Gäste-Plus dank neuer Kaufhäuser

Saarbrücken · 2012 gab es in Saarbrücken rund 30 000 Übernachtungen weniger als im Jahr davor. Worin liegen die Ursachen? Wir sprachen darüber mit Alexander Hauck, dem Geschäftsführer der Kongress- und Touristik Service Region Saarbrücken GmbH, und Frank C. Hohrath, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Saarland.

 Im Oktober 2010 wurde die Europa-Galerie in Saarbrücken eröffnet. Das Projekt war laut Tourismusexperten ein Grund, warum in Saarbrücken 2011 die Übernachtungszahlen überproportional stiegen. Schließlich galt es ja, die Menschen zu beherbergen, die auch wenige Monate nach der Eröffnung noch mit der Einrichtung und Organisation der neuen Läden beschäftigt waren. Archivfoto:  Becker & Bredel

Im Oktober 2010 wurde die Europa-Galerie in Saarbrücken eröffnet. Das Projekt war laut Tourismusexperten ein Grund, warum in Saarbrücken 2011 die Übernachtungszahlen überproportional stiegen. Schließlich galt es ja, die Menschen zu beherbergen, die auch wenige Monate nach der Eröffnung noch mit der Einrichtung und Organisation der neuen Läden beschäftigt waren. Archivfoto: Becker & Bredel

"Natürlich haben wir erst mal überlegt, wie das kommen konnte. Nach den Gesprächen mit den Hotels wurde es aber erklärbar." Alexander Hauck, Geschäftsführer der Kongress- und Touristik Service Region Saarbrücken GmbH, der zentralen Tourismusmarketingorganisation für die Landeshauptstadt und die Region Saarbrücken, blickt auf die Tourismusstatistik für das Jahr 2012. Die weist aus, dass es 6,2 Prozent weniger Übernachtungen in Saarbrücken gab als im Jahr zuvor. Waren es 2011 noch 481 478, meldeten die "berichtspflichtigen Beherbergungsstätten" im Jahr darauf 450 755 Übernachtungen.

Hauck spricht hier von einer Spitze, die es 2011 gegeben habe, verursacht durch "einige Besonderheiten". Denn wenn auch die Zahlen des vergangenen Jahres scheinbar niedrig ausfielen - sie waren höher als 2010, wo es 437 229 Übernachtungen gab.

Wie aber kam es 2011 zu dem ungewöhnlichen Ausschlag nach oben? Der Tourismusexperte führt mehrere Aspekte an. Beispiel Europa-Galerie: "Die wurde zwar schon Ende 2010 eröffnet, aber der Aufbau der Läden dauerte ja. Da übernachteten Leute in Saarbrücken, die mit der Einrichtung und Organisation der Geschäfte beschäftigt waren."

Punkt zwei: die großen Kaufhaus-Bauarbeiten in der Bahnhofstraße für Primark und Tk Maxx. "Mehrere hundert Leute waren monatelang in Saarbrücken auf den Baustellen, die mussten ja auch übernachten. Danach kamen Fachleute nach Saarbrücken, die die Mitarbeiter schulten." Die Gäste hätten "überproportional länger übernachtet": "Das waren keine mehrwöchigen Urlauber." Zudem sei 2011 auch im Freizeitbereich ein außergewöhnliches Jahr gewesen, es habe mehr Touristen als üblich in den Sommerferien gegeben, sagt Hauck.

2012 dagegen habe sich dann einiges negativ ausgewirkt. Zum Beispiel, dass Peugeot Saarbrücken den Rücken gekehrt habe: "Seminare und Schulungen, die Leute in die Hotels gebracht hätten, fielen weg", sagt Hauck. Ein Faktor, auf den man nicht so schnell reagieren könne.

Auch Frank C. Hohrath, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Saarland, erklärt das große Übernachtungsplus 2011 und die gesunkene Zahl im Jahr darauf mit diesen Phänomenen. 2011 habe es sich um ein "Sonderjahr" gehandelt, den größeren Bauprojekten geschuldet. So seien die 2012er-Zahlen "erklärbar" und keinesfalls ein Beleg eines möglichen Qualitätsverlustes der Stadt.

"2011 hat gutgetan", sagt er im Hinblick auf die Auslastung der Saarbrücker Hotels. Deren Belegung zurzeit, so sagt er, "könnte besser sein". Das Mehr an Übernachtungen damals habe sich gleichmäßig auf die verschiedenen Betriebe der Stadt verteilt. Wo sieht er Potenzial für große Steigerungen in der Zukunft? Die könne es geben, "wenn das Messe- und Kongressgeschäft wieder richtig in Schwung kommt", sagt Hohrath. "Dramatisch" würde es allerdings, wenn in Saarbrücken die diskutierte Bettensteuer eingeführt werde.

Wetter führt zu Absagen

Was die Gegenwart angeht, so weisen die ersten verfügbaren Zahlen für 2013 wieder ein Plus bei den Übernachtungen aus. Doch es ist fraglich, wie sich das schlechte Wetter in der Jahresschau auswirkt: "Ende März, Anfang April lag in einigen Teilen Deutschlands noch Schnee, da machten sich die Menschen eher nicht auf den Weg nach Saarbrücken zu einer Städtereise", sagt Alexander Hauck. So mancher Radler oder Wanderer sage derzeit kurzfristig ab: "Wir liegen gefühlt einen Monat im Privatreiseverkehr zurück."Wie groß ist der Anteil der Geschäftsreisenden an den Saarbrücken-Besuchern, wie der der Privatreisenden? Das, so sagt Alexander Hauck von der Kongress- und Touristik Service Region Saarbrücken GmbH, könne man aus der Statistik nicht ersehen. "Das wäre Glaskugelleserei". Man bewerbe beide Zielgruppen gleichermaßen und stütze sich auf Beobachtungen in den beiden Tourist-Informationen im Rathaus und im Schloss.

Für beide Zielgruppen sei der grenznahe Raum, "in dem es keine Grenzen gibt", sehr interessant. Für die, die geschäftlich hierherkämen, sei die passende Infrastruktur da, es gebe ein gutes Angebot von Tagungs- und Seminarhotels. Zudem sei Saarbrücken eine Landeshauptstadt, die leicht über verschiedene Wege erreichbar sei.

Neben vielen Kulturangeboten böten Stadt und Region auch Privatreisenden jede Menge. Man unterstütze so die großen Themen des Saarlandtourismus, Wandern und Radfahren. Beispiel Radfahren: "Viele, die mit dem Rad ins Saarland kommen, beginnen meist in Saarbrücken." Diverse Hotels hätten sich verstärkt darauf eingestellt und sich entsprechend zertifizieren lassen.

Durch solche Angebote ließen sich auslastungsschwache Zeiten ausgleichen. "Zielgruppenkonflikte" durch das Zusammentreffen mit den geschäftlich Reisenden sehe er nicht - "so etwas ist eher eine Bereicherung".

Hauck zählt auch auf, wo es noch hakt: Saarbrücken, sagt er, sei "in relativ exponierter Randlage", man sei nicht von überall innerhalb von zwei Stunden erreichbar. "Hier versuchen wir, unsere Vorzüge herauszustellen."

Und dann ist da noch das Thema Busreiseverkehr. Bislang fehle ein ordentlicher Busparkplatz mit der entsprechenden Infrastruktur, so Hauck. Die Stellplätze an der Schlossmauer reichten nicht aus. Doch sei man auf einem guten Weg, sagt er. Und meint die Pläne, wonach auf dem Parkplatz des früheren Hela-Marktes ein Fernbusparkplatz errichtet wird (die SZ berichtete).

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