Ganz nah dran an den Handball-Stars

Saarbrücken · Stefan Schuchort ist erst 20 Jahre alt. Einen großen Traum hat er sich bereits erfüllt. Er war bei der Handball-Weltmeisterschaft in Frankreich als Helfer im Einsatz. Und wird dies sein Leben lang nicht vergessen.

 Stefan Schuchort an seinem „Arbeitsplatz“ als freiwilliger Helfer bei der Handball-WM. In Rouen sah er auch die Spiele der deutschen Mannschaft. Inzwischen ist er – wie die Mannschaft – wieder zu Hause.

Stefan Schuchort an seinem „Arbeitsplatz“ als freiwilliger Helfer bei der Handball-WM. In Rouen sah er auch die Spiele der deutschen Mannschaft. Inzwischen ist er – wie die Mannschaft – wieder zu Hause.

Foto: 54°/Felix König

Stefan Schuchort sitzt im Interviewraum der direkt an der Seine gelegenen "Kindarena" in Rouen und schaut sich um: "Das ist doch toll hier, das ist mit Sicherheit einer der Höhepunkte meines Lebens." Schuchort ist erst 20. Es werden in seinem Leben also wohl noch viele tolle Erlebnisse kommen. Doch wer in das Gesicht des Studenten schaut, glaubt ihm jedes Wort. Der junge Mann strahlt. Er ist beseelt von den Aufgaben und den Abenteuern, die er als Volonteer, also als freiwilliger Helfer, bei der Handball-Weltmeisterschaft erlebt.

Goldrichtige Entscheidung

Auch wenn es kein Geld zu verdienen gibt, war "die Entscheidung goldrichtig, das zu machen". Weil der Student "unheimlich nah ranrückt an all die Spieler, die ich schon immer als Fan bewundert habe". Früher, als er in Weimar zur Schule ging und am Humboldt-Gymnasium sein zweisprachiges Abitur in Deutsch und Französisch ablegte, war er mit seinem Vater Andreas bei jedem Heimspiel des THSV Eisennach. Damals verliebte sich Schuchort in die Sportart Handball : "Ich fand die Atmosphäre mitreißend. Da geht es ab und keiner bleibt liegen, wenn er einen mitkriegt." Ganz anders als im Fußball, "das ist doch im Vergleich total langweilig".

Selbst gespielt hat Schuchort nie, "nur ein Mal in der Schulmannschaft, als wir keine Leute hatten. Und da haben wir gnadenlos verloren". Das änderte jedoch nichts an der Begeisterung, die ungebrochen blieb, als der Teenager nach Saarbrücken umzog, um einen binationalen Studiengang in grenzüberschreitender Kommunikation und Kooperation zu beginnen. Konkret geht es dabei um die deutsch-französischen Beziehungen, die in den Feldern Politik, Wirtschaft, Geschichte und Literatur abgehandelt werden.

Nun kommt also auch noch der Sport dazu. Der junge Mann kann sich gut vorstellen, später mal Sprachen, Reisen und Arbeiten miteinander zu kombinieren. Die Handball-WM war ein erster Vorgeschmack, dass dieser Wunsch nicht in unerreichbarer Ferne liegt. "Irgendwann mal einen Job haben in der Dokumentations-Abteilung bei "Arte", das wäre mein Traum", berichtet Stefan Schuchort.

Ein wenig gekostet von dem, was möglich ist, hat er also schon mal in den letzten beiden Wochen: Handball-Weltmeisterschaft, die deutsche Mannschaft spielt in der Normandie in der schönen Stadt Rouen . Dort also, wo Jeanne d'Arc am 30. Mai 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Am Rande des historischen Marktplatzes, wo heute ein großes Kreuz daran erinnert, dass hier die französische Nationalheldin den Tod fand, ist in einem alten Fachwerkhaus die Bar "Le Sacre". Eine typisch französische Kneipe, in der sich Arbeiter und Studenten treffen. Hier, in diesem urgemütlichen Ambiente, fanden sich in den letzten beiden Wochen auch die deutschen Journalisten ein, um den Tag nach den Spielen und den Medienterminen ausklingen zu lassen. Mittendrinn im bunten Treiben war Stefan Schuchort, der nicht nur in der Halle aktiv war, sondern auch vom Nachtleben der normannischen Metropole kostete.

Da stand ein junger Mann an der Theke und genoss das Leben in vollen Zügen. Schuchort kann sich beglückwünschen, die Initiative ergriffen und sich beim Veranstalter beworben zu haben. Während der Spiele der Vorrundengruppe C war er den Fotografen zugeteilt. Seine Aufgabe bestand darin, sie mit Aufstellungen und weiteren Informationen zu versorgen, aber auch darauf zu achten, dass sie in den für sie vorgesehenen Zonen blieben. "Du schaust ihnen halt auf die Finger, dass sie sich an die Regeln halten", sagt Schuchort. Kein besonders aufwendiger Job, weil sich die Fotografen fair und professionell verhielten. Auch mit den Kollegen im Pressezentrum ist der Deutsche bestens ausgekommen: "Die Franzosen waren unheimlich freundlich und haben mich toll aufgenommen."

Aus im Achtelfinale

Fünf Spiele hat Deutschland in Rouen absolviert und alle gewonnen. Zum Achtelfinale gegen Katar ist Stefan Schuchort nach Paris gefahren. Allerdings nicht für den Organisator, sondern dieses Mal in privater Mission. Quasi als Belohnung, ein Freund hatte noch eine Karte übrig, so dass er die Begegnung gegen Katar als Fan erleben konnte. Stefan Schuchort wird seinen Vater vermisst haben, der in Rouen und Paris eigentlich mit von der Partie sein wollte. Mit dem Sohn nochmal zum Handball losziehen, wie in alten Zeiten. So lautete der Plan, der dann jedoch durch einen Krankenhausaufenthalt vereitelt wurde.

Nach der 20:21-Niederlage der Deutschen gegen Katar ging es für Stefan Schuchort zurück nach Saarbrücken. Das Ende einer abenteuerlichen Reise zur Handball-Weltmeisterschaft. Mitte Februar stehen an der Uni Prüfungen auf dem Programm. Der Student auf Abwegen fühlt sich dafür präpariert: "Eine bessere Vorbereitung als hier in Frankreich könnte ich mir nicht wünschen."

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