Grubenwehrkameraden auf den Spuren der Industriekultur

Jägersfreude · Unter dem Motto „Blechhammer besucht Eisenhammer“ stand kürzlich der Jahresausflug, der die Grubenwehrkameradschaft (GWK) Jägersfreude auf die Spuren nordsaarländischer Industriekultur führte.

Erstes Ziel der Fahrt der Grubenwehrkameradschaft war der "Züscher Hammer", versteckt in einem tiefen Tal bei Otzenhausen. An dieser Stelle befand sich einst ein Zentrum der Hochwälder Eisenindustrie mit Erzgruben, Schmelz- und Schmiedewerken sowie der zugehörigen Holzkohleproduktion. Vor 200 Jahren fanden dort viele Menschen aus dem Hunsrück eine zwar karg entlohnte, aber verhältnismäßig sichere Arbeitsstelle, heißt es in dem Bericht der GWK.

Erst das Aufkommen des Steinkohlenbergbaus und der Hüttenindustrie an der Saar ließ demnach die Hochwälder Industriestandorte vor über 150 Jahren eingehen und die Bevölkerung abwandern - in dieser Region sozusagen eine Frühform der Stahlkrise. Der wiederaufgebaute, Wasserrad getriebene "Züscher Hammer" ist ein lebendiges Museum und weckte bei den Besuchern die Vorstellung vom längst vergangenen "Blechhammer" in Jägersfreude. Die hochinteressante Vorführung von Hammer und Schmiedefeuer unter Lärm- und Rauchentwicklung ließ dabei die teils unerträglichen Arbeitsbedingungen der vergangenen Jahrhunderte wenigstens erahnen.

Das zweite Ziel war ein Besuch am Grab von Nikolaus Warken, genannt "Eckstein". Dieser Bauernsohn aus Hasborn hatte sich als Bergmann der Helenenschächte in Bildstock ab 1887 für die Belange der Arbeiterschaft, Verbesserung der Arbeitsbedingungen und gerechtere Löhne starkgemacht. Er sah sich jedoch weniger als "Aufrührer", sondern als Mittler zwischen seinen Arbeitskollegen und der damaligen "Obrigkeit", der er allerdings als Streikführer naturgemäß ein Dorn im Auge war. Mit der Gründung des Rechtsschutzvereins und dem Bau des Rechtsschutzsaales in Bildstock schuf er aber die Grundlagen für die spätere Gewerkschaftsbewegung. Großen Dank erntete er aber nicht: Der Rechtsschutzverein löste sich auf, von der Obrigkeit geächtet und sogar zeitweise zu Gefängnis verurteilt, starb Nikolaus Warken verarmt 1920 in Dautweiler. Das Denkmal im Ort und der "Warken-Eckstein-Wanderweg" von Hasborn nach Bildstock hält aber die Erinnerung an einen frühen Kämpfer wach.

Nach dieser besinnlichen Momentaufnahme begann der gemütliche Teil im nahegelegenen "Dorf im Bohnental", natürlich nicht ohne dass die singenden Grubenwehrkameraden dort mit einem kleinen Spontankonzert die anderen Gäste erfreuten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort