„Handflächen auf das Fahrzeug!“

Saarbrücken · Wenn die Schulzeit vorbei ist, dann soll der Wechsel ins Berufsleben kein Sprung ins kalte Wasser werden. Dafür will der Girls' und Boys' Day sorgen. Gestern war es wieder so weit. Junge Leute schnupperten in die Arbeitswelt. Mädchen versuchten sich als Zöllnerinnen, Jungen als Jugendpfleger.

 Äktschn beim Girls' Day im Zollamt: Celina Schmitt (hinten links) und Nina Meiser (vorn rechts) kontrollieren einen Verdächtigen, gespielt vom Zollbeamten Marco Schnur. Dessen Kollege Manuel Börkel gibt Rückendeckung. Fotos: Becker&Bredel

Äktschn beim Girls' Day im Zollamt: Celina Schmitt (hinten links) und Nina Meiser (vorn rechts) kontrollieren einen Verdächtigen, gespielt vom Zollbeamten Marco Schnur. Dessen Kollege Manuel Börkel gibt Rückendeckung. Fotos: Becker&Bredel

Auf dem Tisch im Hauptzollamt liegen ein Leopardenfell und ein ausgestopftes Krokodil - verbotene Mitbringsel aus fernen Ländern. Zu den Aufgaben des Zolls gehört es, die Einfuhr solcher Gegenstände zu entdecken und zu ahnden.

Das erfahren die 15 Mädchen , die sich dazu entschieden haben, am Girls' Day den Zoll zu besuchen, bei einem Vortrag. Beispielhaft werden Aufgaben des Zolls vorgestellt - wie die Bekämpfung von Schwarzarbeit und Schmuggel. Es folgen Sicherheitshinweise für den Umgang mit Schusswaffen.

Was in der Theorie nicht spektakulär klingt, erweist sich bei den anschließenden Rollenspielen als ziemlich spannend: "Herr Müller", ein etwas widerspenstiger Herr aus Luxemburg - gespielt von einem Zollbeamten - wird auf dem Zoll-Parkplatz kontrolliert, und zwar von Celina Schmitt, 15, und ihrer Freundin Nina Meiser. "Führen Sie Drogen oder Zigaretten mit sich?", fragt Celina bestimmt. Die zwei machen das schon wie die Profis.

Im Kofferraum finden sie kiloweise Drogen. "Handflächen auf das Fahrzeug!" Es folgt die Festnahme von "Herrn Müller" mit vorgehaltener (ungeladener) Übungswaffe. "Ganz schön schwer", sagt Nina, als sie die Waffe wieder in ihren Einsatzgürtel steckt.

"Das ist natürlich keine alltägliche Situation", erklärt Heiko Armbrust, Sprecher des Saarbrücker Hauptzollamts. Seine Kollegin Diana Weis fügt hinzu: "Aber es wäre ja deutlich weniger spannend gewesen, wenn sie im Auto nichts gefunden hätten."

Anders ist es in der ersten Etage des Zollgebäudes. Dort untersucht eine zweite Mädchengruppe Pakete auf illegale Inhalte. "Es sind welche mit verbotenen Gegenständen und Substanzen dabei, aber auch ohne", erklärt Diana Weis. Im Keller geht es eindrucksvoll weiter. Dort soll Lisa Geibel einen Schwarzarbeiter durch gezielte Fragen und eine Personenabfrage über Funk enttarnen.

Bei den Mädchen zeigt er sich kooperativ. Widerstand leistet er nur den "echten" Zollbeamten, was bei den Zuschauern für einen kurzen Schockmoment sorgt. Trotzdem: Als Männerdomäne sieht Celina den Beruf nicht: "Ich könnte mir vorstellen, so was später zu machen", sagt sie. "Obwohl es ein komisches Gefühl war", gibt Nina zu. Das Saarbrücker Hauptzollamt hat insgesamt rund 350 Mitarbeiter. Die Vorführungen zum Girls' Day könnten dazu beigetragen haben, dass der Frauenanteil steigt.

In Dudweiler ist der Boys' Day derweil schon von weitem zu erschnuppern. Denn der Pizzaofen im Garten des Jugendzentrums (Juz) wird während der zweiten "Arbeitseinheit" angeheizt. Ein Teil der Jungs kommt gerade vom Geocaching zurück, die anderen trainieren unter Anleitung im Fitnessraum des Juz. Vorher haben sie einen Vortrag über Jugendarbeit gehört. Im Kinder- und Jugendbereich seien vor allem Frauen beschäftigt, so Michael Kammer, Leiter der Juze im Regionalverband. "Der Anteil der Männer dürfte bei 30 bis 35 Prozent liegen", schätzt er. Aber die Zahl der Interessenten steigt. 20 Boys musste er für heute sogar absagen: "Das wären zu viele gewesen."

Glück hatte der 15-jährige Kai Wesseler, der gerade seine selbst belegte Pizza ins Feuer schiebt. Die Stärkung hat er sich nach dem bewegungsreichen Vormittag verdient. Und er kann sich durchaus vorstellen, später als Jugendpfleger zu arbeiten: "Besonders gut gefällt mir, dass es so abwechslungsreich ist."

 Nahrhafter Boys' Day im Juz Dudweiler: (v.l.) Maurice Ursprung, Niklas Meinerzag, Nicolas Schäfer und Kai Wessela backen Pizza.

Nahrhafter Boys' Day im Juz Dudweiler: (v.l.) Maurice Ursprung, Niklas Meinerzag, Nicolas Schäfer und Kai Wessela backen Pizza.

Eigentlich, so erklärt Kai, wolle er aber Politiker werden. Gibt's da Parallelen zur Arbeit mit Jugendlichen - oder eher nicht? Jugendpfleger Boris Maric erläutert: "Wir wollen den Jugendlichen mit unserer Arbeit helfen, selbstbestimmte Mitglieder der Gesellschaft zu werden."

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