Für den Tango lebenslang lernen

Saarbrücken · Gerade ist in Saabrücken die neunte Ausgabe des Internationalen Festivals Tango Argentino im Gang. Es dauert noch bis Sonntag. Wir stellen die Macher vor: das argentinische Ehe- und Tanzpaar Silvina und Guillermo Böttcher.

 Das Tango-Duo Silvina und Guillermo Böttcher im Tanzstudio Pyramide. Foto: Iris Maurer

Das Tango-Duo Silvina und Guillermo Böttcher im Tanzstudio Pyramide. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Einen kurzen Moment halten Silvina und Guillermo Böttcher inne. Ihre Augen sind geschlossen, die Wangen berühren sich sanft. Dann beginnen sie, Tango zu tanzen. Konzentriert, doch fast traumwandlerisch, entlocken die Beiden ihren Körpern komplizierte Tangofiguren. Heute verstehen sie sich blind. "Aber das war nicht immer so", sagt Silvina Böttcher schmunzelnd. Das Paar hat vor 28 Jahren mit dem Tangotanzen begonnen.

"Den Haken zwischen die Beine des Tanzpartners nennt man Gancho", erklärt die Tangolehrerin. Dann schwingt sie elegant ihr Bein über das ihres Mannes: "Das ist der Boleo." In einer sanften Schrittfolge führt Böttcher seine Frau übers Parkett. Die Füße des Paares sehen aus, als hätte man sie aneinandergeklebt. "Wenn der Mann die Füße seiner Partnerin schiebt, nennt sich das Barrida," sagt der Tänzer.

Großvater war Deutscher

Der Tango Argentino stammt, wie das Ehepaar Böttcher, aus Buenos Aires. "Den Nachnamen habe ich von meinem deutschen Großvater, der nach Argentinien immigrierte", erklärt der Psychologe. "Ich kam mit meiner Frau 1991 nach Saarbrücken, um hier meine Dissertation zu schreiben. Beendet habe ich sie allerdings nie. Tango war mir wichtiger", sagt der zweifache Vater. Heute ist er beim Verein "Lebenshilfe" beschäftigt. Silvina, ebenfalls Psychologin, arbeitet beim SOS-Kinderdorf in Saarbrücken, gemeinsam geben sie seit 1999 Tangounterricht.

"Tango ist für mich mehr als ein Tanz. Es ist Heimat, erinnert mich an meine Wurzeln", sagt Guillermo, "ich sehe dann Bilder meiner Eltern, die im Wohnzimmer tanzten, als ich noch ein Kind war." Ihre dreijährige Tanzlehrerausbildung absolvierten sie in Buenos Aires. "Doch Tango lernt man nie ganz", sagen sie. Jedes Jahr im Sommer besuchen die Böttchers die argentinische Hauptstadt und buchen Tanzkurse bei Tangomeistern. "Manchmal bekommen wir Ärger mit Familie und Freunden, die sich beschweren, dass wir mehr Zeit mit Tanzen als mit ihnen verbringen", sagt Silvina und lacht, "aber Tango hat man nicht im Blut. Tango muss man lernen."

2009 erhob die UNESCO den Tango zum Weltkulturerbe. Dass der argentinische Tanz sich auch in Saarbrücken ausbreitet, ist seit 1999 das Anliegen der Böttchers. "Die ersten Kurse gaben wir an der Uni. Mittlerweile haben wir einen Raum im ,Tanzsaal Pyramide' im Nauwieser Viertel gemietet und unterrichten dort." Einmal im Jahr aber präsentieren sie sich mit ihrem "Internationalen Festival Tango Argentino", das von ihrer "Arbeitsgruppe Libertango e.V." organisiert wird, einem breiteren Publikum. Für die neunte Ausgabe des Festivals, das am Donnerstag gestartet ist und bis Sonntag dauert, haben sie ein weltberühmtes Tangopaar gebucht: Pilar Alvarez und Claudio Hoffmann aus Buenos Aires werden ihr Können am Samstag und Sonntag in einem Workshop, aber auch beim großen Tango-Ball in der Bel Etage mit den Besuchern teilen. Das internationale "Orquesta Silbando" liefert die Live-Musik. "Vergangenes Jahr hatten wir etwa 180 Paare aus Deutschland, Frankreich, Luxemburg, aber auch aus Holland und Belgien zu Gast", erinnert sich Silvina. Am Donnerstag ging es mit einer "Milonga", einem Tanzabend, im "Sur - Südamerikanische Picadas-Bar" los. "Aber Höhepunkt ist der große Tango-Ball am Samstag mit Live-Musik vom Orquesta Silbando. Ab 21 Uhr wird die Tanzfläche in der Bel Etage voller Tangopaare sein", freuen sich die Böttchers.

9. Internationales Festival Tango Argentino, 25. bis 28. April, mit den Tango-Weltstars "Pilar Alvarez & Claudio Hoffmann", Live-Musik vom "Orquesta Silbana", in der Bel Etage in Saarbrücken.

ag-libertango.de.

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