hilft meist eine Operation, kombiniert mit Training.
Ein blinder Hund hat durchaus Lebensqualität. Geruch und Gehör sind ausgeprägter und helfen ihm, sich zurechtzufinden. Die Besitzer sollten natürlich nicht andauernd die Möbel umstellen, damit ihr Schützling sich zuhause zurechtfindet. Es dauert ein bisschen länger, aber es stellt kein größeres Problem für ihn dar. Wer den Hund kennenlernen möchte, sollte ihn freundlich rufen. Der Hund nähert sich langsam und beschnuppert den Besucher. Ein blinder Hund braucht eine ruhige Atmosphäre und einen geregelten Tagesablauf. Beim Gassigehen sollte der Besitzer vorausschauend auf Probleme reagieren, wie Treppen, Autos, Fahrräder oder fremde, unangeleinte Hunde. Wer einen blinden Hund hat, sollte seinen Freund aber nicht verhätscheln.
Wer sich einen alten Hund holt, stößt oft auf Unverständnis. Was aber spricht für die grauen Schnauzen? Der gefestigte Charakter, die schnelle Eingewöhnung, die Erfahrungen mit Menschen, die ja nicht immer schlecht sein müssen.
Manche blühen im neuen Zuhause auf, entdecken Spiele, wollen Versäumtes nachholen. Andere genießen einfach das neue Zuhause und strahlen mit jedem Blick Dankbarkeit aus. Gerade junge Menschen bieten älteren Hunden gern ein Zuhause, weil sie deren liebenswerte Art schätzen.
Welcher Hund auch immer Ihr Interesse geweckt hat: Wir stehen Ihnen gern mit Rat und Tat zur Seite. red
Weitere Infos im Tierheim von 13 Uhr bis 17 Uhr (außer montags), Tel. (06 81) 5 35 30.