Gesucht: das perfekte Gefühl

Saarbrücken · Mit der Vergänglichkeit und dem Loslassen im positiven Sinne beschäftigt sich die Singer-Songwriterin Cäthe. Beides findet sich auf „Vagabund“, dem aktuellen Album der Neu-Berlinerin. Derzeit ist sie mit den Songs auf Deutschlandtournee. SZ-Mitarbeiter Kai Florian Becker sprach mit Cäthe über das neue Album und über das Loslassen.

 Songwriterin Cäthe macht auf ihrer Deutschlandtour im „Kleinen Klub“ in Saarbrücken Station. Foto: Thorsten Dirr

Songwriterin Cäthe macht auf ihrer Deutschlandtour im „Kleinen Klub“ in Saarbrücken Station. Foto: Thorsten Dirr

Foto: Thorsten Dirr

Sie sind in Ihrem Leben oft umgezogen und haben Ihr aktuelles Album "Vagabund" getauft. Fühlen Sie sich denn als Vagabund?

Catharina Sieland: Ja, schon. Das ist natürlich eine innere Einstellung. Ich merkte: Je mehr ich versuche anzukommen, umso schwieriger wird es für mich, mich in meinem Leben zurechtzufinden. Das Loslassen im positiven Sinne ist ein Teil des Vagabundierens, damit man überhaupt wachsen und sich Erfahrungen hingeben kann. Das ist die Idee hinter dem Albumtitel und bringt den Prozess, den ich in den letzten zwei Jahren durchgemacht habe, auf den Punkt.

Fällt es Ihnen generell schwer loszulassen?

Catharina Sieland: Ja. Doch die spannendere Frage ist die nach dem Warum. Ich würde sagen, ich tue mich nicht schwer damit, Neuem zu begegnen. Aber ich bin jemand, der schwer loslassen kann, weil ich mental der Vergänglichkeit noch nicht gewachsen bin. Der Tatsache also, dass alles vergänglich ist und irgendwann endet. Dieser Gedanke überfordert mich völlig. Ich glaube, ich habe gerade erst zu realisieren begonnen, dass es aber genau so ist im Leben. Ich hoffe, dadurch zu lernen, besser loszulassen.

Sie sind von Kindheit an oft umgezogen. Zuletzt von Hamburg nach Berlin. Suchen Sie den perfekten Ort für sich?

Catharina Sieland: Ich habe immerhin acht Jahre in Hamburg gelebt. Das ist eine lange Zeit. Ich habe dort meine Zwanziger verbracht und bin da erwachsen geworden. Dafür war Hamburg auch wirklich gut. Nun stellte ich aber fest, dass all meine Freunde in Berlin leben und ich gerne in ihrer Nähe sein möchte. Insofern war Berlin zweitrangig. Vorrangig wollte ich mehr Zeit mit meinen Freunden verbringen - ganz gleich, wo diese leben. Ich bin indes definitiv auf der Suche nach dem perfekten Moment oder dem perfekten Gefühl. Jedoch führen mich meine Erwartungen daran oft in die Irre. Ich stelle dann manchmal fest, dass ich mich gar nicht so gut kenne, wie ich es angenommen hatte. So überrasche ich mich immer wieder selbst, wenn kleine Momente, Orte, Straßen oder auch Menschen, die ich fast nicht wahrgenommen hätte, plötzlich einen gewissen Stellenwert einnehmen und mein Leben auf den Kopf stellen. Aber das liebe ich. Das zeigt mir, dass ich noch wach und lebendig bin.

Sind Sie ein positiv denkender Mensch, oder lassen Sie oft den Kopf hängen?

Catharina Sieland: Ich habe natürlich meine Tendenzen, meine Veranlagung und eine mir mitgegebene Verhaltensstruktur, die sich in meinen Gedanken widerspiegelt. Ich bin ein gutgläubiger und allem gegenüber offener Mensch. Ich muss allerdings aufpassen, dass ich nicht nachtragend bin und vergesse, loszulassen, wenn ich eine schlechte Erfahrung gemacht habe. Aber grundsätzlich bin ich positiv eingestellt.

Haben Sie bei diesem Album bewusst etwas anders gemacht?

Catharina Sieland: Ich wollte wieder zurück zu meinen Wurzeln. Das hört sich jetzt natürlich völlig unspannend an. Ich habe in der Vergangenheit viel am Rechner produziert. Jetzt nahm ich mir vor, wieder die Gitarre zu packen und möglichst einfache Songs und Texte zu schreiben. Das spiegelt auch meinen Entwicklungsprozess als Mensch wider.

Cäthe am Sonntag, 14. Februar, 19 Uhr, im "Kleinen Klub" in Saarbrücken.

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Zur PersonCäthe wurde 1982 in Staßfurt als Catharina Sieland geboren. 2011 erschien ihr Debütalbum "Ich muss gar nichts", im Sommer 2013 folgte "Verschollenes Tier". Ihr drittes Werk "Vagabund" veröffentlichte sie im Oktober 2015. kfb

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