Hand in Hand die Ängste abbauen

Saarbrücken · Sie wollen in Vereinen Sport treiben, Kontakte knüpfen und Deutsch lernen. Wie Schüler helfen können, dass sich die gleichaltrigen Flüchtlinge im Saarland wohler fühlen, erklärten ihnen deren Betreuer.

Im Mehrzweckraum des Deutsch-Französischen-Gymnasiums (DFG) war es am Freitag morgen so still, dass man eine Nadel fallen gehört hätte. Dabei war der Saal voll mit Oberstufenschülern. Die Geschichten der Flüchtlinge verbreiteten im Raum eine bedrückende Stimmung. Es ging zum Beispiel um Jugendliche, die am Telefon erfuhren, dass sie bei einem Bombenanschlag ihr zuhause und ihre ganze Familie verloren hatten.

Zu der Diskussionsrunde lud die Projektgruppe AGIR (Aktionsgemeinschaft für Integration und Respekt) des DFG Leute ein, die täglich in Kontakt zu den Flüchtlingen stehen. Dazu gehörte je eine Vertreterin des Saarländischen Flüchtlingsrates und des Haus Christophorus der Caritas Jugendhilfe. Dabei war auch ein ehemaliger Lehrer des Gymnasiums, der jetzt eine Flüchtlingsklasse im Berufsbildenden Zentrum in Völklingen unterrichtet. Ein aus Syrien stammender Betreuer an der Schule erzählte von seinen Erfahrungen während der vier Monate dauernden Flucht vor zwei Jahren. Zu Gast waren auch drei syrische Jugendliche, die ihre Flucht erst vor drei Wochen hinter sich gebracht haben. Die beiden Moderatoren Tatiana Zabrodskaya und Mikolai Gütschow, Schüler aus der Projektgruppe, hoffen, dass sie ihre Mitschüler durch die Veranstaltung aufmerksamer auf die Flüchtlinge machen. Den Reaktionen einiger Schüler zufolge haben sie das geschafft. Sie wollen zusammen mit gleichaltrigen Flüchtlingen in den Zoo gehen, möchten Paten für die Jugendlichen werden. Marie-Laure Steinfeltz (15) erzählte, dass sie ihren Kleiderschrank ausgemistet hat und einen Teil ihrer Klamotten gerne den Flüchtlingen selbst überreichen möchte. "Was die Flüchtlinge alles durchgemacht haben, werden wir teilweise nie erfahren. Aber, wenn es draußen dunkel wird, kann man es an ihren Gesichtern erahnen", sagte Nicola Weber, die im Christophorus Haus eng mit den Flüchtlingen zusammenarbeitet. Die Redner betonten immer wieder, wie wichtig es sei, den Flüchtlingen das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Die Projektgruppe, die die Diskussionsrunde organisierte, besteht aus zirka 20 Schülern. Mit ihrem nächsten Projekt möchten sie in der Schule Kleider, Schulhefte, Mäppchen und Ranzen sammeln und an die Flüchtlinge verteilen.

Zum Ende der Veranstaltung meldete sich noch der jüngste der anwesenden Syrer zu Wort. Er erzählte von den Strapazen auf dem Weg nach Deutschland, und sagte am Ende, dass er froh sei endlich in Deutschland zu sein und das Land und seine Leute liebe.

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