Geschichten von Zweifeln, Ängsten und Marotten

Saarbrücken · Ulrike Kolb stellte am Montag auf Einladung des Schriftstellerverbandes VS Saar und SR2 Kulturradio im Künstlerhaus ihren kammerspielartigen, sprachsicheren Roman „Die Schlaflosen“ vor.

In einem Gutshaus bei Berlin treffen Gäste zu einem Wochenendseminar ein. Sie alle leiden unter Schlaflosigkeit, die ihnen ein Guru austreiben soll. Doch der berühmte Schlafforscher kommt nicht. Weshalb sich die Sitzengelassenen mit sich selbst oder ihrem zufälligen Gegenüber beschäftigen müssen. Was zu einigen Entblößungen führt. Ulrike Kolb hat im Saarländischen Künstlerhaus ihren neuen Roman "Die Schlaflosen" (Wallstein) vorgestellt.

Ein gut besuchtes Heimspiel, Kolb ist 1942 in Saarbrücken geboren, lebt, nach langen Jahren in Frankfurt, mittlerweile in Berlin. Sie erzählt und liest entspannt mit melodischem Tonfall von den Zweifeln, Ängsten und Marotten der Schlaflosen. Von Rottmann, der von plötzlichen Erinnerungswolken und diffusen Schuldgefühlen geplagt, ständig mit sich selbst ins Gericht geht, von der menschenscheuen Margot, von der unübersehbaren Moll, die ihre Kümmernisse und die anderer gern auf die Schippe nimmt. Und vom unermüdlichen Neuronenwerk der nachts wachen Hirne, mit dem man ganze Mietshäuser heizen könnte.

Detaillierte, tiefgreifende Psychogramnme sind das, die sich um Selbst- und Fremdwahrnehmung drehen, um Wahrheiten, Einbildungen und Kontrollverlust und von der vergeblichen Suche nach Ruhe und Erholung handeln. Kolb schildert sie trotzdem mit Humor, wenn sie von den "Synapsenchören der nachts Wachen" liest und von kleinen Fehlern, die dem Verschwimmen der Dinge im somnambulen Zustand geschuldet sind.

Die Autorin weiß, wovon sie redet, sie selbst litt unter Schlaflosigkeit. Kolb erklärt vieles, erzählt, dass Schlaflose oft Angst hätten ihr Gedächtnis zu verlieren und dass ihr die Nähe des Stoffes zur eigenen Person Erleichterung gebracht habe. Sie sei das diffizile Thema auch von der komischen Seite angegangen. Intensiv befasste sie sich mit dem Thema Nacht, Hirnvorgängen und Schlafforschung. Entstanden sind Geschichten, in die man sich mit Lust versenkt. Am Schluss heißt es anstehen zum Signieren, Applaus.

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