Gefahren sollen keine entstehen

Saarbrücken · Bürger empfinden den Saarbrücker Hauptfriedhof in Teilen als verwildert. Das Amt für Stadtgrün und Friedhöfe weist auf Schwerpunkte in der Pflege hin, aber auch auf den Waldcharakter des Geländes und die sich wandelnde Bestattungskultur.

 Leiterin Carmen Dams kann sich eine stärkere Entwicklung des Hauptfriedhofs zu einem Park vorstellen. Foto: Hans-Christian Roestel

Leiterin Carmen Dams kann sich eine stärkere Entwicklung des Hauptfriedhofs zu einem Park vorstellen. Foto: Hans-Christian Roestel

Foto: Hans-Christian Roestel

Durch nahezu brusthoch wachsende Gräser streichen, Farne recken ihre Blätter entgegen, Moos bedeckt den Weg: So präsentieren sich derzeit Teile des Saarbrücker Hauptfriedhofs, und das zum Ärger von Angehörigen und Besuchern. Abseits der großen Wege und Sichtachsen - etwa an der neuen Halle und der Urnenwand-Pyramide - böte sich ihnen ein eher bedauerlich anmutendes und unter Umständen auch gefährliches Terrain.

Beobachtungen unserer Zeitung vor Ort decken sich mit Hinweisen aus der Bevölkerung. "Zwar sind in unserem Feld einige Grabstellen nicht mehr belegt, doch ein paar sind es schon noch. Ich musste mir jetzt den Weg zum Grab sogar mit der Schere freischneiden!", berichtet eine Saarbrückerin. Dieser Zustand sei schon länger so, erzählt die Betroffene. Daher stehe die Überlegung im Raum, das vorhandene Familiengrab nicht zu übernehmen: "Das möchte ich später so keinem zumuten müssen in der Pflege", stellt sie fest.

Angesichts des Zustands des Hauptfriedhofs stellt sich die Frage, inwiefern sich auch Gefahren ergeben, wenn ältere oder nicht so mobile Friedhofsbesucher ausrutschen und sich verletzen. Die SZ traf sich mit Carmen Dams, Leiterin des Amts für Stadtgrün und Friedhöfe, zu einem Lokaltermin.

"Natürlich ist der Zustand bekannt", betont Carmen Dams, allerdings sei es mitnichten so, dass die Stadt nichts tue. " Einerseits gebe es viele Gräber, die liebevoll gepflegt werden. Diese Angehörigen litten dann verständlicherweise darunter, wenn in der Nachbarschaft vernachlässigte Grabstellen zu finden seien. Von Bedeutung sei aber auch, dass viele Grabfelder heute nicht mehr belegt sind oder nur noch vereinzelt. "Da geben wir bewusst der Natur Schritt für Schritt ihren Raum, sorgen aber dennoch für Zugang zu den einzelnen Grabstellen", erläutert Carmen Dams.

"Denn man sollte vor allem den Charakter des Waldfriedhofs tolerieren, mit seinen Bäumen, den vielen schattigen Lagen und der entsprechenden Vegetation." Sie toleriere aber keine Sicherheitsrisiken und hat dies mit der Friedhofsleitung unter Stefan Ruloff auch im Auge. "Die Gehwegplatten zum Beispiel streuen wir einmal jährlich mit Rheinsand ab", sagt Ruloff. Denn hier wie auch zur Entfernung des Krauts auf den Wegen könne man keine Herbizide einsetzen.

Und zum anderen seien die Belastungen durch geringere Gebühreneinnahmen (Rückgang der Bestattungen um rund 20 Prozent in den vergangenen 20 Jahren) und die vielfältigen Aufgaben des Personals Grund für Schwerpunktsetzungen - so etwa die Pflege der Hauptwege. Auch gebe es eine Reihe von Vorrangarbeiten gegenüber dem Gärtnerischen wie die Bestattungen. Insgesamt arbeiten derzeit 20 Beschäftigte auf dem Hauptfriedhof - sie sind zuständig für 65 Hektar Fläche.

Carmen Dams versteht den naturnahen Charakter des Friedhofs auch als Ausdruck eines Wandels in der Bestattungskultur . "Es wird zunehmend weniger Platz benötigt, da im Trend mehr Urnen- als Körperbestattungen vorgenommen werden", erläutert Dams. Berechnungen, so Dams, gehen davon aus, dass künftig 20 bis 30 Prozent der Fläche ausreichen könnten. Für Carmen Dams wäre ein Parkcharakter am Hauptfriedhof denkbar.

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