Höllenjob vorm Totobad - Sicherheitsdienst bekommt sogar Morddrohungen

Saarbrücken · Eines der beliebtesten Freibäder des Landes lockt an schönen Tagen Tausende von Besuchern an. Es sind so viele, dass eine Sperre den Weg für Rettungswagen freihalten muss. Doch ohne Wachleute wäre selbst diese Barriere nur ein Stück Kunststoff, das vielen egal ist.

 Bitte abbiegen: Thomas Brünnel (links) und Raschid Reinhart bei ihrer Schicht an der Badzufahrt. Fotos: Heiko Lehmann

Bitte abbiegen: Thomas Brünnel (links) und Raschid Reinhart bei ihrer Schicht an der Badzufahrt. Fotos: Heiko Lehmann

 So ist's richtig. Diese Badegäste kommen zu Fuß. Dass andere lieber fast bis ans Becken fahren wollen, sorgt für Stress.

So ist's richtig. Diese Badegäste kommen zu Fuß. Dass andere lieber fast bis ans Becken fahren wollen, sorgt für Stress.

Das hört sich nach einem relativ einfachen Job an: Die beiden haben die Einfahrt in eine Straße zu bewachen, die ohnehin schon gesperrt ist. Doch was sich die Männer vom Sicherheitsdienst am Schwarzenbergbad in Saarbrücken anhören müssen, reicht vom gemeinen "Arschloch" bis zu Morddrohungen .

Gegen 11 Uhr wird die Straße Am Schwarzenbergbad in Saarbrücken gesperrt. An schönen Sommertagen sind die Parkplätze unmittelbar am Bad dann bereits fast alle belegt. Thomas Brünnet und Raschid Reinhart stellen Sperren am Anfang der Straße Am Schwarzenbergbad auf und bewachen die Einfahrt bis in die Abendstunden. Die beiden arbeiten für die Sicherheitswache Saar, ein Saarbrücker Sicherheitsunternehmen. "Wenn eine Frau mit zwei kleinen Kindern kommt oder eine schwangere Frau, dann lassen wir sie durchfahren, da wir wissen, dass noch ganz wenige Parkplätze für solche Fälle frei sind", sagt Thomas Brünnet.

Brünnet und Reinhart bitten die meisten Autofahrer allerdings, umzukehren und sich woanders einen Parkplatz zu suchen. Genau dann geht der Zirkus los.

"Ganz wenige Menschen akzeptieren das. Beschimpfungen wie ,Arschloch' oder ,Wichser' sind an der Tagesordnung. Selbst wenn wir sagen, dass die Straße für Rettungsfahrzeuge freigehalten werden muss, ist das den Autofahrern völlig egal", sagt der 18-Jährige Raschid, der erst zwei Wochen beim Sicherheitsdienst dabei ist. Sein 23 Jahre alter Kollege Thomas hat da schon weit mehr erlebt. "Mir wurde schon gedroht, mich umzubringen, wenn ich die Einfahrt nicht freigebe. Ohne die Hilfe meines Kollegen weiß ich nicht, was passiert wäre", sagt Brünnet. Gerade bei der extremen Hitze wie an den vergangenen beiden Wochenenden strömen mehr als 8000 Besucher pro Tag ins Bad. An der Einmündung Kobenhüttenweg-Am Schwarzenbergbad ist dann die Hölle los. "Das kann man sich kaum vorstellen. Das ist, wie wenn jemand eine riesige Ladung Autos einfach auf die Straße geworfen hätte. Es geht nicht mehr vor und nicht zurück. Jeder hupt wie wild durch die Gegend, und Auffahrunfälle gibt's im Minutentakt. Am vergangenen Sonntag mussten wir sechsmal die Polizei rufen", erzählt Brünnet, der dann noch eine ganz besondere Erfahrung mit einer Frau machte. "Ich wollte ihr nur erklären, wie sie am besten wieder auf die Hauptstraße kommt. Da hat sie mich einfach angespuckt", sagt der Sicherheitsdienst-Mitarbeiter. Auch hinter der Schranke liegen die Nerven trotz der Sperrung blank.

Rettungsfahrzeuge kommen dort nicht mehr durch. Anwohner gelangen nicht mehr in ihre Einfahrten. Sie laufen zur Einmündung und beschweren sich heftig bei Thomas und Raschid. "Wir können da ja auch nichts machen. Letzten Sonntag haben wir die Polizei gerufen, und die hat mehr als 70 Strafzettel verteilt", sagt Raschid, der wie Thomas sogar schon angefahren wurde. "Trotz der Sperrung stellen wir uns zusätzlich in den Weg und zeigen, dass keine Durchfahrt möglich ist. Die Autofahrer rollen einfach langsam los, um ihre Macht zu demonstrieren. Uns ist zwar noch nichts passiert, aber wir wurden schon an den Knien getroffen. Das ist echt der Wahnsinn", sagt Thomas. Wie Raschid ist er abends froh, wenn der Spuk vorbei ist. Denn ganz so einfach ist der Job, eine Straße zu bewachen, die ohnehin schon gesperrt ist, dann doch nicht.

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