G 8 beschäftigt wieder die Politik

Saarbrücken · Umstritten war sie seit Anbeginn: die Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G 8). Nach der Veröffentlichung einer Eltern-Umfrage ist das Thema nun in der Landespolitik wieder auf der Agenda nach oben gerutscht.

 Die achtjährige Schulzeit bis zum Abitur ist umstritten. Foto: dpa

Die achtjährige Schulzeit bis zum Abitur ist umstritten. Foto: dpa

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Die Forsa-Umfrage im Auftrag des Elternvereins für schulische Bildung Saar, wonach sich 72 Prozent der Bürger im Saarland eine Rückkehr zur neunjährigen Schulzeit an Gymnasien (G 9) wünschen (wir berichteten), beschäftigt nun auch die Landespolitik. So schlugen die Grünen gestern vor, an ausgewählten Gymnasien im Saarland neben G 8 auch G 9 anzubieten. Bislang kann das Abitur nach neun Jahren bereits über die Gemeinschaftsschule abgelegt werden. Diese Wahlmöglichkeit soll nun nach Vorstellung der Grünen um eine weitere unmittelbar an den Gymnasien erweitert werden. Ausgehend von dem in der Umfrage festgestellten Wunsch der Elternmehrheit nach einer längeren Schulzeit "wollen wir das bestehende Zwei-Säulen-Modell um eine gymnasiale Variante ergänzen, wonach an ausgewählten Standorten im Rahmen einer Schulentwicklungsplanung einige G 8-Gymnasien wieder in G 9-Gymnasien umgewandelt werden können", erklärte der Grünen-Landtagsabgeordnete und Ex-Bildungsminister Klaus Kessler .

Der Landesvorsitzende der Jungen Liberalen, Marcel Mucker, bezeichnete die bisherige Wahl zwischen G 8 am Gymnasium und G 9 an der Gemeinschaftsschule ohnehin als "keine echte Wahl, da die Schulformen nicht vergleichbar sind". Die FDP Saar fordert deshalb ebenfalls, dass "jedes Gymnasium selbst entscheiden darf, ob es ein achtjähriges oder neunjähriges Abitur anbietet". Selbst parallele G 8- und G 9-Zweige an einem Gymnasium hält die FDP für denkbar. Für eine Rückkehr zu G 9 kämpfen seit längerem auch die Piraten. Sie unterstützen den Elternverein für schulische Bildung Saar bei diesem Ziel aktiv.

Zurückhaltender äußerten sich gestern Linke und SPD . "Wir wollen den Schulfrieden nicht gefährden", erklärte Oskar Lafontaine , Fraktionschef der Linken im Landtag. Seine Partei plädiere jedoch für einen "behutsamen Ausbau der Oberstufen an Gemeinschaftsschulen" im Saarland, um dort vermehrt G 9 anbieten zu können. Eben dies sei auch das Ziel von Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD ), betonte SPD-Fraktionschef Stefan Pauluhn gestern vor Journalisten. Allerdings ziehe "die CDU da immer die Handbremse". Die Sozialdemokraten seien zudem an den Koalitionsvertrag mit der CDU gebunden, der das bisherige Zwei-Säulen-Modell festschreibt. "Wenn wir allein regieren würden, würden wir die Einführung von G 8 zurückdrehen", erklärte Pauluhn. Ob sich die SPD aktiv für eine Rückkehr zu G 9 im Wahlkampf einsetzen werde, ließ Pauluhn offen.

Die CDU betonte gestern demonstrativ: "Wir halten an G 8 in dieser Legislaturperiode fest", so CDU-Fraktionschef Tobias Hans gestern. Die Legislaturperiode dauert allerdings nur noch zehn Wochen. Darauf angesprochen, erklärte Hans: "Was danach kommt, müssen wir dann sehen." Wer will, kann darin bereits erste Signale für Zugeständnisse von Seiten der CDU erkennen . . .

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