Geschichte und Alltag auf dem Eschberg

Saarbrücken. Nein, sagt Inge Plettenberg, "für Leute, die Abenteuer lieben", sei das, was sie im vergangenen Jahr gemacht hat, "eher langweilig". Sie hat viel recherchiert, mit Menschen geredet, im Archiv gestöbert. Herausgekommen sei "eine Studie in Normalität" - die Geschichte und der Alltag des Eschbergs eben

 Inge Plettenberg. Foto: ols

Inge Plettenberg. Foto: ols

Saarbrücken. Nein, sagt Inge Plettenberg, "für Leute, die Abenteuer lieben", sei das, was sie im vergangenen Jahr gemacht hat, "eher langweilig". Sie hat viel recherchiert, mit Menschen geredet, im Archiv gestöbert. Herausgekommen sei "eine Studie in Normalität" - die Geschichte und der Alltag des Eschbergs eben.Einen Alltag, den Inge Plettenberg seit einem Jahr als Stadtteilautorin dokumentiert. Der Stadtrat hat sie damit beauftragt. In wenigen Wochen läuft ihr Vertrag aus. Dann will sie der Stadtverwaltung eine CD mit Texten und Fotos übergeben, Material für ein Buch von etwa 300 Seiten. Ob aus dem, was Plettenberg zusammengetragen hat, wirklich ein Buch wird, müssen Stadtrat und Stadtverwaltung entscheiden.

Inge Plettenberg hat zwar bereits einige ihrer Geschichten vom Eschberg auf der Internetseite der Landeshauptstadt veröffentlicht. "Aber die Leute, die das interessiert, sind keine Computermenschen. Ein Buch wäre schön", sagt sie.

Ein Buch, in dem es um die Kirchengemeinden geht, die "Dreh- und Angelpunkt für das soziale Leben auf dem Eschberg" sind, wie die ehemalige Fernsehredakteurin festgestellt hat. Ein Buch, in dem sie Geschichten von der Besiedlung des Eschbergs erzählt, die vor knapp 50 Jahren begonnen hat. Geschichten davon, wie Saarbrücken um die Grundstücke gerungen hat, die der damals eigenständigen Gemeinde Scheidt gehörten. Geschichten vom ersten Bebauungsmodell, das heute noch im Foyer der Grundschule steht. Geschichten vom Literaturkreis, zum dem donnerstags auch Frauen auf den Eschberg kommen, die dort schon eine ganze Weile nicht mehr wohnen.

Plettenberg will die Geschichte eines jüdischen Wissenschaftlers aus der Ukraine erzählen, der kein Wort Deutsch kann, aber schon fast zwei Jahrzehnte auf dem Eschberg wohnt. Und die Geschichte der Menschen, die im Schlamm angekommen sind und heute in Wohnungen leben, deren Grundrisse sich ähneln.

Inge Plettenberg will über den Brandenburger Platz schreiben, an dem die Stadt gearbeitet hat, der aber immer noch nicht so ist, wie er sein sollte, weil dort Treppen älteren Menschen und Leuten mit Kinderwagen den Zugang schwer machen. "Immerhin, er sieht jetzt etwas einladender aus", sagt Plettenberg.

Und dann ist da natürlich die Geschichte des Silberlöffels, den Nachbarn im Garten gefunden haben. Mit Hilfe des Rubenheimer Heimatforschers Gunter Altenkirch hat Inge Plettenberg herausgefunden, dass es sich um einen Tauflöffel aus dem 19. Jahrhundert handelt. Solche Löffel haben Taufpaten von der Familie ihres Patenkinds bekommen. Mit diesem Löffel hat wohl ein Landarbeiter in der Pause seine Suppe gelöffelt. Er muss ihn verloren haben. Der Löffel hat in der Erde gelegen, bis die Nachbarn ihn fanden.

"Zu sagen, dass der Löffel aus einem geheimnisvollen Silberschatz stammt - damit kann ich nicht dienen", sagt Plettenberg. Auch der Löffel ist Eschberger Alltag, wenn auch über 100 Jahre alter Alltag.

Inge Plettenberg stellt ihre Arbeit am 25. September ab 18 Uhr im Bürgertreff auf dem Eschberg vor. Im Internet sind die Geschichten zu finden unter:

saarbruecken.de/kultur/

stadtteildokumentation-

eschberg

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