Humor kam auf dem Halberg um zwei Ecken ans Ziel

Saarbrücken · Wenn ein Sternengucker an Ladeflächen denkt und ein Gedankensprung von der Steuererklärung in die zu enge Strickjacke führt, bricht sich ein besonderer Humor Bahn. Auf dem Halberg war das jetzt höchst unterhaltsam der Fall.

Ausnehmend österreichisch "gschpoasig" war der SR-Gesellschaftsabend auf dem Halberg. Stefan Waghubingers kuriose Hirnverschwurbelungen zeigen sich in seltsamen mentalen Verknüpfungen.

Die Unlust seines Unterbewusstseins auf Steuererklärung verquickt er mit den euphorisierenden Science-Fiction-Heften seiner Kindheit, die ihn statt in die unendlichen Weiten des Universums doch nur in zu engen Strickjacken haben landen lassen. Deutsche Vorliebe zum Verhüllen erklärt der gebürtige Steyrer plakativ und politisch korrekt am Sofaschonbezug. Und wer beim Himmelsblick und dem "Großem Wagen" die Ladefläche zwischen den Sternen berechnet, den schreckt auch die Ausklabüsterung des Bruttosozialproduktes nicht.

Über die traumatisierenden Folgen angehabter kratziger Wolle oder die deprimierende Sortendichte von Supermarktjoghurt wussten schon einige was zu sagen, aber keiner so nonchalant charmant und irrsinnig folgerichtig wie Waghubinger, der Mann der furchtlosen Fazits.

Ebensolche Schlussfolgerungen zieht auch der Wiener Andreas Vitásek. Er sorgt sich um das Aggressionspotenzial des spezifischen Mopswesens seines Hundes und demonstriert seine Japan-Mania durch hinreißende, lautmalerische Einblicke in unsynchronisierte Samuraifilme. Bereichernd: Vitáseks Kosmos unerhörter Skurrilitäten.

Des Grotesken nicht genug, bearbeitet der musikalische Irrwisch Michael Krebs kraftvoll den Steinway-Flügel, um ihm Lieder von epischer Vielfalt zu entlocken. Gescheiterte Weltrettung dank Kicker-Abo, Leben in der Selfie-Retorte und einminütige "VAS"-Lieder, die aufs Schönste der verkürzten Aufmerksamkeitsspanne heutiger Hörer huldigen, bei Krebs ist alles so komisch wie hintersinnig, so frappierend frech wie literarisch tiefgründig. Egozentrisch, politisch, wohldurchreimt, gut gerappt sind seine Songs und ganz einfach klasse.

Angefangen hatte der Abend mit einer Botschaft, die Gastgeber Alfons in die Geschichte eines syrischen Jungen packte. Der fragt sich nach anstrengender Flucht aufgeregt, was die Deutschen wohl als Erstes zu ihm sagen werden und die ihm in Clausnitz "Wir sind das Volk" um die Ohren brüllen.

"Nein, so sind die Deutschen nicht!", widerspricht Alfons und ist sicher, die Botschaft lautet: Verständnis und Respekt.

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