Helfen auch ohne ärztliche Ausbildung

St Ingbert · Seit Januar gibt es per Gesetz den neuen Beruf des Notfallsanitäters. Dabei ist das Aufgabengebiet der Ersthelfer stark ausgedehnt worden: die Teams müssen am Unfallort auch medizinisch handeln, bis ein Arzt kommt.

 Notfallsanitäter in Aktion (v.l.): Christian Scherer, Sandy Duchêne und Arno Schneider. Foto: Jenal

Notfallsanitäter in Aktion (v.l.): Christian Scherer, Sandy Duchêne und Arno Schneider. Foto: Jenal

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Sie kommen als erste zu verletzten oder kranken Menschen und behandeln eigenverantwortlich, bis der Notarzt vor Ort ist - die Notfallsanitäter. Um den heutigen Anforderungen an medizinisches Wissen und den Umgang mit modernen Geräten gerecht zu werden, bildet das Saarland in der Rettungsdienstschule St. Ingbert das neue Berufsbild aus. Gestern begannen die ersten 26 Lehrgangs-Teilnehmer, alles langjährig aktive Rettungsassistenten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der Feuerwehr, des Arbeiter-Samariterbundes und des Malteser Hilfsdienstes mit den Prüfungen.

In verschiedenen Prüfungssituationen spielten die 25 Männer und eine Kollegin in den 2010 neu gebauten Ausbildungsräumen akute Gesundheitsnotfälle und Unfälle unter wirklichkeitsnahen Bedingungen durch. DRK-Sprecher Frank Bredel sagte zu den Prüfungen: "Das sind absolute Stresssituationen für die Teams." Die Fallbeispiele seien sehr nah an der Realität. "Das sind Situationen mit intensivmedizinischer Versorgung mit Sauerstoff, künstlicher Beatmung, EKG, bis hin zur Defibrillation". Die Ausbildung und auch die Prüfung richte sich gezielt auf schwierigere Situationen aus, erläuterte Bredel: "In den Prüfsituationen wird simuliert, dass die ärztliche Hilfe durch den Notarzt gerade nicht zur Verfügung steht."

Ob nachts, im Winter und besonders im ländlichen Raum; zwei Notfallsanitäter arbeiteten dann als kompetentes, eingespieltes Team. Und sie stabilisierten den Patienten so weit, dass er transportiert werden kann. Denn in einigen Fällen treffen sich die Notfallsanitäter und der gerufene und später nachrückende Notarzt auf halber Strecke hin zum Krankenhaus - das spare wertvolle Zeit, so Bredel. Doch dieses "Rendez-Vous-System" stelle hohe Anforderungen an die Notfallsanitäter: Vor Ort müssten sie nun immer öfter lebenswichtige Entscheidungen treffen - ab sofort mit einer hohen fachlichen Kompetenz in einem gesetzlich neugeregelten Berufsbild. Das habe einen großen Vorteil für die Notfallsanitäter, sagt Bredel: "Die Teams sind jetzt rechtlich besser abgesichert."

Christoph Michels, der seit 2005 als Rettungsassistent arbeitet, ist Teilnehmer der Prüfung. Der Routinier im Rettungsdienst bildet sich kontinuierlich weiter, und er muss auch fit sein; die Prüfungen sind sehr anstrengend, auch körperlich. "20 bis 90 Minuten kann eine Reanimation dauern", berichtet Michels. Da muss jeder Handgriff sitzen, an den mitgeführten Geräten und auch am Patienten. Michels erklärt das Ziel des Trainings: Im realen Notfall soll der Kopf ruhig bleiben, dort laufe dann eine eintrainierte Situation ab - bis der Notarzt eintrifft und übernimmt.

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