Geschichte auf Bierdeckeln

Saarbrücken · Hopfen, Malz, Hefe und Wasser – mehr darf ins deutsche Bier nicht rein. Weil das vor 500 Jahren erstmals urkundlich festgelegt wurde, feiern die deutschen Brauer in diesen Tagen. Die Saarbrücker Bruch-Brauerei hat dazu alte Bierdeckel nachdrucken lassen und braut ihr erstes Pale Ale.

Manchmal reicht eine kleine Zeichnung, um eine große Geschichte zu erzählen. Das Haus mit Antenne, darunter der Hinweis, dass es Bier auch in Flaschen gibt, erzählt zum Beispiel die Geschichte eines gesellschaftlichen Umbruchs. Als die ersten Fernsehgeräte auf den Markt kamen, sagt Thomas Bruch, der Chef der einzigen Saarbrücker Familienbrauerei, die den harten Kampf auf dem Biermarkt überlebt hat, da war das gut für die Gastronomie. Denn die Gäste scharten sich um die Fernsehgeräte in den Kneipen.

Aus dem Freund wurde aber bald ein Feind - denn als sich immer mehr Menschen auch privat einen Fernseher leisten konnten, wurden die Kneipen leerer. Die Brauereien mussten verstärkt versuchen, ihr Bier über den Handel in die Wohnzimmer zu bringen.

Der Bierdeckel, der diese Geschichte erzählt, ist einer von zwölf historischen Filzen, die die Brauerei zu "500 Jahre Reinheitsgebot" hat nachdrucken lassen. Die Deckel gibt es in der Gastronomie und im Viererpack mit jeder Kiste Bier. Einige der Bierdeckel, erzählt Bruch, habe man selbst gar nicht mehr gehabt und sich bei Sammlern ausgeliehen.

Auf einigen Bierdeckeln sind Hinweise in französischer Sprache. "Das spiegelt auch ein Stück saarländischer Wirtschaftsgeschichte wider", sagt Bruch. Einer zeigt den Alt-Saarbrücker Löwen mit der St. Johanner Rose am Schwanz und einem Bierkrug in der Tatze. "Eine Verballhornung", sagt Bruch, die sein Vater durch ein Ährensymbol als Logo der Brauerei ersetzt hat. Es ist auch ein Bierdeckel dabei, den der Saarbrücker Karikaturist Bob Strauch gestaltet hat. "Bob Strauch hat einiges für uns gemacht. Er war ein Freund meines Vaters", erklärt Thomas Bruch.

 Thomas Bruch

Thomas Bruch

 Lukas Bruch

Lukas Bruch

 Das sind drei der zwölf Bierdeckel, die die Saarbrücker Bruch-Brauerei ihren Kunden schenkt. Die Motive wurden aus den Bierdeckeln ausgesucht, die in den vergangenen 100 Jahren benutzt wurden. Fotos: Martin Rolshausen

Das sind drei der zwölf Bierdeckel, die die Saarbrücker Bruch-Brauerei ihren Kunden schenkt. Die Motive wurden aus den Bierdeckeln ausgesucht, die in den vergangenen 100 Jahren benutzt wurden. Fotos: Martin Rolshausen

Es gibt zum Reinheitsgebot-Jubiläum aber nicht nur etwas zum Schauen und Sammeln, es gibt auch etwas zu trinken. Lukas Bruch, der Sohn von Thomas Bruch, hat in den Kesseln des Stiefelbräus am St. Johanner Markt ein Pale Ale gebraut. Diese sehr hopfige Biersorte, die aus der britischen Brautradition kommt, wurde um 1700 erstmals erwähnt - ist also in etwa so alt wie die 1702 begründete Brautradition der Familie Bruch. Lukas Bruchs Pale Ale gibt es allerdings nicht fürs heimische Wohnzimmer, es wird nur im Stammhaus am St. Johanner Markt ausgeschenkt - und da gibt es keinen Fernseher.

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