Hoffen auf ein Ende der Seuche

Saarbrücken/Gersheim · Mehr als 100 Rinder sind im Saarland binnen weniger Tage gekeult worden. Nach Tuberkulose-Fällen auf zwei Höfen hoffen Beteiligte nun auf ein Ende der Seuche. Die Bauern stehen jetzt vor schweren Zeiten.

Erneut sind am Dienstag im Saarpfalz-Kreis 42 Rinder getötet worden, die an Tuberkulose erkrankt waren. Bereits in der vergangenen Woche waren auf einem anderen Hof 83 Kühe und Kälber wegen der Krankheit gekeult worden (die SZ berichtete). Da die Kühe nicht in der Milchviehhaltung lebten, besteht für die saarländischen Verbraucher laut Experten kein Grund zur Sorge - trotz des Ausbruchs der ansteckenden und meldepflichtigen Seuche. "Das größte Glück ist, dass wir es hier mit einer Fleischzuchtrasse zu tun haben", sagte Dr. Kerstin Scherer-Herr, Leiterin der Lebensmittelüberwachung im Landsamt für Verbraucherschutz. "Es gibt kein Risiko bei Milch und Milchprodukten."

Bei der "Keulung" sei nach der bundesweit gültigen Tuberkulose-Verordnung vorgegangen worden, beschrieb die Tierärztin. In der seit Mitte 2013 geltenden Verordnung sei alles streng geregelt. Dort sei auch festgelegt, dass erkrankte Tiere nicht behandelt werden dürften. Die Tiere seien zuerst mit einem Narkosemittel betäubt und danach getötet worden - alles sei unblutig vonstattengegangen. Durch das konsequente Vorgehen könne sichergestellt werden, dass die anzeigepflichtige Tierseuche nicht weitere Tiere befalle. "Wir hoffen, dass nun das Ende der Infektionskette erreicht ist", sagte Scherer-Herr.

Die toten Tiere seien in die Tierkörperbeseitigungsanlage nach Rivenich in Rheinland-Pfalz gebracht worden. Insgesamt 129 Kühe und Kälber seien inzwischen in saarländischen Betrieben getötet worden, so Scherer-Herr.

Der Geschäftsführer des Bauernverbandes Saar, Hans Lauer, versicherte, dass den beiden betroffenen Bauern durch das Land und die Tierseuchenkasse der Verkehrswert der jetzt gekeulten Rinder erstattet werde. "Es gibt keine Alternative", sagte Lauer. "Es gibt keine Möglichkeit zu impfen."

Seit 1997 sei die Bundesrepublik bei Rindern tuberkulosefrei. Daher sei es notwendig direkt zu handeln, sobald die Krankheit wieder auftrete. Das sei auch wichtig für die Sicherheit in der Landwirtschaft, sagte Lauer. Doch werde es wohl für die Viehzüchter zu beträchtlichen Einnahmeausfällen kommen, da die Ställe drei bis fünf Monate nicht benutzt werden dürften.

Der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, Hans Foldenauer, nannte gegenüber der SZ die bundeseinheitliche Regelung einen großen Fortschritt. Gerade früher seien die Tests nicht belastbar gewesen. Damals seien von jenen Tieren, die aus Vorsicht gekeult wurden, kaum welche infiziert gewesen, wie sich bei Nachuntersuchungen herausgestellt habe. "Hier wurde oft überzogen", sagte Foldenauer. Doch heute seien die Tests sehr zuverlässig. Foldenauer forderte indes: "Es muss mit Augenmaß gehandelt werden."

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