Guido Simon will als Bürgermeister Gas geben

Lockweiler · Genau 500 Plakate mit seinem Konterfei hat er drucken lassen, auf 10 000 Flyern hat Guido Simon die Ideen niedergeschrieben, die er umsetzen will, wenn er auf dem Bürgermeistersessel in Wadern Platz genommen hat. „Ich finde es gut, dass er seinen Hut in den Ring wirft – ein ganz normaler Bürger, der die Ansichten von ganz normalen Bürgern vertritt“, kommentiert Sabine Simon die Kandidatur ihres Ehemannes.

 Guido Simon hängt mit Ehefrau Sabine Plakate auf. Fotos: Rolf Ruppenthal

Guido Simon hängt mit Ehefrau Sabine Plakate auf. Fotos: Rolf Ruppenthal

Keine Frage, dass sie ihm hilft, die Flugblätter unters Volk zu bringen - "bei seinem Wahlkampf nach seinen Möglichkeiten", wie der 45-jährige selbstständige Fahrlehrer seine Aktionen nennt, die er meist am Vormittag startet - mit Rücksicht auf seine Schüler, wie er sagt. "Morgens habe ich ein bisschen Luft, gegen zwölf geht es mit den Fahrstunden los, drei Mal die Woche ist abends theoretischer Unterricht, danach wieder Fahrstunden", beschreibt der zweifache Familienvater sein Tagespensum.

Ob ein Besuch bei der Gewerbeschau oder bei anderen Terminen - wenn der Job es erlaube, lasse er sich blicken. Dass er an einem Donnerstag im April für ein Treffen mit den Ehrenstockbauern den theoretischen Unterricht sausen lässt, nennt er eine rühmliche Ausnahme. "Es gibt keine Vertretung, da muss diese Stunde für das Zusammentreffen mit dem Kreis an Leuten, die sich um die Stadt Verdienste erworben haben, mal ausfallen", meint er. "Ansonsten geht der Beruf vor. Ich muss ja meine Brötchen verdienen, habe keine Partei im Rücken. Ich muss für mich geradestehen", sinniert der unabhängige Einzelbewerber. Ob Broschüren oder Plakate: Finanziell muss er alles allein schultern, doch auf die Kumpel als Helfer kann er sich nach seinen Worten verlassen. Auf Wahlgeschenke verzichtet er bewusst: "Ich will, dass sich die Waderner frei entscheiden, wen sie zum Bürgermeister wählen. Niemand soll durch Präsente beeinflusst werden." Überhaupt: Groß bekannt machen muss er sich nach seinen Worten nicht: "Die Leute kennen mich. Ich bin in Wadern geboren, zur Schule gegangen und habe mich in Vereinen engagiert", zählt er auf. Samstags oder sonntags, so gesteht er, dreht er seine Wahlkampfrunden.

Dass es zur Stichwahl kommt, steht für ihn fest: "Bei vier Kandidaten ist dies relativ sicher, aber es wäre schön, wenn es auf Anhieb klappen würde." Ob der Sprung ins Waderner Rathaus klappt oder nicht: "Die Fahrschule bleibt bestehen. Wenn es dieses Mal klappen würde, weiß ich ja nicht, ob mich die Leute wiederwählen. Es muss weitergehen. Denn für die Rente bin ich noch zu jung."

Politik interessiere ihn seit Langem - ob auf Bundes- oder Kommunalebene, wie er sagt. Auf ein Parteibuch verzichtet er: "Bislang konnte mich keine überzeugen." Und noch eines missfällt ihm: "Wadern tritt seit Jahren auf der Stelle, gerät gegenüber anderen Städten mehr und mehr in den Hintergrund." Als erklärtes Ziel nennt er deshalb, seine Vaterstadt aus dem Dornröschenschlaf zu wecken, die unbelebte, trostlose und für alle Altersklassen unattraktive Kommune wieder lebens- und liebenswert zu gestalten. Den runden Tisch der Jugend will er nach seiner Darstellung vorantreiben und die Probleme abstellen - ob mit kulturellen Angeboten oder die Anbindung Waderns an den ÖPNV verbessern, was auch im Interesse von Senioren und Schülern ist, wie er meint.

"Abends gibt es bislang kaum Verbindungen zu einigen Ortschaften oder in andere Städte. Wenn, dann sind die Einzelkarten sehr teuer." Und noch eines brennt Simon unter den Nägeln: "Es soll keine Buslinien mehr gestrichen werden, auf die ältere Menschen angewiesen sind."

Überhaupt will er bei anstehenden Entscheidungen nach seinem Bekunden die Belange der Bürger in den Mittelpunkt stellen. Als Beispiel nennt er die Schäden, mit denen die Waderner nach starken Regenfällen seit Jahren zu kämpfen haben. "Ganze Keller stehen unter Wasser. Die Folge sind oft Schäden mit gravierendem Ausmaß. Obwohl das lange bekannt ist, passiert noch nichts", klagt Simon. "Dabei warten die Bürger doch nur darauf, dass sich da was ändert."

