Gegen Verrohung und Verflachung

Saarbrücken · Gerd Bauer, der Direktor der Landesmedienanstalt Saarland, mag es nicht, wenn Menschen im Fernsehen vorgeführt werden. Mit Abmahnungen und Bußgeldern geht sein Haus gegen anstößige Beiträge vor.

 Der Chef der Landesmedienanstalt Gerd Bauer (2. v. l.) war kurz vor seinem Ruhestand beim SZ-Ältestenrat zu Gast. Foto: Iris Maurer

Der Chef der Landesmedienanstalt Gerd Bauer (2. v. l.) war kurz vor seinem Ruhestand beim SZ-Ältestenrat zu Gast. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Bevor Gerd Bauer Ende April in den Ruhestand geht, wollte der SZ-Ältestenrat unbedingt noch einmal den Direktor der Landesmedienanstalt Saarland hören. Die Anstalt des öffentlichen Rechts und Oberste Landesbehörde ist für die Aufsicht über private Rundfunk- und Fernsehanbieter zuständig, und ihr Einsatzleiter, der Saarbrücker Gerd Bauer, ist als guter Redner und Gesprächspartner bekannt, weil er nicht doziert, sondern mit den Leuten als Medienkonsument auf Augenhöhe plaudert. Er kann bei Kulturspartensender ebenso mitsprechen wie über Polizeiserien, das Dschungelcamp oder "Bauer sucht Frau" - eine Serie, die ihm weniger gefällt. Bauer ärgerte sich speziell über eine einzelne Folge, wo eine junge Frau auf entwürdigende Weise "vorgeführt" worden sei und hinterher Mühe hatte, ihren Alltag im Dorf zu meistern, weil alle über sie lachten.

Hier vertrat der Medienmann die Ansicht, dass man die Darstellerin hätte vor sich selbst schützen müssen und auf Ausstrahlung des Beitrages verzichten. Andere dagegen sagen: selber schuld; wer ins Fernsehen geht, der muss mit allem rechnen. Sei es drum, gegen die "Verrohung und Verflachung" der Programme anzugehen, gegen Pornografie, Gewaltszenen, Diskriminierungen oder verdeckte Werbungen, dürfte nach Überzeugung des Ältestenrates eine nicht endende Mission sein. Wie man befand, wandeln auch zunehmend die öffentlich-rechtlichen Sender auf den Pfaden der Privaten, offenbar in der Annahme, dem Publikum zu dienen.

Wie der Direktor der Landesmedienanstalt berichtete, sei sein Haus auch für die Glücksspielaufsicht im Internet zuständig - eine fordernde Aufgabe, denn viele Anbieter säßen im fernen Ausland und drohten mit teuren Klagen, wenn man sie wegen Verstößen gegen Bestimmungen auch nur rüge oder abmahne. Neben solch eher belastenden Tätigkeiten hat die Anstalt aber auch erfreuliche Dienste zu leisten, etwa die Medienkompetenz der Bevölkerung oder das Saarland als Land des Films zu fördern. Hier gab Bauer den Hinweis auf die Internet-Seite "location-guide.eu", wo interessante Drehorte in der Großregion aufgeführt sind - vielleicht auch eine Fundgrube für den nächsten Wochenendausflug. Oder wie wäre es mit einem Einführungskurs in die Bedienelemente eines Tablet? Drei Stunden, dazu Kaffee und Kuchen - das Angebot der Kampagne "Onlinerland Saar" kommt bei Senioren prächtig an. Und an den Ende April scheidenden Direktor Bauer wurde das Signal gesendet, doch künftig im SZ-Ältestenrat mitzumachen.

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Auf einen BlickIm Ältestenrat, dem Senioren-Sprachrohr und Beratergremium der Saarbrücker Zeitung, diskutierten im Casino der SZ in der Gutenbergstraße: Heribert Bernardy, Ruth Budich, Axel Egler (Vorsitz), Günther Ersfeld, Manfred Fuhrmann , Rüdiger Kaldewey, Ulla Karch, Prof. Dr. Werner Kirsch, Anneliese Mathis, Walter Schaz. red

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