Geschönte Zahlen in Carling?

Carling/Saarbrücken · Die Feinstaubbelastung durch das Kohlekraftwerk in Carling ist gering, glaubt man den Daten, die das lothringische Messnetz „Atmolor“ ermittelt hat. Doch die Bürgerinitiative „Saubere Luft“ vermutet Manipulation.

 Eine Bürgeriniative hinterfragt die Höhe der durch das Kohlekraftwerk in Carling verursachten Feinstaubbelastung. Foto: B&B

Eine Bürgeriniative hinterfragt die Höhe der durch das Kohlekraftwerk in Carling verursachten Feinstaubbelastung. Foto: B&B

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Wie hoch ist die Feinstaubbelastung durch das Kohlekraftwerk "Emile Huchet" im französischen Carling? Alles im grünen Bereich - zu diesem Ergebnis kommt das lothringische Luft-Messnetz "Atmolor". Doch die Bürgerinitiative (BI) "Saubere Luft" im Warndt, direkt an der französischen Grenze, wirft den Betreibern nun vor, Daten gezielt zu manipulieren. Tatsächlich wurden in den vergangenen Monaten mehrfach besonders hohe Feinstaubwerte nachträglich von der Webseite gelöscht. Der Leiter des Messnetzes erklärt dies mit technischen Problemen.

Eine Erklärung, die das saarländische Umweltministerium für einleuchtend hält. "Das Löschen von erfassten Werten im Zuge der Validierung ist nicht ungewöhnlich", sagt Sprecherin Sabine Schorr. Punktuelle "Hotspots", also besonders hohe Feinstaubbelastungen, träten nur in Ballungsräumen, also in Städten mit viel Verkehr, auf. Außerhalb solcher Räume gebe es keine "Hotspots". Dort müsste eine hohe Belastung also an allen Messstationen einer Region messbar sein. Die umliegenden Stationen in Völklingen und Schoeneck hätten aber keine Grenzwertüberschreitungen angezeigt, so Schorr.

Die Bürgerinitiative bleibt misstrauisch. "Völklingen liegt zig Kilometer entfernt", sagt Heike Schreiner, Vorsitzende der Bürgerinitiative. Zudem seien die hohen Daten immer dann gemessen worden, wenn Rauchwolken vom Kraftwerk in den Warndt herübergezogen seien.

Die EU schreibt für Feinstaub einen Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft vor. Dieser Wert darf nicht öfter als 35 Mal pro Jahr überschritten werden. "Das einzuhalten, wäre für Industriestandorte wie in Carling-St. Avold so gut wie unmöglich, wenn nicht die Zahlen nachträglich ,geschönt' werden", ist Adriano Pitillo, stellvertretender Vorsitzender der BI, überzeugt. Er und seine Mitstreiter fordern deshalb grenznahe Messungen auch auf saarländischer Seite. Das Umweltministerium lehnt das ab: Derzeit sei es ausgeschlossen, dass die Grenzwerte im Warndt überschritten werden. Das zeigten die Messungen in Völklingen, Schoeneck und durch Atmolor.

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