Gassi gehen nimmt böses Ende

Saarbrücken · Als drei Männer in Zivil sie abends wegen eines Verstoßes gegen die Anleinpflicht ansprachen, glaubte Birgit Amrath-Schäfer nicht, dass sie es mit dem städtischen Ordnungsdienst zu tun hatte. Das zog einen heftigen Streit nach sich. Ausgestanden ist er nicht.

 Birgit Amrath-Schäfer mit Hündin Maja am Staden. Foto: Becker&Bredel

Birgit Amrath-Schäfer mit Hündin Maja am Staden. Foto: Becker&Bredel

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Birgit Amrath-Schäfer und ihre Begleiterin dachten bei der Begegnung in der Dunkelheit sofort: Das ist ein Überfall. Die Frauen hatten im Spätsommer bei der Gaststätte Undine ihre Hunde von der Leine gelassen. Amrath-Schäfer: "Die Tiere sollten in der Saar baden. Plötzlich tauchten drei kahlrasierte Männer in dunklen T-Shirts aus der Dunkelheit auf und fragten, ob wir Hundebesitzer seien. Die Herren behaupteten, sie seien vom Ordnungsamt." Amrath glaubte ihnen nicht. "Ihr Aufzug und Auftreten sprachen dagegen, so dass wir unseren Heimweg fortsetzten."

Die Männer blieben ihnen auf den Fersen. Amrath-Schäfer: "Sie verfolgten uns mit einem Abstand von maximal einem halben Meter, drohten, uns festzuhalten. Wir forderten sie auf, Abstand zu wahren und warnten davor, uns anzufassen. Wir fühlten uns so stark bedroht, dass wir einen befreundeten Anwalt telefonisch um Hilfe baten." Beim Langwiedstift wartete die Polizei, "die wohl von besagten Herren gerufen worden war. Dieser gaben wir Auskunft über unsere Personalien". Amrath-Schäfer schildert den Vorfall in einem Brief an Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und kommt zu dem Schluss: "Wir haben Ihre Ordnungskräfte nicht als Schutz, sondern als starke Bedrohung empfunden. Es wäre sehr hilfreich gewesen, wenn die Ordnungskräfte als solche erkennbar gewesen wären, was sie aber weder von ihrem Äußeren - Glatzen, Hardrock-Café-T-Shirt - noch von ihrem rüpelhaften Umgang, ihrer bedrohlichen Annäherung usw. waren."

Amrath-Schäfer weigert sich nach wie vor, für Bußgeld, Personalienfeststellung und Bearbeitungsgebühren rund 300 Euro zu berappen. Sie übergab die Sache ihrem Anwalt.

Britz hat Amrath-Schäfer geantwortet. Sie schreibt, sie habe mit ihren Ordnungskräften gesprochen. "Die haben jedoch in Teilen den Vorfall anders geschildert, als Sie es angaben, und sich als Mitarbeiter des Ordnungsdienstes zu erkennen gegeben." Dennoch habe Amrath sich geweigert, stehen zu bleiben, und sogar behauptet, ihr gehöre gar kein Hund. Erst als einer der Männer gesagt habe, dann müsse der ja offenbar herrenlose Hund ins Heim, habe sie sich als Halterin zu erkennen gegeben und das Tier angeleint. Um die Lage zu entschärfen, habe ihr Ordnungsdienst die Polizei geholt. Britz folgert: "Ihnen war der Verstoß gegen den Leinenzwang sehr wohl bewusst. Sie versuchten jedoch mit allen Mitteln, dem Bußgeld zu entgehen. Nur dem hartnäckigen und aufwendigen Einsatz meines Ordnungsdienstes ist es zu verdanken, dass Ihre Personalien festgestellt wurden und der Verstoß geahndet werden kann." Britz fügt an, ihre Mitarbeiter hätten sich nach abfälligen Äußerungen über Erscheinungsbild und minderwertige Tätigkeit des Ordnungsdienstes diskriminiert gefühlt.

Das ist kein Einzelfall, wie Charlotte Britz hervorhebt. "Der Ordnungsdienst, welcher Bestimmungen durchsetzen muss, ist oft Aggressionen einzelner Bürger ausgesetzt. Aufgrund der Schilderung meines Ordnungsdienstes komme ich zu der Ansicht, dass sich meine Mitarbeiter in dieser Situation korrekt und angemessen verhalten haben."

Amrath-Schäfer beharrt auf ihrer Kritik an diesem Einsatz der städtischen Mitarbeiter. Sie schrieb Britz: "Ihre Ordnungskräfte erschienen uns als drei bedrohliche Männer. Ihre Sprache, ihr Verhalten verstärkten diesen Eindruck, so dass ich jede weitere Kommunikation ablehnte. Aber Dienstkleidung in der Dunkelheit und ein dem Amt angemessenes Auftreten hätten eine solche Situation vermieden."

Tatsächlich hat sich bei der Dienstkleidung etwas getan. Der städtische Bürgerreferent Robert Mertes teilte mit: "Zum Schutz unserer Kollegen vom Kommunalen Ordnungsdienst tragen sie abends Dienstkleidung, damit sie deutlich als Mitarbeiter zu erkennen sind. Auslöser war dieser Fall."

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