"Habe nun, ach..." im Alleingang

Saarbrücken · In Dagmar Schlingmanns großer Inszenierung vor drei Jahren war er "nur" der Faust. Jetzt ist Georg Mitterstieler quasi alles. Denn in dem Stück "FAUSTkampf", das am Freitag in der Sparte 4 Premiere hat, spielt er Goethes Hauptwerk im Alleingang, und zwar Faust I und Faust II. Unterstützt wird er dabei quasi von einem Familienbetrieb.

 Rebecca Dotschka-Seiler und Georg Mitterstieler inszenieren FAUSTkampf in der Sparte 4. Foto: Oliver Dietze

Rebecca Dotschka-Seiler und Georg Mitterstieler inszenieren FAUSTkampf in der Sparte 4. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. Wie soll man leben? Was ist einem wichtig? Ruhm, Wissen, Ehre, Macht und Geld? Oder doch eher die Liebe? Kurz gesagt: Was ist es, das die Welt im Innersten zusammenhält? Da sich den Sinn des Lebens wohl jeder selbst erschaffen muss, wird auch "FAUSTkampf" keine pauschale Antwort auf diese Frage geben: Georg Mitterstieler, Schauspieler des Saarländischen Staatstheaters (SST), schultert den wuchtigen Versuch, Goethes Stoff als Monolog auf die Bühne der Sparte 4 zu bringen. Mit ineinander geschnittenen Passagen aus Teil I und II, wobei alle märchenhaften Elemente getilgt werden; dazu als Ergänzung einige wenige Fremdtexte.Erzähltheater soll es allerdings nicht werden, auch wenn Mitterstieler in verschiedene Rollen schlüpft. "Wir wollen etwas über den Menschen erzählen", sagen Mitterstieler und seine Regisseurin Rebecca Dotschka Seiler. "Goethe hat ja über den Faust-Konflikt eine komplette Welt erschaffen". Eine Welt voller Größenwahn, Krieg und Machtstreben mit Faust als Suchendem, Zweifler und Forscher im Zentrum. "Faust steckt in jedem von uns", erklärt Dotschka Seiler. "Wir möchten den Stoff ins Heute ziehen, ohne ihm die Würde zu nehmen."

Dotschka-Seiler war drei Jahre lang Regieassistentin am SST und arbeitet heute als freie Regisseurin in Ulm. Die Musik für "FAUSTkampf" produzierte Mitterstielers Bruder Martin, der in Wien lebt und noch nie zuvor fürs Theater gearbeitet hat. Seine Klänge sollen "Räume aufmachen", in denen Mitterstieler mit Themen wie Sex, Liebe, Gewalt, Verführung und Verantwortung spielen kann: Was darf der Mensch? Wo ist die Grenze? Die Ausstattung übernimmt Mitterstielers Freundin Liliana Barros, Tänzerin der Donlon Dance Company (DDC). Zum Bühnenbild wird noch nichts verraten, nur soviel: "Es hat mit Reflexion zu tun."

Dass die Produktion zustande kam, verdankt sich dem Zufall, dass alle Mitwirkenden gerade Zeit hatten und die Vorstellung kurzfristig auf den Spielplan gehievt werden konnte - Mitterstieler war nach einem Unfall im Januar vier Monate außer Gefecht gesetzt. Über der Idee brüten er und Dotschka Seiler freilich schon seit anderthalb Jahren: seit Mitterstieler, der den Faust bereits in Dagmar Schlingmanns Inszenierung gespielt hatte, bei einer Sondervorstellung des Faust-Mephisto-Dialogs für den Lions-Club für seinen erkrankten Partner Boris Pietsch einsprang und solistisch beide Rollen übernahm.

In Folge schickten Dotschka-Seiler und er einander verschiedene Fassungen per E-Mail hin und her. Dotschka Seiler: "Der Text ist toll. Wie eine Kristallkugel, in der jeder etwas anderes sieht." kek

Premiere: Freitag, 30. November, 20 Uhr, Sparte 4 in der Eisenbahnstraße (im Garelly-Haus). Wieder: 1., 15., 28./29. Dezember und 4. Januar. Karten, Infos: www.sparte4.de .

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