Gegen die Armut, für mehr Gerechtigkeit

Saarbrücken. "Das ist doch die Ungerechtigkeit: Der eine würfelt die Sechs und hat die besten Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten. Der andere würfelt die Eins und weiß nicht, ob er etwas zu essen haben wird und ob er sein Kind auf eine Schule schicken kann." Fleurance Laroppe ist keine Freundin des globalen Glücksspiels

 Fleurance Laroppe (Mitte) kann andere Menschen für ihre Ziele begeistern. Foto: Iris Maurer

Fleurance Laroppe (Mitte) kann andere Menschen für ihre Ziele begeistern. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. "Das ist doch die Ungerechtigkeit: Der eine würfelt die Sechs und hat die besten Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten. Der andere würfelt die Eins und weiß nicht, ob er etwas zu essen haben wird und ob er sein Kind auf eine Schule schicken kann." Fleurance Laroppe ist keine Freundin des globalen Glücksspiels. Sondern eine, die etwas ändern will an der Ungerechtigkeit.

"Man muss so wütend werden, dass man diese Wut in Mut umwandelt", sagt sie. Funkelnde Augen, wilde Locken und ein Mund, der oft über ernste Dinge spricht und dennoch gerne lacht: So sieht er aus, der wohl wichtigste Kopf der Bewegung, die sich in Saarbrücken für den Fairen Handel einsetzt.

"Im Jahr 2000 habe ich den Fairen Handel entdeckt als Möglichkeit, etwas gegen die Armut und für mehr Gerechtigkeit zu unternehmen", erinnert sich Laroppe. Aufgrund ihrer zweijährigen hautnahen Erfahrung vor Ort in Nicaragua suchte sie nach neuen Wegen der Solidarität. Als engagiertes Mitglied des Diriamba-Vereins und Mitbegründerin des Netzwerks Entwicklungspolitik im Saarland verschrieb sich die Frau mit dem sympathischen französischen Akzent ganz dem Thema Fairer Handel, das sie mit Gleichgesinnten auch im Rahmen der Lokalen Agenda 21 in Politik und Öffentlichkeit bekannt machte.

Die Überzeugungsarbeit trug Früchte, brachte Saarbrücken bundesweit in die Schlagzeilen: Im April 2009 wurde Saarbrücken im Rahmen der internationalen Kampagne "Fairtrade Towns" zur "Ersten Fairtrade-Stadt Deutschlands" gekürt. Und im September 2009 wurde Fleurance Laroppe als Projektleiterin der Kampagne "Saarland handelt fair" und Sprecherin der Initiative "Saarbrücken, erste Fairtrade-Stadt" in Berlin mit dem "Ersten Deutschen Fairtrade Award" geehrt.

"Alles, was ich erreicht habe, habe ich gemeinsam mit anderen erreicht", betont Laroppe. Auch die Stadt Saarbrücken, Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und der Rat hätten maßgeblich dazu beigetragen, dass der Faire Handel in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens Alltag geworden sei: So wird etwa im Rathaus, in der Stadtbibliothek und bei der VVS nur noch fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt.

Fleurance Laroppe sieht sich nicht als "Anführerin" der lokalen Fair-Trade-Bewegung, sondern liebt es, Teil eines internationalen Teams zu sein. Nichtsdestotrotz ist sich die Übersetzerin ihrer Gabe bewusst, andere Menschen für ihre Ziele zu begeistern.

Viele von denen, die sich in Saarbrücken für Fairen Handel und Projekte in armen Ländern einsetzen, kennt Fleurance Laroppe noch aus den Jahren der Revolution in Nicaragua, als Helfer in das Land reisten, um die Bevölkerung in ihrem Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben zu unterstützen. "Ich ging mit Anfang 30 nach Nicaragua, half bei der Ernte und baute eine Dorfschule mit auf", erzählt Laroppe. Später kam sie wieder und arbeitete - quasi ehrenamtlich - als Übersetzerin für eine Presseagentur. Im Saarbrücker Diriamba Verein traf Fleurance Laroppe viele, die ebenfalls Teil der internationalen Solidaritätsbewegung gewesen waren und nun vom Saarland aus Projekte in der Partnerstadt Diriamba unterstützen.

Seit Anfang des Jahres bildet der Diriamba-Verein eine der vier Säulen der von Laroppe geleiteten "Fairtrade Initiative Saarbrücken" (FIS). Weitere Träger der Initiative sind der Weltladen Kreuz des Südens, der Verein Haus Afrika und die AG Faire UNI Saar.

Hintergrund

 Fleurance Laroppe (Mitte) kann andere Menschen für ihre Ziele begeistern. Foto: Iris Maurer

Fleurance Laroppe (Mitte) kann andere Menschen für ihre Ziele begeistern. Foto: Iris Maurer

Die "Fairtrade Initiative Saarbrücken" (FIS) wurde im Januar 2010 gegründet und hat Mitstreiter unterschiedlichster Nationalität. Ziel der Initiative ist es, Saarbrücken zur "Hauptstadt des fairen Handels" zu machen. Um diese internationale Auszeichnung zu bekommen, ist noch einiges zu tun. Großes Potential sieht Fleurance Laroppe vor allem noch in der Gastronomie und in Unternehmen. rae

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