Gillo für öffentlich geförderte Jobs

Saarbrücken · Regionalverbands-Chef Peter Gillo macht sich für einen öffentlich geförderten Arbeitsmarkt für Menschen stark, die mindestens seit zwei Jahren arbeitslos sind. Die hätten sonst kaum Chancen auf einen Job.

. Lieber Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren: Mit dem Modell des "Passiv-Aktiv-Tauschs" will Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD) bis zu 2200 Stellen auf dem öffentlich geförderten Arbeitsmarkt schaffen.

Zielgruppe seien die 23 200 Langzeitarbeitslosen im Regionalverband, die seit mindestens zwei Jahren von Hartz IV leben müssen, sagte Gillo gestern im Saarbrücker Schloss. Das seien 63 Prozent aller Hartz-IV-Empfänger in der Region. Gillo: "Es gelingt uns ganz schlecht, diese Gruppe am ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln." Die Wahrscheinlichkeit, sie in einem Betrieb unterzubringen, liege nur bei fünf Prozent, die durchschnittliche Vermittlungsquote der arbeitsfähigen Hartz-IV-Empfänger bei rund 15 Prozent.

Der Regionalverband wolle nun das Geld für den Lebensunterhalt der Hartz-IV-Bezieher - die "passive Leistung" - und eine Million von der Bundesarbeitsagentur aus dem sogenannten Eingliederungs-Topf dafür ausgeben, den Langzeitarbeitslosen wieder eine Perspektive zu geben, erklärte der Regionalverbandsdirektor. Er wies darauf hin, dass die Zahl der Ein-Euro-Jobs wegen Kürzungen des Bundes stark gesunken sei. Ende des Jahres laufe wohl auch das Beschäftigungsprogramm "Bürgerarbeit" aus, meinte Gillo. Davon seien 847 Arbeitslose betroffen. "2014 brennt hier die Hütte", betonte der SPD-Politiker.

Er versicherte, das neue Modell sei finanzierbar. Nach Berechnungen des Regionalverbandes koste ein sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplatz bei einem Stundenlohn von 7,50 Euro rund 1500 Euro pro Monat. Ziehe man die Lebenshaltungskosten des Hartz-IV-Beziehers, gesparte Verwaltungskosten und Rückflüsse durch Sozialabgaben ab, bleibe eine Lücke von 40 Euro. Gillo sagte, dieser Betrag könne vom Jobcenter oder dem Arbeitgeber gedeckt werden. Er ist aber skeptisch, dass die Arbeitslosen in Betrieben unterkommen. "Ich will den Menschen eine Perspektive geben, die die Hoffnung aufgegeben haben", meinte Gillo. So könnten die Arbeitslosen zum Beispiel eingesetzt werden, um Senioren zu betreuen oder in Kaufhäusern für Menschen mit geringem Einkommen zu arbeiten. Diese gemeinnützigen Jobs dürften keine Arbeitsplätze in der Wirtschaft verdrängen. Gillo will für dieses Modell bei der Landesregierung und in Berlin werben. Denn dafür müssten die Gesetze der Sozialversicherung geändert werden. Gillo: "Das Modell wird bundesweit diskutiert, wurde aber noch nie so detailliert berechnet." Ob die Arbeitslosen in den neuen Jobs qualifiziert werden, ließ Gillo offen. Beim Projekt "Bürgerarbeit" gebe es keine Qualifizierung, weil der Bund Beschäftigungsmaßnahmen mit einem Qualifizierungsanteil vor zwei Jahren eingestellt habe, ergänzte Regionalverbandssprecher Stefan Kiefer. Ist das neue Modell nicht das Gleiche wie ein Lohnkostenzuschuss? Im Prinzip ja, sagte Kiefer. Doch diese würden komplett vom Bund bezahlt, und es bestehe immer die Gefahr, dass dieses Geld gekürzt werde. In Gillos Modell würden auch die Ausgaben des Regionalverbandes für die Miete einfließen. Das sind nach Angaben Gillos jährlich 72 Millionen Euro.

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