Hochzeitspaare lieben Völklingen

Völklingen · Selbst Stuttgarter Standesbeamte geraten ins Schwärmen, wenn sie an die Möglichkeiten für Trauungen in Völklingen denken. Die Hochofen-Termine sind sehr beliebt. Daher überlegt die Stadt, hier ihr Engagement zu intensivieren.

Johnson Ariaratnam und seine Frau Suganthy Jegatheswaran heirateten als erstes Paar im Hochofenbüro. ArchivFoto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Das Jahr 2013 war für die Völklinger Standesbeamten um Amtsleiter Reinhard Schäffner ein bewegtes und bewegendes: "Drei Monate haben wir in der Gebläsehalle getraut, sechs Monate im Hochofengebäude der Völklinger Hütte und drei Monate am gewohnten Arbeitsplatz im Alten Rathaus", berichtet er. Dafür musste sein Tross immer wieder mit allen notwendigen Amtsinsignien umziehen. Zufrieden ist er mit der Trau-Bilanz. 197 Eheschließungen und vier Lebenspartnerschaften haben die Beamten betreut, "ein sehr erfreuliches Ergebnis, wir halten uns", sagt Schäffner und weiß, dass Kollegen immer öfter mit sinkenden Zahlen zu tun haben.

Blitzschnell ausgebucht

Den Grund für die Popularität einer Trauung in Völklingen sieht Schäffner zum Einen in den ungewöhnlichen Örtlichkeiten. "Eine Kollegin vom Stuttgarter Standesamt kam geradezu ins Schwärmen, als sie die Gebläsehalle gesehen hat", berichtet er, obwohl die Stuttgarter doch auch eine schöne Adresse hätten. Auch die Sondertrauungen erfreuten sich großer Beliebtheit. Termine für die Mondschein- oder Frühlingstrauungen seien blitzschnell ausgebucht, "manchmal können wir den Bedarf nicht decken". Acht Trauungen an einem Tag seien dabei die Norm, verrät Schäffner. Vor lauter Angst, den Traumtermin nicht zu bekommen, übernachteten Paare sogar vor der Türe. Besondere Daten wie der 11.11.(20)11 oder - schon länger vorbei - der 9.9.1999 gehörten ebenfalls zu den besonders nachgefragten Terminen.

Sechs Monate Vorlauf für die Anmeldung zur Trauung sieht der Gesetzgeber vor. Wer also dieses Jahr im Sommer heiraten möchte, muss sich sputen. Zumal, das sagt Schäffner, bei den Paaren und ihren Trauwünschen eine Verschiebung stattgefunden hat: "Früher wollten sehr viele im Frühjahr heiraten - April und Mai waren sehr beliebte Monate. Jetzt schreiten die Paare lieber im Sommer zum Traualtar und hängen gleich an die Hochzeit die Hochzeitsreise dran." Saure Gurkenzeit sei jetzt im Winter, "das war schon immer so. Wir haben in diesem Januar bisher vier Paare getraut". Dafür gebe es einen triftigen Grund, verrät Schäffner mit Augenzwinkern. Ein Steuerberater, der sich bestens auskenne, habe, um 3000 Euro Steuern zu sparen, noch schnell im alten Jahr geheiratet - so wie der Mann scheinen einige zu denken.

Der beliebteste Tag, um den Bund fürs Leben zu schließen, sei der Freitag, hat Schäffner festgestellt. "Dienstag und Donnerstag sind nicht so nachgefragt."

Interesse ungebremst

Weil das Interesse an der Hochzeitsörtlichkeit Völklinger Hütte ungebremst stark ist, überlegt die Stadt, so Schäffner, in Absprache mit Meinrad Maria Grewenig, dem Weltkulturerbe-Chef, jeden zweiten Freitag ins Weltkulturerbe umzuziehen. Und er schwärmt vom Büro im Hochofengebäude, die Location, die das Standesamt eher als Ausweichadresse entdeckt hat, das aber nicht barrierefrei sei. Die Verwaltung überlege, hier einen Außenaufzug bauen zu lassen, "Kosten etwa 20 000 Euro", sagt Schäffner. Das Problem jedoch seien die Folgekosten, man wäge noch ab. Dass das Heiraten in Völklingen auch unter betriebswirtschaftlichem Aspekt ein Gewinn ist, dafür sprechen schon die Menschen, die das Hochzeitspaar begleiten. "Ganze Gesellschaften sind dabei, aus München oder Hamburg. Wir bekommen Besuch aus allen Ecken Deutschlands. Sie übernachten hier, sie buchen ein Restaurant."