Frust-Bier statt Sieger-Champagner

Le Mans · Audi hat bei den 24 Stunden von Le Mans einen Doppelsieg eingefahren. Porsche-Pilot Timo Bernhard aus Homburg schob dagegen trotz einer lange Zeit starken Vorstellung Frust.

 Das Ende zwei Stunden vor Schluss: Der Porsche 919 Hybrid von Timo Bernhard wird in die Box geschoben. Foto: Porsche

Das Ende zwei Stunden vor Schluss: Der Porsche 919 Hybrid von Timo Bernhard wird in die Box geschoben. Foto: Porsche

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Lange vergrub sich Timo Bernhard in seiner Box. Enttäuscht, frustriert, niedergeschlagen. Zwei Stunden vor dem Renn-Ende war sein Auto beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans auf Platz zwei liegend ausgerollt. Die Ölpumpe hatte ihren Dienst quittiert.

"Das ist unfassbar", schüttelte der Homburger den Kopf, als er Stunden später im Porsche-Zelt ankam. Während sich die Sieger auf dem Podium in Champagner duschten, genehmigte sich Bernhard ein Frust-Bier. "Wir haben so lange so hart um den Sieg gekämpft. Ein Podiumsplatz war uns sicher - und dann so etwas." Bernhard traf das Aus bei der Rückkehr von Porsche nach Le Mans besonders hart. Er hatte vor einem Jahr die ersten Meter mit dem Porsche 919 Hybrid gefahren. Kein anderer Fahrer ist so lange im Team dabei wie er. "Als ich 1999 bei Porsche unterschrieben habe, hieß es: Wenn du gut bist, dann darfst du irgendwann für uns in Le Mans fahren. Das war schon immer mein Traum", erzählt Bernhard. Dass er gut war, bewies er schnell. Doch weil sich Porsche von dem Rennen zurückzog, musste der Homburger 15 lange Jahre auf die Verwirklichung warten. Entsprechend groß war die Vorfreude. "Ich kann es kaum erwarten, dass es jetzt endlich losgeht", sagte Bernhard noch am Freitag - und seine Augen leuchteten wie bei einem Kind am Tag vor Weihnachten. Am Sonntag dagegen wirkte er wie ein Kind, dem man gerade kurz vor Bescherung gesagt hat, dass Weihnachten ausfällt. "Wir bekamen nach vier Stunden Probleme mit der Balance des Autos, es war richtig schwer zu fahren. Aber wir konnten trotzdem mithalten. Dann auszufallen, ist so was von bitter", sagte Bernhard. Zweimal lag er sogar in Führung. Doch dann kostete am späten Sonntagvormittag erst ein schleichender Plattfuß die Führung, dann warf kurz nach dem folgenden Fahrer- und Reifenwechsel der Defekt seinen Teamkollegen Mark Webber sogar ganz aus dem Rennen. "Aus heiterem Himmel- das Problem hatte sich nicht angedeutet", sagte Bernhard.

Ganz im Gegenteil. Zunächst schienen die Gegner die deutlich größeren Probleme als Neuling Porsche zu haben. Durch einen Unfall bei plötzlich einsetzendem Regen fiel ein Toyota früh weit zurück, einer der Audi sogar ganz aus. Der lange Zeit führende Toyota mit Ex-Formel-1-Fahrer Alexander Wurz rollte am Sonntagmorgen mit Elektrikproblemen aus, bei den verbliebenen beiden Audi musste jeweils der Turbolader gewechselt werden. Am Ende aber reichte es für die Ingolstädter dennoch zum 13. Sieg. Und Bernhard schob Frust. Bis Porsche-Chef Matthias Müller auf einen Tisch sprang - und in die Menge rief: "Wenn mir jemand vor dem Rennen gesagt hätte, dass wir zwei Stunden vor Schluss führen, hätte ich das nie geglaubt. Wir sind ein starkes Rennen gefahren. Und morgen ist der erste Arbeitstag für Le Mans 2015."

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