Ganz schön heiß, dieser Kaiser

Saarbrücken · Es waren heftige Temperaturen, aber bei der schwungvollen Premiere auf dem Theaterschiff heizte Frank Lions muntere Compagnie mit dem Musiktheater „Des Kaisers neue Kleider“ dem begeisterten Publikum auf ganz andere Weise ein.

 Vincenzo Di Rosa (Mitte) ist die Idealbesetzung des eitlen Kaisers, Ralf Peter (rechts) und Marlen Ulonska legen ihn mit ihrer ,,Kleidermaschine“ rein. Foto: Lion

Vincenzo Di Rosa (Mitte) ist die Idealbesetzung des eitlen Kaisers, Ralf Peter (rechts) und Marlen Ulonska legen ihn mit ihrer ,,Kleidermaschine“ rein. Foto: Lion

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Zur Premiere des neuen Theaterstücks "Des Kaisers neue Kleider" der Companie Lion auf dem Theaterschiff Maria-Helena an Pfingsten gab es "passend Kaiserwetter". So beschrieb es Hausherr Frank Lion, denn wegen der hohen Temperatur war es auch im Schiffsbauch der Maria Helena sehr warm. Das mitreißende Theaterstück ließ die vielen großen und kleinen Zuschauer die Hitze aber bald vergessen. Denn das, was da geboten wurde, machte richtig Spaß. So wurde nicht nur auf der Bühne gespielt, gesungen und getanzt, sondern im ganzen Schiffsraum. Dafür wurde ein goldener Laufsteg installiert, an dem die Zuschauer wie bei einer Modenschau saßen.

Die Handlung hält sich an das Märchen von Hans Christian Andersen, wurde von Frank Lion aber bearbeitet. Der Kaiser, hinreißend selbstironisch und humorvoll gespielt von Vincenzo Di Rosa, will zu seinem Geburtstag neue Kleider, obwohl seine Kassen längst geplündert sind und sein Volk hungert. Babette, die Küchenmagd, gespielt von Marlen Ulonska, und Adam, der Paketzusteller, "Beim-Schopf-Packer und somit auch Schöpfer und Modeschöpfer", gespielt von Ralf Peter, ersinnen eine Maschine, die unsichtbare Kleider hervorzaubert. Tatsächlich - das kennt man von Andersen - machen die beiden allen vor, die Kleider könnten nur von Leuten gesehen werden, die ihres Amts würdig und nicht dumm sind. Diese Blöße wollen sich natürlich weder der korrupte Minister der Fynanz, verschnupft und pikiert gespielt von Gabriele Bernstein, noch der eitle Kaiser geben. So landet der dann nur in Unterwäsche bekleidet vor seinem Volk.

Dieser jedoch Kaiser - und hier hat Frank Lion die Vorlage geändert - wird geläutert und erkennt, dass er für seine Güte vom Volk geliebt werden will und nicht für seine Kleider. Und so verkauft er diese, um seinem Volk zu helfen, nach dem Motto "Klamotten für Karotten"!

Wie das Ganze von den Darstellern umgesetzt wurde, ist äußerst unterhaltsam. Denn die körperbetonte Spielweise und die mitreißende Freude der Schauspieler, die barocken und samtenen Kostüme oder die genial einfachen Requisiten sind gut ausgewählt. Dazu kommen noch jede Menge Zitate ("Wir sind das Volk"), Wortspiele ("Mit Kreuzzack-Doppelschnack genäht"), viel Übertreibung ("das unverzichtbare Amt des Knopfpolierers") und Lieder von Wolf Giloi. Gerade auch die Musik macht das Stück so schwungvoll, und das nicht nur für Kinder. Am Ende gab es viel Applaus, eine Zugabe und mindestens vier Vorhänge - die jedoch konnten von dummen Menschen nicht gesehen werden!

Nächste öffentliche Vorstellung "Des Kaisers neue Kleider" am 28. Juni, 16 Uhr. Dann liegt das Theaterschiff am Osthafen. Info: www.theaterschiff-maria-helena.com .

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