„Für uns ist das ein Sechser im Lotto“

Saarbrücken · Gerrit Bernstein ist wieder da. Der Saarbrücker Schauspieler, Sohn der Schauspielerin Gabriele Bernstein, hat seine Ausbildung in Bern abgeschlossen und ist mit Frau und Söhnchen zurückgekehrt. Aber nicht einfach so: Die kleine Familie gehört nun komplett zum Ensemble des Theaters Überzwerg.

 Engelchen flieg . . . Anna, Levin und Gerrit Bernstein: zweieinhalb Neue fürs Theater Überzwerg.

Engelchen flieg . . . Anna, Levin und Gerrit Bernstein: zweieinhalb Neue fürs Theater Überzwerg.

Foto: Iris Maurer

"Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch"? Das Kästner-Zitat ziert in großen Lettern den Bau des Überzwerg-Theaters in St. Arnual. Gerrit Bernstein kennt diesen Satz nur zu gut - und hat ihn verinnerlicht. Schon als 13-Jähriger schnupperte der Sohn der Saarbrücker Schauspielerin Gabriele Bernstein im Jugendclub des Theaters Bühnenluft und blieb ihm bis zum Abitur treu.

Jetzt - ein Schauspielstudium und ein Engagement später - ist der 28-Jährige ans Überzwerg zurückgekehrt. Mit der neuen Spielzeit hat für ihn und seine Frau Anna ein neuer Lebensabschnitt im achtköpfigen Ensemble des Kinder- und Jugendtheaters begonnen.

"Für mich ist das wie ein Coming Home", sagt der gebürtige Saarbrücker. "Dass Anna und ich in der gleichen Stadt und sogar am gleichen Theater arbeiten können, ist für uns sowas wie ein Sechser im Lotto ". Denn die beiden haben noch jemanden im Schlepptau: ihren anderthalbjährigen Sohn Levin, mit dem ein Leben über Hunderte Kilometer Entfernung für sie kaum vorstellbar wäre.

Um den Auftritten seiner Eltern zu folgen, ist Levin noch zu klein. Die Stücke im Überzwerg sind für Kinder ab vier Jahren konzipiert. "Kinder sind ein sehr anspruchsvolles Publikum. Entweder es gefällt ihnen oder eben nicht", beschreibt Anna Bernstein die Herausforderung des Kinder- und Jugendtheaters. Im Theater Überzwerg sieht Gerrit noch eine andere Besonderheit: "Wir zeigen hier etwas, das über das Weihnachtsmärchen hinausgeht. Die Kinder werden mit ihren Sorgen ernst genommen".

Dass die Welt im Theater Überzwerg nicht rosarot ist, zeigt auch das Stück "Die Geschichte von Lena" des dänischen Autors Michael Ramløse, in dem Anna Bernstein in der Rolle der Hauptfigur die Folgen von Mobbing für ihr Publikum regelrecht erfahrbar macht. "So ein emotionaler Zugang bietet die Chance, die Welt und sich selbst zu hinterfragen", meint die 32-Jährige, die zunächst Germanistik und danach Schauspiel studiert hat. "Es gibt eben keine Hierarchie wie in einem Gespräch. Jeder nimmt selbst etwas aus dem Stück mit", fügt Gerrit hinzu.

Kennengelernt haben sich Anna und Gerrit während des Schauspielstudiums in Bern. Nach dem Studium haben sie für ein Jahr in Wilhelmshaven gelebt, wo Gerrit ein Engagement am Theater hatte. Seit Juni sind sie in Saarbrücken . "Wenn man so lange weg war, weiß man die positiven Seiten Saarbrückens mehr zu schätzen", sagt Gerrit.

Anna musste die Stadt erst einmal richtig kennenlernen. Die gebürtige Berlinerin ist in der Schweiz aufgewachsen. "Saarbrücken kannte ich bisher ja nur von kürzeren Besuchen". Inzwischen fühlt sich die kleine Familie hier aber pudelwohl. Besonders gerne verbringen die drei ihre Freizeit mit alten und neuen Freunden in den kleinen Cafés des Nauwieser Viertels. Die gehören zu ihren Lieblingsplätzen in der Stadt - neben dem Theater Überzwerg natürlich.

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