Geschichten aus einer andern Welt

Saarbrücken · Heinz Rox-Schulz war einer der großen deutschen Abenteurer. Aber es zog ihn immer wieder zurück in seine Wahlheimat Saarbrücken. Vor zehn Jahren starb Rox. Seine Geschichten sind aber nicht totzukriegen.

 Heinz Rox-Schulz, links, mit dem Gutachter Norbert Lüdtke und der Mumie aus der Inkazeit, die er aus Peru mitgebracht hat. Foto: Iris Maurer

Heinz Rox-Schulz, links, mit dem Gutachter Norbert Lüdtke und der Mumie aus der Inkazeit, die er aus Peru mitgebracht hat. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Am Anfang war eine Keksdose. "Xox" stand auf der Blechbüchse. Und bei näherer Betrachtung kam Heinz Schulz, geboren am 23. März in Königsberg, dem heutigen Kaliningrad, eine Idee: Aus dem ersten X machte er ein R - und geboren war Mister Rox. Als Heinz Schulz vor zehn Jahren starb, war aus Mister Rox längst "de Rox" geworden. So nennen ihn seine Freunde heute noch.

"De Rox", das war einer, der die weite Welt, das ganz große Abenteuer nach Saarbrücken brachte, den das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" mal den "König der Globetrotter" nannte und der doch gerne zuhause war in seinem Saarbrigge. Und am Ende war es wie am Anfang der großen Mister-Rox-Geschichte: "De Rox hat nie viel Geld gehabt", sagt einer seiner Saarbrücker Freunde, Ferdinand Sprink.

Im Krieg, erzählt Sprink, war Rox Bordfunker bei der Luftwaffe. In englischer Kriegsgefangenschaft begegnete er dem Kunstturner Helmut Bantz. Mit ihm übte er Kunststücke ein, um die Gefangenen zu unterhalten. Was Rox in der Gefangenschaft lernte, sollte ihm nach Kriegsende helfen zu überleben. Er tingelte mit seinem Artistenkoffer durch Deutschland, verdiente so in Nachtclubs, im Zirkus, auf Weinfesten und Jahrmärkten etwas Geld. Eine besondere Attraktion: sein einarmiger Handstand auf zwei Flaschen.

"Ohne Geld in die Welt" hieß eins der Bücher, die Rox später schrieb. Nur mit einer Tafel Schokolade sei er 1951 nach Spanien aufgebrochen. Auf dem Schiff habe er Kohlen geschaufelt, um die Fahrt zu bezahlen. Nein, sagt Sprink, Geld habe Rox nie gehabt, aber Glück und Mut.

Nur mit dem Orientierungssinn sei es nicht so weit her gewesen, sagt Ferdinand Sprink. Wenn Rox ihn auf dem Rastpfuhl besuchte, habe er immer vorher angerufen und sich noch mal nach dem Weg erkundigt - obwohl er oft dort zu Besuch war. Auf Reisen habe Rox deshalb immer seinen Hund dabeigehabt. "Ohne seinen Hund ist er nie vom Boot weg, weil er es sonst wahrscheinlich nicht mehr gefunden hätte", erzählt Sprink.

Über Rox, sagt er, könne er tagelang Geschichten erzählen. Zum Beispiel die vom heiligen Mann, den Rox in Indien suchte. Zunächst vergeblich. Dann sei Rox beim Klettern abgestürzt. Und wer habe ihn gefunden? Genau: der heilige Mann.

Oder die Sache mit dem Schnellkochtopf in Südamerika. Darin habe er einen Affen gekocht. Der Topf sei aber explodiert, der Affe in einen Baum geflogen. "Die Einheimischen haben geglaubt, dass er mit dem Topf den Affen wieder lebendig gemacht hat. Und sie haben ihm ein totes Kind gebracht, damit er das auch von den Toten auferweckt", erzählt Ferdinand Sprink. Rox habe nachts heimlich sein Zelt abgebaut und sich aus dem Staub gemacht.

In Indien habe Rox durch seine guten Kontakte einem amerikanischem Filmteam eine Drehgenehmigung an einem heiligen Ort verschafft. Die Bedingung: Er kam im Film vor. Der Lohn dafür wiederum war eine Kamera. Aus dem Artisten und Weltenbummler wurde auch noch ein Filmer.

Es waren aber nicht nur diese Filme, die Rox von seinen Reisen aus Südamerika, Afrika und Asien mitgebracht hat. Kunsthandwerk, Mumien, Waffen - als Heinz Rox-Schulz am 26. März 2004 starb, hinterließ er der Landeshauptstadt Saarbrücken, die ihm eine Rente gezahlt hatte, einen enormen völkerkundlichen Schatz.

Dieser Schatz lagert nun in Kisten an einem geheimen Ort in der Stadt. Kurz nach dem Tod des Globetrotters wurde sein Abenteuermuseum im Alten Rathaus am Schlossplatz nämlich geschlossen. Ein kleiner Teil des Erbes wird seit ein paar Monaten im "Baker Street"-Pub in der Mainzer Straße ausgestellt. Dort steht hinter Glas auch die Xox-Keksdose. Was Rox sicher sehr amüsiert hätte: Sie wird zusammen mit den anderen Exponaten zu ihrer Sicherheit von einer Kamera überwacht.

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Auf einen BlickDie Freunde des Abenteuermuseums treffen sich heute um 18 Uhr am Grab von Heinz Rox-Schulz auf dem Friedhof St. Arnual. Für 19 Uhr laden sie zu einem Erinnerungsabend in den Pub "Baker Street", Mainzer Straße, ein. Ab 19.30 Uhr läuft Rox' Film "Allein unter Waldmenschen".Fast jeden Monat bieten die Globetrotter Vorträge an. Informationen zum Programm des Vereins gibt es bei Heinz Zimmer, Tel. (0 68 56) 82 88. red

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