Haus der Kunst wird Partyzone

Saarbrücken · Zuhören, tanzen und Kunst in ungewohntem Ambiente neu entdecken: Die Lange Nacht im Saarlandmuseum sollte vor allem Jüngere in die Moderne Galerie locken. Die Kombination von Klängen, Licht und neuer Kunst fand aber vor allem Fans jenseits der Vierzig.

 Eine Glitzer-Kugel hing während der Museumsnacht vor der Soul-, Beat- und Jazz-Zone. Foto: Oliver Dietze

Eine Glitzer-Kugel hing während der Museumsnacht vor der Soul-, Beat- und Jazz-Zone. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

"Nachts im Museum" ist ein US-Filmspaß, bei dem nach Feierabend die Ausstellungsobjekte im Naturhistorischen Museum in New York beängstigend lebendig werden. Nun - die Exponate blieben erfreulicherweise brav, aber die Moderne Galerie machte am Samstagnacht einen äußerst vitalen Eindruck. Nach fast drei Jahren Pause gab es wieder eine eintrittsfreie "Lange Nacht im Saarlandmuseum". Sie verwandelte das Haus in eine heftig frequentierte Party-Lounge mit angegliedertem Kunstbetrieb. Die Veranstaltung lief zur Ausstellung "2000+ - Neu im Saarlandmuseum", die die Zugänge der Modernen Galerie seit 2000 präsentiert. Sie soll Kunst mit alternativen Angeboten verknüpfen und das junge Publikum erreichen.

Tatsächlich köderte die "Lange Nacht" wesentlich ältere Jahrgänge als die hauptsächlich angepeilte Generation zwischen 20 und 40. Die Konzeption war dem Eventspezialisten Giovanni D'Arcangelo und dessen Team von "C'est dur la culture" anvertraut. Schon außen war das Saarlandmuseum kaum wiederzuerkennen. Auf der zur Saar hin gelegenen Fassade wechselten die Illuminationen. Büsche und Bäume leuchteten grün und magenta.

Dunkel abgehängt präsentierte sich das Foyer mit Cocktail-Bar. Vom Entree, wo Sounds und im Laufe der Nacht immer mehr Parfüms heftig konkurrierten, öffneten sich weitere Räume: Den Eingang zur Hipster-Ecke, in der die DJs Tom Platte alias "Rote Hüfte" und Ben Hoek coolen Retro-Soul, Rhythm'n'Blues, Beat und jazzy Sounds auflegten, markierte ein Vorhang mit glitzernder Stroboskop-Kugel. Sterilerer Gegenentwurf und kaum noch zu identifizieren: der mit "Electro" überschriebene Vortragssaal. Er roch noch dezent nach Farbe und Kleister. Über eigens installierte weiße Stelen krochen dort fluoreszierende Querstreifen, während Beamer zu wummernden Bässen Kringel auf dem Boden tanzen ließen. Vage fühlte man sich an die olympischen Ringe erinnert - Reminiszenz an Sotschi? Auch dort eine Bar und mit "Phil & Julz" zwei Jungs am DJ-Pult, die zu vorgerückter Stunde von "Synpsnpogo" und "Marie 22" abgelöst wurden. In hellem Kontrast zu den schummrigen Tanz-Séparées präsentierten sich die luftigen Ausstellungsräume, in denen Studenten alle 30 MinutenFührungen boten und dabei Besuchern mit Bierflasche den Zutritt freundlich verweigerten. Museumsdirektor Roland Mönig flanierte betont lässig im hellblauen Wollpulli umher und freute sich über die "Riesenakzeptanz".

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