Zudem sind seiner Meinung nach die Belange von Parteien, einzelnen Firmen und Personen in den Vordergrund gestellt worden, statt für die Bedürfnisse der Bürger, der Stadtteile sowie das Gemeinwohl der gesamten Stadt zu arbeiten. "Ich will mich nicht vor den Karren von Parteiinteressen spannen lassen", kündigt er an. "Ich will die Belange und Probleme eines ganz normalen Bürgers betrachten." Neue Arbeitplätze schaffen nennt er ebenso als Ziel wie den Ausbau von Schulen, Kindergärten und Krippenplätzen - mit flexibler Betreuung. Er will mehr auf die Wünsche von Senioren eingehen, das Breitbandinternet ausbauen und dafür kämpfen, dass das Waderner Krankenhaus erhalten bleibt. "Nur wenn der Bürger zufrieden ist, geht es der Stadt gut." Dafür will er sorgen, sagt er.

Welche Probleme sind Ihrer Meinung nach die größten in Wadern?

Guido Simon: Wadern als Zentrum hat, wie viele andere Städte, mit der Schließung von Gewerbe- und Handelsbetrieben zu kämpfen und somit auch Probleme mit dem Beleben des Stadtkerns. Eines der größten Probleme in der Stadt Wadern sind zweifellos mangelndes Engagement, Ideenlosigkeit und Bequemlichkeit im alteingesessenen Rathaus. Das heißt, selbst geringfügige Belange, die keine Kostenfrage sind, wie zum Beispiel das erneute Aufhängen von Schaukeln auf Spielplätzen, wo nur noch das leere Gerüst vorhanden ist, werden ignoriert, vergessen oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Da fragt man sich: Wenn das Rathaus beziehungsweise der Orts- und Stadtrat mit all seinen jetzigen Vertretern diesen geringen Ansprüchen schon nicht mehr gerecht werden kann, wie sieht's denn dann mit noch größeren Problemen innerhalb der Stadt aus? Wo soll das noch hinführen? Diese Arbeitshaltung des Rathauses stößt auf Unzufriedenheit bei uns Bürgern, und dadurch entsteht auch eine immer größer werdende Kluft zwischen der Stadt Wadern und ihren Bürgern.

Was würden Sie anders als Ihr Vorgänger machen, wenn Sie Bürgermeister wären?

Simon: Ich würde immer ein offenes Ohr für alle Bürger der Stadt haben und versuchen, die Probleme nach dem Gleichheitsprinzip abzustellen. Als Bürgermeister würde ich mir selbst vor Ort ein Bild von schwierigen Situationen machen, wenn "der Bürger um Hilfe schreit" und würde mich nicht nur zu erfreulichen Anlässen präsentieren, wie bei Feiern, Gratulationen und so weiter, sondern auch schauen, wo es brenzlige Situationen gibt, für die eine gute Lösung im Sinne aller gefunden werden muss. Zudem würde ich versuchen, die Stadt nach Möglichkeiten viel intensiver nach außen hin zu vermarkten. Auch gilt es, neue Firmen für Wadern zu gewinnen und damit Arbeitsplätze schaffen. Dem Marktplatz im Stadtkern will ich neues Leben einhauchen. Den Nahverkehr will ich ausbauen. Ich will die Stadt Wadern nach vorne bringen und für Leute aller Altersgruppen wieder lebenswert machen. Ich will, dass es in der Stadt mehr hochqualivizierte Ausbildungs- und Arbeitsplätze gibt, damit auch unsere Kinder und Enkelkinder in der Stadt Wadern arbeiten können und somit ihre Familien gründen können. Denn dort, wo Arbeit ist, ist auch Leben. Auch möchte ich gerne einen Generationentisch in Wadern entstehen lassen und nicht nur einen runden Tisch für Jugendliche. Denn die Erfahrung und das Wissen der älteren Menschen in Zusammenarbeit mit den Jugendlichen wird die Stadt Wadern weiterbringen.

Wenn Sie für die Stadt drei Wünsche frei hätten, welche wären das?

Simon: Das Leben ist kein Wunschkonzert! Doch ich würde die Stadt gerne mit aufbauen und als eine der führenden Städte sehen - für die Zukunft des Saarlandes. Die Bürger der ganzen Stadt Wadern sollen sich wohl und zufrieden fühlen, und ich möchte, dass sie stolz auf ihre Heimat sein können. Und ich wünsche mir, dass der Rotstift die ersten beiden Wünsche nicht zunichte macht.

