Gefährliche Überbleibsel aus der Tiefe

Saarbrücken · Immer wieder sorgen Bombenfunde im Saarland für Aufregung. Daher wird der Kampfmittelräumdienst bei Bauvorhaben stets mit eingebunden. Saarbrücken verfügt für Evakuierungen über einen Notfallplan.

 Diese 50-Kilogramm-Bombe wurde vor vier Wochen in Neunkirchen ausgegraben. Foto: Willi Hiegel

Diese 50-Kilogramm-Bombe wurde vor vier Wochen in Neunkirchen ausgegraben. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Wie die Entschärfung einer Fliegerbombe vor vier Wochen in Neunkirchen gezeigt hat, sind im saarländischen Boden noch gefährliche Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg begraben. Wie viele genau, lässt sich schwer sagen. "Angaben zu künftigen Kampfmittelfunden sind aufgrund fehlender Zahlen rein spekulativ", sagt der Leiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes beim Landespolizeipräsidium in Saarbrücken, Dirk Otterbein. "Sicher ist, dass auch in den nächsten Jahren Bomben oder andere Kampfmittel in der Größenordnung der vergangenen Jahre auftreten und beseitigt werden müssen", erklärt er.

Um die Lage von Fliegerbomben zu bestimmen, gibt es allerdings keine Karten, mit denen sich herausfinden ließe, wo die Alliierten wie viele Bomben abwarfen. Meistens werden diese gefährlichen Funde bei Ausgrabungen auf neuen Baustellen gemacht. In Saarbrücken wird der Kampfmittelbeseitigungsdienst daher bei jedem Bauvorhaben von Anfang an mit eingebunden. "Dank Luftbildkarten wird dann geschätzt, ob der Boden der betroffenen Stelle Munitionsfunde oder Bomben beinhalten könnte", erklärt Werner Maurer, Leiter des Amts für Straßenbau und Verkehrsinfrastruktur. Falls eine Gefahr besteht, werden Spezialisten von Privatfirmen beauftragt, das betroffene Gebiet zu sondieren und Erhebungen zu machen. Sollte tatsächlich ein Sprengkörper vergraben sein, wird er vom Kampfmittelbeseitigungsdienst entschärft.

Doch nicht alle Bomben können entschärft werden. "Am schwierigsten sind die Bomben mit chemischen Zündern", sagt der Chef der Saarbrücker Berufsfeuerwehr, Josef Schun. Diese Sprengkörper sind nicht transportfähig. Sie müssen vor Ort gezündet werden. Für Evakuierungen verfügt die Stadt Saarbrücken über einen Notfallplan. In einem Radius von bis zu 300 Meter um den Standort werden die Menschen evakuiert, bis zu einem Kilometer werden Anlieger gewarnt und aufgefordert, zu Hause zu bleiben.

Nicht nur die Saarbrücker Feuerwehr, die Polizei und der Kampfmittelbeseitigungsdienst sind bei solchen Einsätzen beteiligt. Auch Hilfsorganisationen werden mobilisiert, um die evakuierten Menschen zu betreuen. Insgesamt sorgen um die 150 Einsatzkräfte dafür, dass alles reibungslos läuft.

Auch in Völklingen ist die Stadt auf die Luftbilder angewiesen, um potenzielle Stellen mit Blindgängern zu ermitteln. "Deshalb wird vor Aufstellung jedes Bebauungsplans das Landespolizeipräsidium verständigt", erläutert Pressesprecher Uwe Grieger. "Im Zweiten Weltkrieg wurde unsere Stadt und der Standort Völklinger Hütte aber von den US-Bombardierungen relativ verschont - was natürlich nicht heißt, dass sich nirgendwo mehr Bomben befinden", so Grieger weiter.

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Auf einen BlickLaut Kampfmittelbeseitigungsdienst gab es im Jahr 2013 insgesamt 199 Einsätze im Saarland, davon 169 Kampfmittelfunde mit sofortigen Eingriffen und 30 Grundstücksüberprüfungen nach Munitionsfunden. 4843,90 Kilogramm Kampfmittel aller Art kamen hierbei zusammen. Da nicht alle Munitionsfunde gleich vernichtet werden, kommen sie zunächst in einen Lagerbestand und werden je nach Kapazitäten zügig oder in den nächsten Jahren zerstört. Im vergangenen Jahr wurden 8769,74 Kilogramm Munitionsfunde durch Sprengung oder thermische Vernichtung in einem Munitionszerlegebetrieb vernichtet. Außerdem bearbeiteten die Verantwortlichen 436 Anfragen zur Gefährdungsbeurteilung vor geplanten Baumaßnahmen. hem

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