„Hier bin ich immer willkommen“

Seit bald zehn Jahren kommt der Kabarettist, Komponist, Musiker und Sänger Johannes Kirchberg regelmäßig zu Gastspielen nach Saarbrücken ins Theater Leidinger. Das nächste Mal am Freitag, 19. Dezember. SZ-Redakteurin Susanne Brenner wollte von ihm wissen, was ihn immer wieder zu uns treibt. Und wieso er Wolfgang Borchert einen ganzen Abend widmet.

 Johannes Kirchberg ist immer wieder gern gesehener Gast im Leidinger. Foto: Gesine Bohn

Johannes Kirchberg ist immer wieder gern gesehener Gast im Leidinger. Foto: Gesine Bohn

Foto: Gesine Bohn

Sie kommen seit Jahren mit Ihren Programmen von Hamburg nach Saarbrücken . Warum zieht es Sie immer wieder hierher? Die Stadt liegt ja nicht gerade auf dem Weg.

Johannes Kirchberg: Welche Stadt liegt denn schon wirklich auf dem Weg von Hamburg , wo ich wohne, nach irgendwohin? Ich mag das kleine Theater im Leidinger, ich war hier immer willkommen. Und ich hab das Gefühl, hier ein gern gesehener Gast zu sein. Dafür ist kein Weg zu weit. Außerdem fahre ich gern Bahn und weiß jetzt schon, was ich während der Fahrt alles erledigen kann, wozu ich zuhause nicht komme.

Bei Ihren Gastspielen haben Sie - wie im übrigen viele Gastspiel-Künstler -- hier schon alles erlebt : eine Handvoll Zuschauer und brechend volles Haus. Niemand kann sich recht erklären, warum das Publikum mal zieht und mal nícht. Ist das an anderen Orten auch so oder eine Saarbrücker Spezialität?

Johannes Kirchberg: Ich denke, man kann das nicht erklären. Es gibt dafür auch keinen Grund. Aber das spricht ja auch für das große Vertrauen der Veranstalter: Barbara Scheck und Peter Tiefenbrunner machen ein neues Gastspiel nicht von Verkaufszahlen abhängig. Sondern von der Qualität. Ich hoffe ja auch sehr, dass das Auf und Ab, das Voll und Leer keine Spezialität Saabrückens ist. Ich sag nur: Beim letzten Mal war`s knackvoll . . .

Diesmal kommen Sie mit Ihrem Wolfgang- Borchert-Programm. Borchert kennen die meisten von uns nur noch als Autor von "Draußen vor der Tür". Die Jüngeren kennen ihn oft gar nicht mehr. Warum haben Sie ihn ausgewählt?

Johannes Kirchberg: Das ist wirklich merkwürdig. Als ich vor sieben Jahren nach Hamburg zog und auf dem Theaterschiff spielte (Kirchberg ist Ensemblemitglied des Theaterschiffs Hamburg , d. Red.), welches in einem Fleet liegt, kam mir ein Gedicht von Borchert wieder in den Sinn, das ich vor vielen Jahren mal vertont hatte. Zuhause fiel mir das Gesamtwerk aus dem Bücherregal, und ich begann zu lesen. All die Gedichte Borcherts, die über Hamburg und die übers Leben haben meine Stimmung so genau getroffen, als wären es meine Worte gewesen. Und dann habe ich mich mit ihm beschäftigt und beschlossen, seine Gedichte in den Mittelpunkt eines Chansonabends zu stellen. Das ganze in Verbindung mit Briefen und zwei Erzählungen. Ich möchte Borchert lebendig erhalten. Mein Programm ist eine Verbeugung vor einer viel zu früh verstorbenen Stimme des Nachkriegsdeutschlands.

Ihr Gastspiel ist am letzten Advents-Wochenende, quasi kurz vor Heiligabend. Keine Angst, dass die Leute vor lauter Glühwein und Geschenkekauf-Stress keine Zeit haben für ein doch recht anspruchsvolles Programm?

Johannes Kirchberg: Ich kann versprechen, dass es keine "Gedenkveranstaltung" wird. Ich werde einen Borchert präsentieren, mit dem man lachen kann, der jugendlich war, übermütig, natürlich melancholisch. Aber nie traurig. Einen verliebten Borchert. Und natürlich den, der sagt: Sage Nein! Und vielleicht ist es ja gerade die richtige Zeit für so ein Programm. Einmal noch vor Weihnachten seine Freunde einladen und Kultur erleben. Und sich bewusst machen, was man aneinander hat.

Sie haben zwei kleine Kinder und leben in Hamburg . Allein im Dezember sind Sie über zwei Wochen unterwegs, haben nach Saarbrücken noch zwei weitere Gastspiele, bevor es Weihnachten nach Hause geht. Wie funktioniert da das Familienleben?

Johannes Kirchberg: Stimmt, das ist gerade nicht leicht. Besonders in der Weihnachtszeit. Aber ohne das Eine wäre ich nicht der Andere. Und die Kinder kennen es ja nicht anders. Manchmal nehme ich sie auch mit zu Konzerten. Und nach den Gastspielen bin ich ja auch für zwei Wochen mit der Familie zusammen. Das kann vieles ausgleichen.

Wissen Sie schon, wann Sie wieder nach Saarbrücken kommen? Und mit welchem Programm?

Johannes Kirchberg: Ja, am 13. März werde ich mein nigelnagelneues Kabarettprogramm "Wie früher. Nur besser" vorstellen. Ich bin schon ganz aufgeregt, da wir gerade daran arbeiten. Vielleicht gibt's am 19. schon als Zugabe einen kleine Kostprobe . . .

Karten unter www.ticket-regional.de und beim Theater Leidinger, Mainzer Straße 10.

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Auf einen BlickJohannes Kirchberg kommt am Freitag, 19. Dezember, 19.30 Uhr, ins Leidinger in der Mainzer Straße 10. Er spielt sein Programm "Meine Seele ist noch unterwegs" mit Texten von Wolfgang Borchert , die er als Chansons vertont hat. Verliebt ins Leben, in die Liebe, in die Elbe, schrieb Borchert einige der anrührendsten Gedichte über das Meer, die Sehnsucht, seine Heimatstadt Hamburg . Aber auch Texte über Krieg, Verlust und Heimatlosigkeit. Das Programm hat Bastian Bandt inszeniert. reddermenschistgut.de

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