Welche Stärken hat Wadern aus Ihrer Sicht?

Simon: Die Lage im Hochwald mit all dem Platz und Raum, sich weiter wirtschaftlich ausbreiten zu können. Aber auch die wunderbare Wohnlage und die Infrastruktur wie Schulen, Krankenhaus, Sportanlagen, Museum und Arbeitsplätze.

Ich lebe gerne in Wadern weil…..

Simon: ...weil es eine Stadt mit vielen gemütlichen Dörfern ist und jedes Dorf seine ganz eigene Mentalität und Anziehungspunkte hat. Für die gefüllten Klößen mit Dürrfleisch krempelt Gudio Simon gerne die Ärmel hoch. "Der Mann für alle Fälle", wie Ehefrau Sabine ihn liebevoll nennt, drückt die Kartoffel für seine Lieblingsspeise selbst aus - ein Kraftakt, den er allerdings nur zu gerne macht. "Ich lasse mich gerne bekochen", schmunzelt die Hausfrau. Derweil zieht Céline, das achtjährige Töchterchen des Einzelbewerbers, gegrillte Hähnchen der deftigen Hausmannskost vor.

"Meine Familie geht mir über alles", bekennt der Mann, der bei der Bürgermeisterwahl in Wadern als unabhängiger Bewerber ins Rennen geht. "Ich bin leidenschaftlich gerne mit ihr zusammen." Daher soll sie auch in Wahlkampfzeiten an den Wochenenden nicht zurückstecken müssen, verrät der selbstständige Fahrlehrer. Was ihn freut: Auch während der Schulzeit hat der stolze Papa seine Maus im Blick - zumindest während der Pausen. Denn die Simons wohnen gegenüber der Lockweiler Schule, der Blick aus dem Fenster garantiert freie Sicht auf den Schulhof. "Sie kann uns dann immer winken."

Einer Tischlerlehre hat der gebürtige Waderner eine Lehre als Kaufmann für Bürokommunikation angehängt - danach eine Ausbildung als Fahrlehrer, die er 1991 beendete. "2004 habe ich mich mit der Fahrschule Simon in Wadern und Lockweiler selbstständig gemacht", erzählt er.

Ab dem frühen Nachmittag sind Fahrstunden angesagt, viele Abende sind der Vermittlung von Theorie gewidmet. "Gut ist, dass alles unter einem Dach ist", sagt er. In seiner Freizeit schnappt er sich nach eigenen Angaben gerne mal Fachlektüre.

"In der Branche gibt es ständig Änderungen. Um fit zu bleiben, lese ich viele Fahrbücher. Dadurch kann man sich auch als Fahrlehrer verbessern." Wenn er nicht ins Lenkrad greift oder seine Schüler in die Theorie einweist, startet der gebürtige Waderner nach eigenen Angaben gerne mal zu einem Lauf durch die Umgebung. "Auch schwimme ich sehr gerne", nennt er ein weiteres Hobby.

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HintergrundVier Kandidaten wollen den Waderner Bürgermeister Fredi Dewald beerben. Der 62-jährige Sozialdemokrat, der 16 Jahre im Amt war, verabschiedet sich in den Ruhestand. Seine Amtszeit endet am 31. Oktober. Mit der Kommunalwahl am Sonntag, 25. Mai, werden die Bürger der Stadt Wadern einen Nachfolger für den Sozialdemokraten bestimmen. Der Termin für eine Stichwahl wurde ebenfalls schon festgezurrt: Pfingstsonntag, 8. Juni. Für die CDU wirft der promovierte Biogeograf Daniel Hoffmann aus Büschfeld seinen Hut in den Ring, die SPD setzt auf die Ingenieurin Ulrike Hahn aus Lockweiler, Pro Hochwald auf den Redakteur Jochen Kuttler aus Nunkirchen. Als Einzelbewerber tritt der Fahrlehrer Guido Simon aus Lockweiler an. mst

 Eine verschworene Gemeinschaft: Guido Simon mit Ehefrau Sabine und Töchterchen Céline.

Eine verschworene Gemeinschaft: Guido Simon mit Ehefrau Sabine und Töchterchen Céline.

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Zur PersonGuido Simon, am 29. September 1967 in Wadern geboren, besuchte in der Stadt Grundschule und Hauptschule, später die Abendrealschule in Dillingen. Er absolvierte eine Lehre als Tischler und Kaufmann für Bürokommunikation, er hängte nach seiner Darstellung eine Fahrlehrerausbildung an, die er 1991 beendete. 2004 machte er sich mit seiner Fahrschule Simon in Wadern und Lockweiler selbstständig. Er ist Vater zweier Kinder: Sohn Mike (20 Jahre) und Tochter Céline (acht Jahre). Er lebt mit Ehefrau Sabine und der Tochter in Lockweiler. mst

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