"Gusto so suss und gut wie Frische"

Ja, eine "Einbildung im Wachzustand" könnte es schon sein, dieses kleine Lokal in der Hohenzollernstraße, das sich "Die konkrete Utopie" nennt. Salamiwürste baumeln an Kleiderbügeln von der Decke, Nischenregale beherbergen italienische Leckereien, hier und da stehen unmotiviert Backöfen. Und mittendrin Giovanni Tangaro - hemdsärmelig, angenehm unaufdringlich, gastfreundlich

Ja, eine "Einbildung im Wachzustand" könnte es schon sein, dieses kleine Lokal in der Hohenzollernstraße, das sich "Die konkrete Utopie" nennt. Salamiwürste baumeln an Kleiderbügeln von der Decke, Nischenregale beherbergen italienische Leckereien, hier und da stehen unmotiviert Backöfen.

Und mittendrin Giovanni Tangaro - hemdsärmelig, angenehm unaufdringlich, gastfreundlich. Das Restaurant "Die konkrete Utopie" ist sein Werk, er ist "Die konkrete Utopie". Hier kann er tun, was er schon immer tun wollte: "Die Menschen glücklich machen."

Überzeugt, dass dies am besten über seine eigenen Leidenschaften (Essen, Wein, Kochen) funktioniert, hat er 2004 "Die konkrete Utopie" eröffnet, wo er selbst kocht, aber auch Kochkurse gibt.

Auf einem Blatt an der Wand steht "Gusto so suss und gut wie Frische", und natürlich verzeiht man die naiv-unkorrigierte Façon des Ausdrucks dessen, was bei Tangaro auf den Tisch kommt. Meeresalgensalat etwa oder "Covatelli calabresi al pesto di Tonno e Pomodori secchi". Das Lokal öffnet mittags nur auf Reservierung. Wenn etwas Besonderes ansteht, ein Acht-Gänge-Menü, etwa "Menü Pantagruelico", auch abends.

Warum wählt jemand solch bedeutungsschwangere Worte für eine Freizeitstätte? Während seines Jurastudiums lernte der heute 31-jährige Tangaro als Erasmusstudent aus dem italienischen Crotone in einem Saarbrücker Rechtsphilosophie-Seminar die Ideen des Philosophen Ernst Bloch kennen.

Dieser hat den Begriff der "konkreten Utopien" geprägt, womit Tagträume, das Prinzip der Hoffnungen, gemeint sind - eine Denkweise, bei der "der über sich hinaus denkende Mensch im Mittelpunkt steht". "Die konkrete Utopie" im Realzustand - es gibt sie also tatsächlich, und es ist mitnichten eine düstere Kaschemme, wie man von außen vermuten könnte. Es ist Gastronomie und Delikatess- und Weinladen, ein bunter Strauß an kulinarischen Überraschungen. "Unser Motto ist: erst einmal probieren, dann kaufen", erklärt Tangaro sein eigenes Konzept der "konkreten Utopie". Und ganz ehrlich, konkrete Utopie hin oder her: Wenn man dort so sitzt, während eines Acht-Gänge-Menüs und Giovanni Tangaro einem immer genau den Wein serviert, für den man kilometerweit fahren würde, nur um eine Flasche davon zuhause zu haben, wird sie sehr real, diese materiell gewordene "Einbildung im Wachzustand".

Die nächsten Termine unter Tel. (0681) 93 85 794. Erfahrungsberichte werden gerne gelesen: doerr.k@web.de.

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