Grippe bedroht jetzt Saar-FirmenLändern drohen weitere Kosten

Saarbrücken. Gesundheitsminister Gerhard Vigener (CDU) appelliert an alle Unternehmen im Land, Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter vor der so genannten Schweinegrippe zu ergreifen. Vigener sagte gestern, notwendig sei ein Hygienemanagement

 "Selbstverteidigung gegen Viren" ist der Titel eines aktuellen Flyers des Robert-Koch-Instituts. Foto: Robert-Koch-Institut

"Selbstverteidigung gegen Viren" ist der Titel eines aktuellen Flyers des Robert-Koch-Instituts. Foto: Robert-Koch-Institut

Saarbrücken. Gesundheitsminister Gerhard Vigener (CDU) appelliert an alle Unternehmen im Land, Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter vor der so genannten Schweinegrippe zu ergreifen. Vigener sagte gestern, notwendig sei ein Hygienemanagement. Ferner müssten die Firmen interne Abläufe daraufhin untersuchen, wie sich Mitarbeiter zum einen schützen können und wie mit erkrankten Mitarbeitern umzugehen ist. Darüber hinaus müssten sich die Unternehmen schon jetzt darauf vorbereiten, wie sie bei einem größeren Ausfall von Mitarbeitern den Betriebsablauf gewährleisten. Vigener mahnte, er sehe hier in der Privatwirtschaft, aber auch bei Städten und Gemeinden noch "Optimierungsbedarf".Die Arbeitskammer rief gestern alle Betriebsärzte im Saarland auf, sich mit den Fachkräften für Arbeitssicherheit in den einzelnen Firmen ins Benehmen zu setzen und die von Vigener empfohlenen Maßnahmen umzusetzen. Falls Unternehmens- und Behördenleitungen, Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit nicht von sich aus tätig würden, müssten die Betriebs- und Personalräte die Initiative ergreifen, sagte der Referatsleiter der Arbeitskammer für Gesundheitsschutz, Christoph Ecker, der SZ. Schließlich sei angesichts der derzeit grassierenden Schweinegrippe eine "Gefährdungsbeurteilung" in Betrieben und Behörden gesetzlich vorgeschrieben. Dies gelte auch für Klein- und Kleinstbetriebe, sagte Ecker.Das Gesundheitsministerium will in den nächsten Wochen Unternehmen, Schulen und Kindergärten über Schutzmaßnamen vor der "Schweinegrippe" aufklären. Dazu sollen Informationsbroschüren mit Hinweisen zur Hygiene verteilt werden. Bis gestern hatten sich 94 Saarländer mit der Schweinegrippe infiziert. Die meisten davon waren aus dem Spanien-Urlaub zurückgekommen. Ein Patient musste nach Angaben des Ministeriums künstlich beatmet werden. Sein Zustand ist den Angaben zufolge jetzt aber stabil. Minister Vigener rechnet damit, dass in wenigen Wochen und Monaten die Marke von 1000 Erkrankten im Saarland überschritten wird.Hamburg/Saarbrücken. Den Bundesländern droht wegen der Schweinegrippe eine Welle von Entschädigungsforderungen. In mindestens sechs Ländern haben Menschen, die nach Kontakt mit sicher oder wahrscheinlich Infizierten unter Quarantäne gestellt wurden und nicht arbeiten konnten, bereits Anträge auf Erstattung ihres Verdienstausfalls gestellt. Thüringen, Sachsen und Niedersachsen prüfen derzeit die meisten Ansprüche. Im Saarland gab es laut Gesundheitsminister Gerhard Vigener (CDU) bisher nur Fälle von freiwilliger Isolation. Zudem komme eine Entschädigungszahlung nur bei einer Anordnung durch die zuständigen Gesundheitsämter in Betracht. Bisher lägen auch keine Erstattungsanträge vor. In anderen Bundesländern rechneten die Landesämter nicht mit einem Ansturm von Betroffenen. Das Infektionsschutzgesetz sieht vor, dass bei Seuchen unter Quarantäne gestellte Menschen, die selbst nicht erkrankt sind und kein Krankengeld erhalten, Entschädigungen für Lohnausfälle erhalten. dpa/nof

HintergrundMenschen, die an Schweinegrippe erkranken, leiden laut Gesundheitsministerium plötzlich an hohem Fieber. Betroffene sollten sofort den Arzt anrufen. Die Kassenärztliche Vereinigung empfahl den Ärzten, bei Verdachtsfällen Hausbesuche vorzunehmen oder die Patienten in einem separaten Praxisraum zu untersuchen, wie das Ministerium mitteilte.Das Robert-Koch-Institut rät in einem Flyer dazu, sich zur Vorbeugung vor einem Grippevirus regelmäßig die Hände zu waschen, vor allem vor dem Zubereiten von Speisen, vor dem Essen, nach dem Toilettengang und wenn man nach Hause kommt. Die Hände sollte man dabei unter fließendes Wasser halten, anschließend 20 bis 30 Sekunden lang Seife auch zwischen den Fingern verreiben und dann sorgsam abspülen und abtrocknen. Für das Abtrocknen werden in öffentlichen Einrichtungen Papiertücher empfohlen. Im Falle einer Pandemie wie der jetzigen Schweinegrippe rät das Institut, auf engen Kontakt mit Mitmenschen wie "Händeschütteln oder Küsschen zur Begrüßung" zu verzichten. Eine "rücksichtsvolle Geste" sei es, "zwei Meter Abstand" zu Mitmenschen zu halten. Öffentliche Einrichtungen sollte man außerhalb der Stoßzeiten aufsuchen und Reisen in besonders betroffene Gebiete am besten meiden. nof

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