Hospiz besteht den Tüv-Test

St. Johann. Die Kerze brennt. Sie ist ein Zeichen des Gedenkens auf dem Flur des Paul Marien Hospizes. Dort ist gerade ein Bewohner gestorben. Erst wenn der Verstorbene abgeholt wird, löscht das Personal die Kerze. Und wird sie doch bald wieder anzünden. Pro Jahr sterben hier 280 Frauen und Männer. Hospiz-Leiterin Ute Seibert und ihr 15-köpfiges Pflegeteam betreuen die Sterbenden

 Zuhören, die Hand einer Bewohnerin halten, nicht auf die Uhr schauen, einfach da sein: Das gehört für Hospiz-Leiterin Ute Seibert ebenso zu einem guten Hospiz-Alltag wie die sachgerechte Pflege der Schwerstkranken und Sterbenden. Foto: Iris Maurer

Zuhören, die Hand einer Bewohnerin halten, nicht auf die Uhr schauen, einfach da sein: Das gehört für Hospiz-Leiterin Ute Seibert ebenso zu einem guten Hospiz-Alltag wie die sachgerechte Pflege der Schwerstkranken und Sterbenden. Foto: Iris Maurer

St. Johann. Die Kerze brennt. Sie ist ein Zeichen des Gedenkens auf dem Flur des Paul Marien Hospizes. Dort ist gerade ein Bewohner gestorben. Erst wenn der Verstorbene abgeholt wird, löscht das Personal die Kerze. Und wird sie doch bald wieder anzünden. Pro Jahr sterben hier 280 Frauen und Männer.Hospiz-Leiterin Ute Seibert und ihr 15-köpfiges Pflegeteam betreuen die Sterbenden. Außerdem kümmern sich ein Sozialarbeiter, ein Psychologe, eine evangelische Seelsorgerin und ihr katholischer Kollege und eine Hauswirtschafterin um die Bewohner. Die sind im Durchschnitt 18 Tage hier.

Von Zweibrücken bis Merzig reicht der Einzugsbereich. Mit 16 Bewohnern ist das Haus in der Großherzog-Friedrich-Straße gerade voll belegt. Es ist eines der größten Hospize Deutschlands, etwa doppelt so groß wie die Häuser im Bundesdurchschnitt und eine von nur zwei stationären Einrichtungen im Saarland. Jetzt hat das Hospiz der "kreuznacher diakonie" sich einem harten Qualitätstest unterzogen. Es hat seine Arbeit, wie die beiden saarländischen Krankenhäuser der "kreuznacher diakonie", also das Evangelische Stadtkrankenhaus (EVK) in Saarbrücken und das Fliedner-Krankenhaus in Neunkirchen, erfolgreich vom Tüv Hessen prüfen lassen. Ergebnis: die "Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001: 2008". Ute Seibert erklärt, was das bedeutet: "Das Prüfverfahren betraf alle wichtigen Arbeitsabläufe. Es ging zum Beispiel darum, was wir am wichtigen ersten Tag mit den Bewohnern machen. Und darum, wie gut wir schon bei der Aufnahme über alles Bescheid wissen, was für eine gute Behandlung wichtig ist." Prinzip sei, so viel wie möglich an Informationen zusammenzutragen, um Angehörige und Bewohner zu entlasten. Weitere Prüf-Gebiete waren die Versorgung der Bewohner mit Medikamenten, die Hygiene und die ständige Fortbildung. Qualität in den beiden saarländischen Krankenhäusern der "kreuznacher diakonie" und im Hospiz ist aber nicht nur Tüv-Sache. Bei der Diakonie kümmert sich Dietmar Lauck um Qualität. "Es geht darum, Arbeit transparent zu machen und richtig auf Beschwerden zu reagieren. Das ist schon deshalb wichtig, weil gut informierte Angehörige sich heute im Internet informieren - auch über die Qualität von Hospizen." 14 Tage dauert derzeit die Wartezeit auf einen Platz. Nicht alle kommen, um zu sterben. "Man kann im Hospiz sterben, aber man muss es nicht. Ein bis zwei Prozent unserer Bewohner verlassen das Haus, weil es ihnen etwas besser geht", sagt Ute Seibert.

Sie verdeutlicht, was gute Hospizarbeit auszeichnet: Wer kommt, bringt mit, was ihm wichtig ist und schneidet sich nicht von Vertrauten ab. "Das gilt für den Hausarzt ebenso wie für den Seelsorger oder die Fußpflege und den Frisör. Uns geht es um Lebensqualität und darum, auf die Symptome einer schweren Krankheit, seien es Schmerzen oder Übelkeit, zu reagieren. Rund um die Uhr." Und das, ohne damit Geld zu verdienen. Hospize müssen zehn Prozent ihrer Kosten selbst aufbringen. Diese zehn Prozent kommen von der Stiftung "kreuznacher diakonie", von der Kreuznacher Diakonissenstiftung und von Spendern. Und, das ist Seibert wichtig: "Sie kommen natürlich von unserem Förderverein." Traurig ist sie über die Finanzierungslücke nicht, die verlässliche Förderer immer wieder schließen müssen. "Das schützt die Hospize und ihr Anliegen vor der sonst in der Gesellschaft allgegenwärtigen Ökonomisierung, dem Starren auf Zahlen und Geld. Und wir können als "kreuznacher diakonie" sterbende Menschen weiter mitten in Saarbrücken betreuen. Denn Sterben gehört in die Gesellschaft."

Kontakt: Paul Marien Hospiz, Telefon (06 81) 3 88 66 00. Gerhard Dier vom Hospizförderverein hat Telefon (06 81) 3 88 61 23.

"Sterben

gehört in die Gesellschaft."

Hospizleiterin

Ute Seibert

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort