„Grewenig hat Unwahrheit gesagt“

Saarbrücken · Der Pharma-Unternehmer Edwin Kohl hat im Untersuchungsausschuss zum Museumsanbau schwere Vorwürfe gegen Ex-Interimsvorstand Meinrad Grewenig erhoben. Dieser soll gelogen und getäuscht haben.

. Der Merziger Pharma-Unternehmer Edwin Kohl (64) hat gestern als Sponsor und Ex-Kuratoriumsmitglied der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz (SSK) Klartext geredet. Auf Antrag der Piraten-Fraktion war er als Zeuge vor den Landtags-Untersuchungsausschuss geladen, um zu berichten, was dem Kuratorium vor Jahren über die Kostenplanung und Ausgabenentwicklung beim Anbau des Saarland-Museums berichtet wurde. Kohl, der nach eigenen Angaben in die Projektplanung und Gestaltung eingebunden war, stellte vor den Abgeordneten die Sachlage aus seiner Sicht dar: Der Anbau hätte für die anfangs geplanten 24 Millionen Euro fertig gestellt werden können: "Es gab keine Kostenexplosion. Das Museum ist kein Pfuschbau!" Aus dem Anbau sei mittlerweile aber ein Umbau geworden, was das Projekt extrem verteuere.

Kohl, der aus Ärger über die Entwicklung der Dinge und den früheren Interimsvorstand Meinrad Maria Grewenig im Kuratorium das Handtuch geworfen und seine Sponsorzusage auf Eis gelegt hatte, lobte und pries die Arbeit des fristlos gefeuerten Ex-Vorstandes Ralph Melcher und des Projektsteuerers Gerd Marx. Beide saßen bei Kohls Vernehmung im Saal. Der Zeuge attestierte ihnen, einen "funktionstüchtigen Bau" abgeliefert zu haben. Das Kostenvolumen von knapp 24 Millionen Euro habe Planer Marx schon früh genannt. In einem Protokoll des Kuratoriums habe er diesen Betrag aber nicht gefunden. Bei anderen Beträgen, die von der Politik genannt wurden, habe es sich nicht um Gesamt-, sondern um Teilprojektkosten gehandelt.

Kohl hat den Schuldigen für das eigentliche Desaster um den Anbau ("Vierter Pavillon") ausgemacht: Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes in Völklingen und früherer Interimsvorstand der SSK. Ihm warf er ausdrücklich und wiederholt vor, die Unwahrheit gesagt und getäuscht zu haben. Er unterstellte Grewenig eine "Komplizenschaft" mit Controllern einer beauftragten Ingenieursgesellschaft WPW. Behauptete Mängel, etwa fehlender Hochwasserschutz oder zu schmale Lifttüren, habe es nachweislich nie gegeben. Grewenig habe einen "faktischen Baustopp" verhängt. Handwerkerrechnungen seien nicht mehr bezahlt worden. Mit dem Baustopp habe Grewenig unter dem Strich Mehrkosten von bis zu zehn Millionen Euro, die der Steuerzahler zu tragen habe, zu verantworten. Kohl machte keinen Hehl daraus, dass er dieses Verhalten für strafrechtlich relevant hält. In seiner polizeilichen Vernehmung 2013 habe er darauf verwiesen. Auf entsprechende Ermittlungen warte er. Die Opposition im Landtag will jetzt Finanzminister Stephan Toscani (CDU) als Ex-Kurator und Grewenig in den Zeugenstand rufen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort