Hier Mahnwache – dort Kopfschütteln

Saarbrücken · „Manege frei“ heißt es ab morgen im Saarbrücker Weihnachtscircus auf den Saarterrassen. Für die Artisten gehören Tiere dazu. Eine Manege frei von Tieren wollen die Kritiker der Show. Annäherung? Undenkbar.

Nur ein paar Meter trennen morgen und am 4. Januar das Manegen-Flair des Saarbrücker Weihnachtscircus von jenen, die dagegen protestieren. Aber zwischen den Ansichten der Zirkusleute und ihrer Kritiker über Elefanten, Löwen, Papageien und andere Tiere in der Manege liegen Welten.

Und keine Brücke kann sie verbinden. Nichts macht dies deutlicher als die beiden Mahnwachen, zu denen der Verein "Tierversuchsgegner Saar - Menschen für Tierrechte" aufruft. Er protestiert am ersten und letzten Tag des Gastspiels dagegen, Tiere als Mitlebewesen derart "auszunutzen". Davon kann aber aus Sicht des Zirkus eine Rede sein, wie sein Sprecher Tino Frank betont.

Für Rolf Borkenhagen, den Vorsitzenden des Vereins, steht fest, Tiere seien dem Menschen gleichberechtigt und nicht seiner Verfügungsgewalt unterworfen. "Wir haben kein Eigentumsrecht an Mitlebewesen, und wir dürfen aus ihrer Abhängigkeit von uns kein Vergnügen ziehen." Tierhaltung bedeute "immer und ohne Ausnahme Gefangenschaft, Druck und Ausnutzung". "Sie ist ein einseitiger Vertrag, da sie dem Mitlebewesen keine Alternative lässt." Bei seinem radikalen Tierrechtsansatz fällt für Borkenhagen nicht ins Gewicht, was in Gesetzestexten steht und wie oft der Amtstierarzt während der Gastspiele nachschaut. "Natürlich muss der Amtsveterinär sich die Haltung ansehen." Doch auch ihm seien letztlich die Hände gebunden, sagt Borkenhagen. Denn: "Im Rahmen des Gesetzes läuft so eine Haltung ja immer."

Zirkussprecher Tino Frank weist die Radikal-Forderungen nach einem Programm ohne Tiere zurück. Diese gehören seiner Meinung nach aus gutem Grund in die Manege. Und sie würden gut behandelt. "Zirkus ist grundsätzlich keine Tierquälerei. Das ergaben mehrere wissenschaftliche Untersuchungen in den vergangenen Jahrzehnten. Keine andere Tierhaltung in Deutschland wird so häufig kontrolliert wie die im Zirkus."

Es sei auch falsch, dass die Tiere unter den Transporten leiden, sagt Frank. Messungen des Stresshormons Cortisol im Speichel hätten ergeben, dass Tiere Transporte nicht als Stress empfinden, weil sie von klein auf daran gewöhnt sind.

Zahlreiche Experten wie Tierärzte und Biologen meinten denn auch, dass eine tiergerechte Haltung von Wildtieren im Zirkus möglich sei und in guten Unternehmen auch praktiziert werde, sagt der Zirkussprecher. Daher engagiere der Saarbrücker Weihnachtscircus nur anerkannte Spezialisten als Tierlehrer. Frank bestreitet aber nicht die Grenzen der Tierhaltung im Zirkus. "Er kann eine tiergerechte Haltung bieten, die das Wohlbefinden gewährleistet. Eine artgerechte Haltung, also eine Haltung, die die Lebensbedingungen der freien Wildbahn genau abbildet, kann der Zirkus nicht bieten - der Zoo aber auch nicht."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort