Gruppentherapie für starke, liebe Sturköpfe

Ormesheim/Saarbrücken. "Ist der niedlich." "Nein, wie süß." Wer diese Sätze hören will, wenn er seinen Hund ausführt, wird niemals einem Kraftpaket wie Benno ein Zuhause geben. Es sind Hunde wie der große Stafford-Mix, die mit vielen Muskeln und wenig Erziehung im Bertha-Bruch-Tierheim landen

Ormesheim/Saarbrücken. "Ist der niedlich." "Nein, wie süß." Wer diese Sätze hören will, wenn er seinen Hund ausführt, wird niemals einem Kraftpaket wie Benno ein Zuhause geben.

Es sind Hunde wie der große Stafford-Mix, die mit vielen Muskeln und wenig Erziehung im Bertha-Bruch-Tierheim landen. Starke, sture Kerle, die noch nicht richtig lernen durften, wo ihr Platz im Leben ist.

Heimsprecherin Simone Mai mag gerade sie. Und wünscht ihnen ein gutes Zuhause. "Diese Tiere landen doch nur bei uns, weil ihre Vorbesitzer sie ohne Rücksicht auf die Charakterzüge der Rasse angeschafft und ungeschult gelassen haben. Treten mit spätestens drei Jahren Probleme auf, müssen die Tiere weg. Und wir müssen gerade diesen Hunden helfen, ihre Vorzüge zu entwickeln und ihren Platz zu finden. Das erhöht die Vermittlungschancen von Hunden, die nichts für die Couch sind."

Dabei hat Bennos Betreuerin Vera Schnepp, ein Mitglied des Heim-Teams, Hilfe aus dem Mandelbachtal. Guter Rat kommt von Sabine Schäfer-Diesterhöft, einer Fachfrau für große, schwierige Hunde. Tiere, die Schäfer-Diesterhöft weder vermenschlicht noch verteufelt, nur weil andere sich um die Erziehung gedrückt haben. Schäfer-Diesterhöft leitet eine Hundeschule. Und was sie in ihrem Unternehmen "Mein Partner Hund" an Verhaltenstraining bietet, lässt sie auch dem Tierheim kostenlos zugute kommen. Sie tut das in der Raufergruppe.

"Es ist eine Möglichkeit, verhaltensauffällige Hunde zu resozialisieren und die Teilnehmer zu schulen, solche Hunde umweltsicher und artgerecht zu behandeln. Zur Gruppe hole ich kostenlos Tierheimhunde, die als schwer- oder gar unvermittelbar gelten. Sie sollen mit dem Training eine höhere Vermittlungschance bekommen."

Denn: "Es ist kein Hund notorischer Raufer, und keiner ist untherapierbar." Zwar bedeute das Training viel Stress für Mensch und Hund, fordere absolute Konsequenz und viel Wissen über Hundeverhalten und -erziehung. Aber es mache selbst aus so manchem "abgeschriebenen Leinenpöbler und Feldrambo" einen entspannten Spaziergänger, der problemlos mit Artgenossen zurechtkommt, sollten sie mal seinen Spazierweg kreuzen.

Damit das klappt, opfern die freiwilligen Helfer aus dem größten Tierheim des Saarlandes viel Zeit für ihre starken Schützlinge. Sie stoßen sonntags in Ormesheim zur Raufergruppe, um ihren Hunden bessere Vermittlungschancen zu verschaffen.

Eine Schönwetter-Show für Mensch und Hund sei das ohnehin nicht, sagt Schäfer-Diesterhöft. "Ob bei Regen oder Sonne, die Gruppe ist immer fast vollzählig, und immer wollen die Besitzer und Betreuer der nicht ganz so einfachen Hunde etwas dazulernen und verbessern. Deshalb macht das Training auch Spaß. Und der Erfolg gibt uns Recht." "Das erhöht die Vermittlungs-

chancen von Hunden,

die nichts für

die Couch sind."

Heimsprecherin Simone Mai

"Kein Hund ist notorischer Raufer,

kein Hund untherapier-

bar."

Hunde-Trainerin Sabine Schäfer-Diesterhöft

Stichwort

Tierheim-Bewohner: Haupt- und Ehrenamtliche betreuen im Saarbrücker Bertha-Bruch-Heim am Ende des Folsterweges derzeit 80 Hunde, 85 erwachsene Katzen, 43 Katzenbabys und 38 Kaninchen, Meerschweinchen und Zwerghamster. Öffnungszeiten: Das Tierheim ist außer montags täglich von 13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Es ist während der Öffnungszeit erreichbar unter Telefon (06 81) 5 35 30.

Kontakt zur Raufergruppe: Mehr über das Trainingsangebot und die Verhaltensschulung für Hund und Mensch bei Sabine Schäfer-Diesterhöft, Tel. (01 72) 5 88 85 44. ole

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort