Hilfe bei Selbstverletzung aus Kummer Jahresbericht der Lebensberatung

St Wendel · Warum „ritzen“ sich junge Leute? Warum fügen sich vor allem Mädchen selbst Verletzungen zu, mit Rasierklingen, Messern, Scherben oder anderen scharfen Gegenständen? Fragen, die sich das Team der St. Wendeler Lebensberatung im jetzt veröffentlichten Jahresbericht stellt.

 Manche junge Menschen, wie auf diesem Symbolbild, verletzen sich selbst. Foto: Maurer

Manche junge Menschen, wie auf diesem Symbolbild, verletzen sich selbst. Foto: Maurer

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Die Mädchen, die wegen selbstverletzendem Verhalten in die Beratungsstelle kommen, sind nach Einschätzung der Berater "eindeutig belastet, überfordert und teilweise an den Grenzen ihrer Möglichkeiten in Bezug auf die Bewältigung unterschiedlicher Probleme". Nicht selten gehe es um familiäre Konflikte, um Trennung der Eltern oder fortgesetzten Streit der Eltern untereinander.

Andere Ursachen können Liebeskummer sein, der Zwist mit der besten Freundin oder die Ausgrenzung aus der Clique. Wenn sich Mädchen dann mit der Rasierklinge Schnitte in den Unterarm ritzen, gehe es meist darum, den seelischen Schmerz durch eine körperliche Verletzung nicht mehr spüren zu müssen, erklärten die St. Wendeler Lebensberater. Es fehle das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, die Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen und sie so auf eine "gesündere" Art und Weise zum Ausdruck zu bringen. Dazu fehle die Zuversicht in der Familie damit auf Verständnis und Hilfe zu stoßen. "Genau das ist es aber, was sie brauchen und das ist die Chance, die es zu ergreifen gilt, wenn Eltern durch das zufällige Sichtbarwerden der Narben mit der Nase darauf gestoßen werden, dass etwas nicht stimmt", heißt es im Jahresbericht. Aufgabe der Beratung sei es dann, Eltern und Jugendliche dabei zu unterstützen, wieder Vertrauen zueinander aufzubauen, um dann gemeinsam nach alternativen Bewältigungsstrategien zu suchen. Das Wichtigste sei es, in der Familie die Kommunikation über all diese Fragen in Gang zu bringen. Erst wenn das Kind lerne, dass es das, was es belastet, auf andere Art ausdrücken kann , werde es die bisherige Bewältigungsstrategie durch das Ritzen aufgeben können. 922 Kinder, Jugendliche und Erwachsene hatten im Jahr 2013 Kontakt zu dem fünfköpfigen Beratungsteam um Diplom-Sozialarbeiterin Theresia Wagner. Weitere 394 Personen wurden in Elternkursen, Sprechstunden oder Weiterbildungen erreicht. Wie der Jahresbericht weiter ausweist, waren bei den Kindern und Jugendlichen die wichtigsten Themen: Trennung und Scheidung der Eltern , Umgangsstreitigkeiten, Probleme mit konsequentem Erziehungsverhalten, Partnerkonflikte oder psychische Erkrankung von Mutter oder Vater. Bei den erwachsenen Ratsuchenden waren die wichtigsten Themen: Kommunikationsprobleme, Selbstwertproblematik, kritische Lebensereignisse, Ängste und Zwänge sowie stimmungsbezogene Probleme wie etwa Depressionen. Knapp sieben Stunden brachten die Beraterinnen und Berater pro abgeschlossenem Fall auf. Rund 306 573 Euro kostete die Arbeit der Lebensberatung St. Wendel im letzten Jahr. Finanziert wird die Arbeit zu 52 Prozent durch den Kreis St. Wendel und zu 48 Prozent durch das Bistum Trier . Die Beratung ist kostenfrei.

Kontakt: Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberatung des Bistums Trier , St. Wendel, Werschweilerstraße 23, Tel:(0 68 51) 49 27, Mail: lb.st.wendel@bistum-trier.de

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