Für ein selbstbestimmtes Leben im Alter

Saarbrücken · „Senioren im Quartier Eschberg“ heißt ein Projekt, das klären soll, welche Lebensumstände geschaffen werden müssen, damit ältere Menschen in der Stadt ein selbstbestimmtes Leben in vertrauter Umgebung führen können.

Der demografische Wandel wird die Landeshauptstadt tief greifend verändern. Denn die Anzahl der älteren Menschen steigt: Im Jahr 2030 werden mehr als 28 Prozent der Bewohner 65 Jahre und älter sein; 2010 waren es rund 21 Prozent. Mehrgenerationsfamilien werden seltener, dafür steigt die Zahl der Singlehaushalte von Senioren. Um den Bedürfnissen der älteren Menschen in der Stadt gerecht zu werden, wurde im Mai 2013 das "Seniorenpolitische Konzept (SPK)" im Stadtrat verabschiedet.

Mehrheitlich wollen Menschen auch im Alter ein selbstbestimmtes Leben in vertrauter Umgebung führen. Doch welche Hilfen brauchen Senioren? Welche Angebote gibt es? Wie gelingt eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben? Wie beugt man der Vereinsamung vor?

Private Akteure

Um das herauszufinden, hat die Landeshauptstadt mit staatlichen und privaten Akteuren der Seniorenpolitik- und -hilfe das Pilotprojekt "Senioren im Quartier (SIQ) Eschberg", das auf der Grundlage des SPK beruht, gestartet. Der Stadtteil Eschberg bietet sich für die modellhafte Entwicklung einer Strategie an, "weil hier überdurchschnittlich viele ältere Menschen leben", so Guido Freidinger, Leiter des Amtes für soziale Angelegenheiten. Später sollen die Ergebnisse auch auf andere Stadtteile übertragen werden.

Auf dem Eschberg gibt es zahlreiche Hilfsangebote für Senioren: die Seniorenberatung des Diakonischen Werkes, das Egon-Reinert-Haus, das einen rollenden Mittagtisch für Senioren anbietet, aber auch in die Kantine zum gemeinschaftlichen Essen lädt, oder die Gemeinnützige Gesellschaft für Arbeitslosenberatung und Beschäftigung Burbach mbH (Gabb), die niedrigschwellige Dienstleistungen wie Einkaufs- und Alltagshilfe anbietet und zahlreiche ehrenamtliche Angebote, so Freidinger.

"Ein Problem aber ist, dass die Zuständigkeiten der Seniorenhilfe verteilt sind auf die Stadt, den Regionalverband und Träger der Wohlfahrtspflege." Oftmals liefen die verschiedenen stationären und ambulanten Hilfsangebote unkoordiniert nebeneinander her, beschreibt der Sozialamtsleiter. "Das Wichtigste ist, dass alle relevanten Informationen bei den Senioren ankommen. Unser Ziel ist es, eine Anlaufstelle zu schaffen, die alle Informationen, egal welche Einrichtung oder Behörde jeweils zuständig ist, für die Senioren bündelt", sagt Freidinger. Wie die Anlaufstelle aussehen wird, "ob es einen Standort gibt oder eine virtuelle Plattform, klären wir gerade". Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) erstellt derzeit einen Fragebogen, der die Wünsche der Senioren beleuchten soll.

60 Projekte

Eine Fördersumme von 10 000 Euro für das Projekt "Anlaufstelle für ältere Menschen" gab es jetzt vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Deutschlandweit wurden 60 Projekte ausgezeichnet. Freidinger freut sich "über Würdigung, aber auch über die kleine Finanzspritze. Damit können wir den Fragebogen finanzieren und detailreich abstimmen." Im Sommer feierte der Eschberg das 50. Jubiläum.Die Bewohner des Eschbergs werden am 22. Januar des kommenden Jahres bei der Auftaktveranstaltung zur "Anlaufstelle für ältere Menschen" informiert. Im Dezember 2014 wird der Abschlussbericht vorgelegt.

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