Hospizarbeit als Berufung

Kohlhof · „Menschenwürdig leben bis zuletzt“ heißt der Kurs des Ambulanten Hospizes St. Josef Neunkirchen, der nach fünf Monaten am Mittwoch im Verwaltungstrakt der Marienhausklinik mit einer kleinen Feier zu Ende ging. Rund die Hälfte der 20 Teilnehmerinnen entschied sich, künftig ehrenamtlich im Hospiz mitzuarbeiten.

 Rund die Hälfte der Teilnehmerinnen will weiter in der Hospizarbeit tätig sein. Foto: Thomas Seeber

Rund die Hälfte der Teilnehmerinnen will weiter in der Hospizarbeit tätig sein. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

"Zieht einen das nicht runter, immer nur mit sterbenden Leuten zu tun zu haben?" Die Frage, gerichtet an die vier hauptamtlichen Hospizfachkräfte, war überfällig. An den 13 Abenden zuvor hatten sich die 20 Teilnehmerinnen mit Themen wie Schmerztherapie, Ethik, Patientenverfügung, Palliativpflege oder Kommunikation/Gesprächsführung beschäftigt. Die Stimmung ist heiter. Man tauscht sich über die Referenten und ihre Vorträge aus. Dann gilt es: Jede entscheidet, ob sie sich dem derzeit 44-köpfigen ehrenamtlichen Team des Ambulanten Hospizes St. Josef anschließen möchte.

Was konkret bedeuten würde, künftig zwei bis drei Stunden pro Woche einen Schwerstkranken und seine Familie ("die braucht häufig mehr Zuspruch als der Patient") zu besuchen - gewiss eine der mutigsten Arten, sich in seiner Freizeit zu engagieren. Schließlich endet die Begleitung stets mit dem Tod. "Wir sterben nicht mit, es sind fremde Menschen", erinnert Kursleiterin Petra Hohnsbein im Hinblick auf die eingangs gestellte Frage. Sie und ihre Kolleginnen strahlen eine Mischung aus Gelassenheit, Zuversicht, Lebensfreude und großer Kompetenz aus, die Antwort genug ist. Was einen Hospizhelfer auszeichnet? Zuhören können und sich selbst zurück nehmen, finden Gabi Wagner und Stefanie Kiesgen. Dagmar Hoffmann ergänzt: "Man muss die Situation annehmen können, wie sie ist."

Seit 2002 gibt es das Ambulante Hospiz. "Früher kamen mehr ältere Damen jenseits der 60 zum Kurs, heute sind auch viele Berufstätige dabei, die jüngste diesmal 36 Jahre."

Aber warum gerade Hospiz? "Mich hat der Tod immer schon beschäftigt, Sterben ist für mich eigentlich ein Lebensthema", verrät Barbara Lieser-Moeller. Die gelernte Krankenschwester hat als Heilpraktikerin in Heusweiler viel mit Krebspatienten zu tun. Den Kurs absolvierte sie, um selbst im Hospizbereich tätig werden zu können, vielleicht sogar hauptamtlich. Gebracht hat er ihr zudem die Beruhigung, dass man dank moderner Schmerztherapie keine Angst vor einem qualvollen Siechtum haben muss. "Und ich habe gelernt, meine eigenen Wünsche mitzuteilen. Wie ich mir selbst mein Ende vorstelle. Ich will mich nicht bevormunden lassen." Anders Iris Schmidt. "Der Sohn ist groß, da habe ich überlegt, was kann ich machen." Tätig im Krankenhaus-Bistro, war sie zwar schon vor Ort. Doch den Anstoß gab ein Artikel in der SZ: "Als ich von dem Kurs las, habe ich direkt gewusst: Das ist es." Ihre Befürchtungen, die 20 Stunden Praktikum im Krankenhaus oder Pflegeheim betreffend, erwiesen sich als unbegründet: "Das hat so viel Spaß gemacht. Man kommt in das Zimmer rein und hat gleich mit jedem Kontakt. Es ist so, als ob ich die Leute schon ewig kenne." Weshalb sie die Betreuung fortsetzen möchte. "Ich kann jetzt nicht einfach aufhören." Als positive Nebeneffekte des Kurses verbucht Iris Schmidt, dass sie jetzt selbstbewusster ist, freier reden und angstfrei auf ihren eigenen Tod schauen kann: "Wenn jemand dabei ist, ist es okay."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort