Gospels als gesungene Symbole
Saarbrücken · 1986 gründete der damalige Saarbrücker Studentenpfarrer Wilhelm Otto Deutsch den GospelChor Saarbrücken. Deutsch leitete das Ensemble bis 2014 und sorgte dafür, dass bis heute original afrikanische Gospels zum Repertoire gehören.
"Im GospelChor Saarbrücken zieht man das Gospelgewand nicht nur als bunte Äußerlichkeit an", sagt Chorchef Ulrich Seibert: "Wir singen Gospels nicht aus einer Mode heraus, sondern weil sie für uns das Symbol sind, dass wir als Menschheit geschwisterlich auf dieser Erde leben wollen."
Mit dem Konzert "30 Jahre GospelChor Saarbrücken " wird am Sonntag, 6. November, um 17 Uhr in der Kirche St. Michael ein stolzes Jubiläum gefeiert. Aus der Taufe gehoben wurde der Gospelchor 1986 vom damaligen Saarbrücker Studentenpfarrer Wilhelm Otto Deutsch. Er leitete die Sangesriege bis 2014, und ihm verdankt sie ihr Markenzeichen: Aus seiner Zeit als Universitätsdozent in Swaziland, einem Nachbarstaat Südafrikas, brachte er Liedgut mit, das in Deutschland so gut wie unbekannt war.
Otto Deutsch habe es geschafft, "immer wieder aktuelle Schwerpunkte zu setzen, dabei gleichzeitig das Besondere des Repertoires, die originalen afrikanischen Gospels, zu pflegen und weiterzuentwickeln", sagt der aktuelle Leiter Ulrich Seibert: "Das auch weiter zu versuchen, ist eine große Herausforderung."
Seibert, Kreiskantor des Kirchenkreises Saar-West, ist mit Gospel-Literatur von seiner langjährigen Kantorentätigkeit vertraut und sieht seine Chorarbeit als Dreiklang: "freundlich, deutlich, fachlich fundiert".
Seiberts korrekte Art scheint anzukommen: "Uli arbeitet sehr effektiv und exakt", lobt der Chorist Dirk Hertel: "Er hört wirklich jeden falschen Ton, ist dabei immer freundlich und motivierend."
Auch dem Vorgänger bescheinigt Dirk Hertel spezifische Qualitäten: So gut "bewegen" wie Deutsch könne Seibert sich noch nicht. "Otto ging in den Konzerten richtig ab, da ist Uli noch etwas unsicher. Aber das wird sich legen, da fehlt noch der Groove."
Mit 80 Aktiven ist der Chor ein Riesen-Klangkörper mit beträchtlicher Magnetwirkung. Bei der Choristin Luise Römer war es der Gatte, der sie auf die Fährte brachte: "1990 sind wir aus Berlin ins Saarland gezogen, kurz vor der Geburt unseres ersten Kindes. In einem Gottesdienst mit Otto Deutsch erlebte mein Mann den Gospelchor und erzählte mir begeistert davon." Auch Luise Römer war von der "Fröhlichkeit und Leichtigkeit des Chores" berührt. "Ein paar Monate später wurde unsere Tochter von Otto getauft, und etwas später bin ich zu einer Probe gegangen", erinnert sie sich. Unvergesslich sind auch zahlreiche Reisen.
"Das schönste Erlebnis war für mich die Konzertreise nach Potsdam im Frühjahr 2014", erzählt die Sängerin Maren Stock. Wie ihre Kollegen ist Maren Stock von der Chemie in dem Team entzückt: "Wenn es jemandem schlecht geht, wird er durch den Chor begleitet und getragen." Beruhigt kann Ulrich Seibert da in die Zukunft planen: "Der Kirchenkreis Saar-West hat eine Partnerschaft mit dem Kirchenkreis Goma in der Demokratischen Republik Kongo, vielleicht können wir da eine musikalische Partnerschaft entwickeln."
Zum Thema:
Auf einen Blick Der GospelChor Saarbrücken wurde 1986 von Wilhelm Otto Deutsch gegründet. Seit 2014 hat Ulrich Seibert die Leitung. Neben seinem Gospel-Repertoire mit Schwerpunkt auf afrikanischen Noten führte der Chor auch größere Werke auf wie die Rockmesse Missa Gaia (erstmals in Europa!) und das Musical Godspell. Konzertreisen führten nach Ulm, München, Berlin und in die USA. Zahlreiche Tonträger wurden veröffentlicht, so Duke Ellingtons "Sacred Concert" (2003) und die Gospel-CD "Celebrate" (2014). Das Geburtstagskonzert ist am Sonntag, 6. November, 17 Uhr, St. Michael (Echelmeyerpark): GospelChor Saarbrücken & Manuel-Krass-Band gospelchor-saarbruecken.de