Geduld mit sich selbst

Saarbrücken · Louisa Grauvogel startet diese Woche bei der U18-WM in Donezk im Siebenkampf. Nach kleineren Rückschlägen hat die 16-Jährige aus Ottweiler im Juni mit 5692 Punkten einen neuen saarländischen und deutschen Rekord aufgestellt.

 Das Lächeln ist zurück. Nach einer Saison mit Höhen und Tiefen reist Louisa Grauvogel diese Woche als saarländische und deutsche Rekordhalterin im Siebenkampf zur U18-Weltmeisterschaft nach Donezk in der Ukraine. Hier sitzt sie in der Leichtathletikhalle an der Saarbrücker Sportschule.Foto: Oliver Dietze

Das Lächeln ist zurück. Nach einer Saison mit Höhen und Tiefen reist Louisa Grauvogel diese Woche als saarländische und deutsche Rekordhalterin im Siebenkampf zur U18-Weltmeisterschaft nach Donezk in der Ukraine. Hier sitzt sie in der Leichtathletikhalle an der Saarbrücker Sportschule.Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Vielleicht war es genau das, was sie lernen musste. Sie, die Überfliegerin. Sie, die seit frühester Jugend immer alles dominiert hatte. Sie, die jetzt zum erste Mal Probleme hatte. Einmal zuvor hatte Leichathletin Louisa Grauvogel wirklich kämpfen müssen. Damals als sie sich mit dem ungeliebten Hochsprung abmühte: "Das war richtig schwer. Ich hatte sogar eine Blockade und konnte gar nicht abspringen. Es war aufwendig, das zu lernen."

Aber die mittlerweile 16-Jährige vom TV Ottweiler, die für die LG Saar 70 startet, hat sich reingebissen und gelernt. Doch vergangenes Jahr war es etwas anderes für die Siebenkämpferin, eine Situation, an der sie nichts ändern konnte, die außerhalb ihrer Macht lag. Erst hat sie eine Verletzung zurückgeworfen, dann eine verschleppte Grippe, die bis zu den deutschen Hallen-Meisterschaften im Januar angedauert hat. 3645 Punkte standen am Ende da. Ein erklärbarer Absturz, aber einer, der ihr die eigene Verletzlichkeit vor Augen führte. "Ich musste Geduld lernen. Auch Geduld mit mir selbst", sagt die Schülerin des Saarbrücker Rotenbühl-Gymnasiums. Sie hat gelernt, dass nicht alles in ihrer Macht liegt.

Was sie zu leisten im Stande ist, hat sie dann Anfang Juni beim Mehrkampf-Meeting in Bernhausen gezeigt. 5692 Punkte. Saarland- und Deutschland-Rekord bei der U18 und gleichzeitig die Qualifikation für die U18-WM im ukrainischen Donezk (10. bis 14. Juli). Sport war schon immer die große Konstante in ihrem Leben. Handball hat sie lange gespielt, wovon sie in den Wurfdisziplinen jetzt noch profitiert. Und natürlich immer wieder Leichtathletik. 2011, nach den erfolgreichen Schülerjahren im Sprint, dann der Wechsel in den Siebenkampf und Leistungssport. Eine Umstellung für die Überfliegerin: "Vorher musste ich nie wirklich an meine Grenzen gehen. Jetzt muss ich das." Grauvogel lächelt beinahe zufrieden, während sie das sagt.

"Sie ist ehrgeizig und perfektionistisch", sagt ihre Trainerin Marlen Buder, die sie seit Oktober 2012 betreut: "Aber auch unkompliziert, aufgeschlossen und freundlich." Jetzt, wenige Tage vor den Weltmeisterschaften ist die "UWV", die unmittelbare Wettkampfvorbereitung, abgeschlossen, das Pensum reduziert.

Für Grauvogel wird es in Donezk wohl wieder eine neue Welt sein. Auch wenn sie schon mit der Qualifikation den ersten Traum erfüllt hat: "Alleine schon in den Deutschland-Trikots zu stecken, wird ein Riesen-Gefühl. Was jetzt noch kommt, ist eine Zugabe."

Doch 5692 Punkte sind ein Pfund, mit dem sich wohl auch bei den Weltmeisterschaften wuchern ließe. Einzig die Britin Morgan Lake war in dieser Saison mit 5725 Punkte stärker. Also kein Grund, sich Sorgen zu machen oder zu großen Druck aufzubauen, wie das früher bei ihr der Fall war: "Das, was sich im Kopf abspielt, ist ganz entscheidend. Da brauche ich die Coolheit." Die kommt mit der Zeit. Und das mit der Geduld hat Grauvogel ja mittlerweile gelernt.

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